Hauptversammlung

Ein Fünftel stimmt gegen den Vorstand von Mercedes

Aktionäre des Autoherstellers kritisieren das Verfehlen der Emissionsziele in China und den USA. Auch die Wahl eines Aufsichtsrats findet nicht nur Zustimmung.

Ein Fünftel stimmt gegen den Vorstand von Mercedes

jh München

Trotz des starken Geschäftsjahrs 2021 ist der Vorstand von Mercedes-Benz auf der Hauptversammlung mit reichlich Kritik konfrontiert worden. Im Mittelpunkt standen die Themen Kohlendioxidemissionen und Klimabilanz sowie das Vergütungssystem und die Wahl des Italieners Marco Gobbetti in den Aufsichtsrat. Gegen die Entlastung der Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat stimmten immerhin jeweils mehr als 21%. Rund eine Stunde der Antwortrunde musste wegen technischer Schwierigkeiten der Übertragung während des virtuellen Aktionärstreffens wiederholt werden. So dauerte die Veranstaltung mit einer Präsenz von 64,5% des Grundkapitals knapp sieben Stunden.

Die Fondsgesellschaft Union Investment lobte zwar in ihrer Stellungnahme, dass der Vorstand Mercedes-Benz auf Effizienz und Rendite getrimmt habe: „Der Stern strahlt wieder, der Fokus auf Luxus zahlt sich aus.“ Doch die Klimabilanz bezeichnet Janne Werning aus der ESG-Abteilung von Union Investment als enttäuschend. „Mercedes-Benz hat die Emissionsziele in China und den USA aus eigener Kraft verfehlt und musste Verschmutzungsrechte von reinen Elektroautoherstellern kaufen.“ Das dürfe nicht zum Dauerzustand werden, „sonst kostet es nicht nur viel Geld, sondern auch Glaubwürdigkeit und Reputation in den wichtigsten Märkten der Welt“.

Ähnliche Kritik gab es auch von anderen Fondsgesellschaften wie DWS und Deka. Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre monierte, Mercedes-Benz habe mit dem Kauf von CO2 -Zertifikaten von Tesla die Profitabilität des Wettbewerbers erhöht. Zudem bezeichnet der Verband große, schwere Autos als Ressourcenverschwender: Ob als reiner Verbrenner, als Plug-in-Hybride oder als E-Autos seien sie das Gegenteil von Nachhaltigkeit.

Renata Jungo Brügger, die im Vorstand für Recht zuständig ist, entgegnete, ein großer Stellhebel, um die Emissionsziele auch außerhalb Europas zu erreichen, seien die Anteile der Elektrofahrzeuge. Sie erinnerte daran, dass der Konzern bis zur Mitte dieses Jahrzehnts in jedem Segment ein reines E-Auto anbieten wolle und bis 2030 nur noch Elektrofahrzeuge in allen Märkten, in denen es die Bedingungen zuließen. „In erster Linie muss Luxus nachhaltig sein“, fügte Jungo Brügger hinzu. Einen Widerspruch von Luxus und Nachhaltigkeit gebe es nicht.

Den Antrag, dem Vorstand die Entlastung zu verweigern, begründete die Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre zudem damit, dass Mercedes-Benz „wie andere Konzerne das Instrument der Kurzarbeit für ihre Zwecke ausnutzt“.

Fachmann für Luxusstrategie

Gegen die Wahl von Marco Gobbetti in den Aufsichtsrat stimmten unter anderem DWS und Union Investment. Dem Vorstandsvorsitzenden von Salvatore Ferragamo, Anbieter von Luxustaschen und -schuhe, wird eine Ämterhäufung vorgehalten. Pischetsrieder betonte, Gobbetti könne die Luxusstrategie von Mercedes-Benz bestens unterstützen. Der Italiener wurde mit 93.3% der Stimmen gewählt, Veronica Anne Courtice mit 99,7%.