Rolf Buch, Vonovia

„Gesellschafts­politisch und wirtschaftlich sinnvoll“

Die Immobilienkonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen stehen kurz vor einer Fusion. Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender der Vonovia, erklärt im Interview mit der Börsen-Zeitung, welche Vorteile er sich durch den Zusammenschluss verspricht, und wieso er jetzt erfolgen soll.

„Gesellschafts­politisch und wirtschaftlich sinnvoll“

Herr Buch, warum kommt die Fusion zwischen Vonovia und Deutsche Wohnen gerade jetzt? Die Frage stellt sich auch, weil das Thema bezahlbarer Wohnraum im Bundestagswahlkampf eine große Rolle spielen wird. Zahlreiche Parteien haben das Thema in ihre Wahlprogramme aufgenommen.

Wir halten den Zusammenschluss zum jetzigen Zeitpunkt für gesellschaftspolitisch wie wirtschaftlich extrem sinnvoll. Wir wollen uns – gerade auch gegenüber der Politik – als verlässlicher und vertrauensvoller Partner beweisen. Im „Zukunfts- und Sozialpakt Wohnen“ haben wir dafür dem Land Berlin konkrete Lösungsansätze angeboten. Es ist höchste Zeit, die Herausforderungen für bezahlbares Wohnen, Neubau und Klimaschutz gemeinsam anzupacken. Zusammen können wir nun unsere jeweiligen Stärken noch besser einsetzen, um die erforderlichen Investitionen dafür zu leisten. Daher ist der Zeitpunkt angesichts der Dringlichkeit dieser Aufgaben genau der richtige.

Warum setzen Sie die Mindestannahmeschwelle mit 50 % so niedrig an?

Eine solche Mindestannahmeschwelle ist durchaus gängig. Wir sind darüber hinaus allerdings auch überzeugt, dass wir ein attraktives Angebot an die Aktionäre beider Unternehmen gemacht haben, und gehen daher davon aus, dass die Schwelle von 50 % deutlich übertroffen wird.

Warum dürfen die Vonovia-Aktionäre nicht mitreden, es handelt sich immerhin um die größte Übernahme der Firmengeschichte. Mussten Sie fürchten, auf Widerstand zu stoßen?

Das Volumen der geplanten Bezugsrechtskapitalerhöhung ist durch die Beschlüsse der Hauptversammlung abgedeckt. Eine außerordentliche Hauptversammlung im Rahmen einer solchen Übernahme einzuberufen, würde den Prozess deutlich verlangsamen. Das hätte die Aussichten auf eine erfolgreiche Transaktion verschlechtert.

Bis wann erwarten Sie den Verschuldungsgrad wieder auf den Zielkorridor von 40 bis 45% zurückführen zu können? In einem ersten Schritt wird die Übernahme ja schuldenfinanziert.

Das hängt vom genauen Zeitraum der geplanten Verkäufe und dem genauen Zeitpunkt der Kapitalerhöhung ab. Voraussichtlich werden wir den Verschuldungsgrad in Höhe von 40 bis 45% im Laufe des zweiten Halbjahres 2021 wieder erreichen.

Die Deutsche Wohnen hat ihr Geschäftsmodell in den Pflegemarkt erweitert. Was passiert mit diesem Geschäftsfeld nach der Fusion?

Wir stehen noch ganz am Anfang des Zusammenschlusses unserer beiden Unternehmen. Konkrete Überlegungen kann ich Ihnen heute noch nicht nennen, wir werden nun erst einmal in die gemeinsame Arbeit einsteigen.

Die Fragen stellte Annette Becker.