Schwarze Liste

ESG-Daten­verweigerer am Pranger

In der weltweit größten Umweltdatenbank CDP verweigern noch immer 1 400 besonders relevante Unternehmen ihre Angaben zu Klima, Wasser und Wäldern. Auch 45 deutsche Firmen stehen auf der schwarzen Liste, darunter Fraport, Hellofresh oder MVV Energie. Jetzt bekommen sie Druck von großen Investoren.

ESG-Daten­verweigerer am Pranger

cru Frankfurt

Einige der größten Assetmanager gehen auf Konfrontationskurs zu Konzernen, die sich bei ESG-Daten zugeknöpft geben. 263 Investoren mit addiert 31 Bill. Dollar Vermögen unter ihrer Verwaltung haben 1400 besonders umweltrelevante Unternehmen dafür angeprangert, dass sie Daten zu ihrer Wirkung auf Klima, Wasser und Wälder nicht in der gemeinnützigen, spendenfinanzierten und weltweit größten Umweltdatenbank CDP (Carbon Disclosure Project) offenlegen. Auf der jetzt veröffentlichten schwarzen Liste der Transparenzverweigerer stehen auch 45 deutsche Firmen wie Fraport, Hellofresh, MVV Energie, Ceconomy oder Varta. Zu den Investoren gehören große Assetmanager wie Amundi, Allianz Global Investors, Union Investment und Deka Investment.

Direkte Sanktionen sind mit der Erwähnung auf der Liste nicht verbunden. Dennoch wächst erneut der Druck auf Unternehmen, klimarelevante Daten als Basis für Entscheidungen von Investoren zu veröffentlichen. Im ersten Halbjahr 2021 flossen laut Morningstar Global Sustainable Fund Flows Report circa 323 Mrd. Dollar in nachhaltig anlegende Fonds. Das verwaltete Vermögen in diesen Fonds beläuft sich mittlerweile auf etwa 2,3 Bill. Dollar.

Laut Henrik Pontzen, Head of ESG bei Union Investment, hilft die Transparenz zu Klimaschutz, Artenschutz und Wasserschutz, Glaubwürdigkeit zu schaffen: „Die gesamte Branche arbeitet mit den Daten des CDP, ohne sie wären nachhaltige Assetmanager in dieser Hinsicht quasi blind. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Unternehmen, die sich dem CDP verweigern, müssen die Konsequenzen dessen zu spüren bekommen“, fordert Pontzen.

Deutlich schärfere Worte findet Laurent Babikian, Director Capital Markets bei CDP Europe: „Unternehmen, die nicht offenlegen, riskieren, beim Zugang zu Kapital hinter ihren Wettbewerbern zurückzubleiben“, lautet seine Einschätzung. „Angesichts der bevorstehenden obligatorischen Offenlegung von Umweltinformationen in Regionen wie den USA, dem Vereinigten Königreich, Japan, der EU, Neuseeland und Indien wird die Nichtveröffentlichung für viele dieser Unternehmen ohnehin keine Option mehr sein.“

Die ins Visier genommenen Unternehmen, darunter Fraport, Hello­fresh, Varta, MVV Energie und Ceconomy, haben einen Marktwert von mehr als 24 Bill. Dollar und verursachen zusammen mehr Emissionen als die gesamte EU jährlich (4,8 Gigatonnen CO2-Äquivalent).

Das direkte Engagement wird von der CDP Non-Disclosure Campaign koordiniert, die darauf abzielt, die Transparenz von Unternehmen mit Blick auf ihre Umweltauswirkungen zu erhöhen. Dabei stehen insbesondere diejenigen Unternehmen im Vordergrund, die entweder noch nie oder zuletzt nicht mehr ihre entsprechenden Daten über die CDP-Plattform offengelegt haben.

Die meisten ausgewählten Unternehmen wurden aufgefordert, zumindest über ihre Auswirkungen auf den Klimawandel zu berichten. Die Zahl der Unternehmen, die aufgefordert wurden, Daten zu Wasser (+51%) und Wäldern (+36%) vorzulegen, ist im Vergleich zu 2021 jedoch stark gestiegen – ein Zeichen dafür, dass die Kapitalmärkte sich von den Unternehmen höhere Transparenz zu Umweltthemen jenseits von Emissionen wünschen.

Jedes vierte Unternehmen, das im Rahmen der diesjährigen Kampagne angesprochen wurde, legt im Rahmen des CDP bereits Daten zu einem der drei Kernthemen offen: Klimawandel, Wälder oder Wassersicherheit. Diese Unternehmen wurden angesprochen, weil sie noch keine Daten zu einem anderen für sie wichtigen Bereich offenlegen. Im Rahmen der Kampagne stieg die Zahl der mitwirkenden Finanzinstitute im Vergleich zu 2021 um 57%, ein rekordhoher Zuwachs.

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