Studie

Inflation schlägt Maschinenbauern aufs Gemüt

In Deutschlands Vorzeigeindustrie stellen sich die Unternehmen nach zwei Jahren Pandemie auf einen leicht gebremsten Aufschwung im Jahr 2022 ein. Den stärksten Gegenwind erwarten die Entscheider dabei vor allem auf der Kostenseite.

Inflation schlägt Maschinenbauern aufs Gemüt

kro Frankfurt − Im deutschen Maschinen- und Anlagenbau herrscht nach einer kräftigen Erholungsphase im zweiten Corona-Winter wieder etwas gedämpftere Stimmung. Die Entscheider von insgesamt 150 Unternehmen rechnen nicht mehr mit einer so starken Umsatzentwicklung in der Branche, wie es noch im Sommer beziehungsweise im Herbst dieses Jahres der Fall war. Das zeigt das neue Maschinenbau-Barometer der Unternehmensberatung PwC. Demnach liegt die durchschnittliche Wachstumserwartung in der deutschen Schlüsselindustrie für 2022 nun bei 4,4 %. Im dritten Quartal war noch von einem Plus von 9,0 % für das Jahr 2021 die Rede. Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen, die sich auf eine negative Umsatzentwicklung in dem Sektor einstellen, von 15 % im dritten Quartal auf 25 % gestiegen.

Wie üblich zeigten sich die Befragten in der Studie etwas weniger pessimistisch, wenn es um die erwartete Geschäftsentwicklung im eigenen Unternehmen geht. Hier wird im Durchschnitt ein Umsatzwachstum von 8,2 % in Aussicht gestellt. Zwar waren auch in dieser Betrachtung die Werte in den beiden vorangegangenen Quartalen höher. Doch im Vergleich zur Prognose vom Vorjahr, als die Firmenlenker einen Zuwachs von lediglich 1,3 % auf dem Zettel hatten, ist es doch ein deutlicher Sprung.

Hohe Auslastung

In der Folge arbeiten mittlerweile auch deutlich mehr Unternehmen am Kapazitätslimit. Die durchschnittliche Auslastung liegt derzeit bei 89,5 % − im Vorjahr waren es noch 77,5 %. „Tatsächlich hat die Branche die Auswirkungen der Corona-Krise im Jahr 2021 vergleichsweise gut gemeistert“, sagt Klaus-Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries & Innovation bei PwC Deutschland. „Die globale Qualitätsführerschaft zahlt sich aus. Denn gerade die Auslandsbestellungen sind existenziell für die Vorzeigebranche.“

Umso mehr bereite der Kostendruck den Entscheidungsträgern Kopfzerbrechen. Mittlerweile stellen sich 81 % der Befragten − und damit so viele wie nie seit Beginn der Erhebungen − angesichts der Lieferkettenproblematik auf weiter steigende Kosten bei Rohstoffen und Vorprodukten ein. Auch bei Strom und Personal wird mit höheren Ausgaben gerechnet. Für die meisten handelt es sich bei diesem Thema um das größte Wachstumshindernis. Erst danach folgen die Pandemie und der Fachkräftemangel. An sinkende Kosten glaubt indes so gut wie keiner mehr. Dabei gehen die meisten von einer Steigerung von 2 bis 5 % aus, 28 % erwarten sogar eine Zunahme von 5 % und mehr. Die überwiegende Mehrheit will in der Folge auch an der eigenen Preisschraube drehen und den finanziellen Mehraufwand an die Kunden weiterreichen.

Nur wenige versprechen sich dabei allerdings eine positive Auswirkung auf die Profitabilität. So peilen gerade mal 15 % der Unternehmen eine Steigerung der Gewinnmargen im kommenden Jahr an. Das ist der niedrigste Wert im gesamten Jahr 2021. 64 % kalkulieren zudem mit einer gleichbleibenden und 20 % mit einer rückläufigen Entwicklung. Zu den Optimisten gehören vor allem kleinere Firmen mit bis zu 500 Mitarbeitern. Große Konzerne seien hingegen in komplexeren Lieferketten eingebunden und könnten kurzfristig weniger über ihre Kostenstruktur steuern, heißt es in der Studie.

Nach Einschätzung von Gushurst kann der Ansatz über die Preisschiene in der Inflation ohnehin keine Dauerlösung sein: „Langfristig wirken Preissteigerungen nicht als Rezept gegen Kostendruck“, sagt er. Denn dahinter würden sich weit größere Themen verbergen, wie die Zukunft der Arbeit und Produktion, die Transparenz der Wertschöpfung und die Verantwortung für soziale und ökologische Belange. „Vielmehr wird es also darum gehen, nach zwei Jahren Krise und Krisenbewältigung die Transformation des eigenen Geschäfts im neuen Jahr entschieden in Richtung Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klimaneutralität, und damit auch hinsichtlich Effizienz und Resilienz voranzutreiben.“

Immerhin: Die Innovationsbereitschaft der Firmen ist trotz Krise und Kostendruck zuletzt stabil geblieben. 59 % der Befragten wollen ihre Investitionen im kommenden Jahr auf dem bisherigen Niveau halten. 21 % planen hier sogar mit Steigerungen.

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