Nvidia und AMD zahlen für China-Exporte Abgaben in USA
Mit einem ungewöhnlichen Schritt sichert sich die US-Regierung einen Anteil am China-Geschäft der großen US-Chiphersteller. Die Konzerne Nvidia und AMD hätten sich dazu verpflichtet, 15% ihrer Einnahmen aus dem Verkauf hochentwickelter Computerchips nach China an die US-Regierung abzuführen, sagte ein US-Regierungsvertreter und bestätigte damit einen Bericht der „Financial Times“. Die Vereinbarung ist die Bedingung dafür, dass die Unternehmen wieder Lizenzen für den Export bestimmter Chips für Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI) nach China erhalten. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hatte den Verkauf von Nvidias H20-Chips nach China im April gestoppt.
Kritik aus Expertenkreisen
Ein Nvidia-Sprecher erklärte auf Anfrage: „Wir halten uns an die Regeln, die die US-Regierung für unsere Teilnahme an den weltweiten Märkten festlegt.“ Man hoffe, dass die Exportkontrollregeln es US-Firmen erlaubten, in China und weltweit zu konkurrieren. AMD und das US-Handelsministerium reagierten zunächst nicht auf Anfragen. Das chinesische Außenministerium verwies auf seine wiederholt geäußerte Position zu dem Thema. Peking hatte den USA in der Vergangenheit vorgeworfen, Technologie- und Handelsfragen zu nutzen, um China „böswillig einzudämmen und zu unterdrücken“.
Experten kritisierten den Schritt: „Das ist verrückt“, sagte Geoff Gertz vom Washingtoner Thinktank Center for New American Security. „Entweder ist der Verkauf von H20-Chips an China ein nationales Sicherheitsrisiko – in diesem Fall sollten wir es gar nicht erst tun. Oder es ist kein nationales Sicherheitsrisiko – warum erheben wir dann diese zusätzliche Abgabe auf den Verkauf?“
Alasdair Phillips-Robins, ein ehemaliger Berater im Handelsministerium unter Präsident Joe Biden, sagte, der Bericht deute darauf hin, dass die Regierung „den Schutz der nationalen Sicherheit gegen Einnahmen für das Finanzministerium eintauscht“.
China ist wichtiger Absatzmarkt
Der US-Regierungsvertreter sagte, die Regierung sei nicht der Ansicht, dass der Verkauf der H20-Chips und gleichwertiger Produkte die nationale Sicherheit der USA gefährde. US-Handelsminister Howard Lutnick hatte die Wiederaufnahme der Verkäufe im Juli als Teil von Verhandlungen mit China über die Lieferung von Seltenen Erden bezeichnet. Er nannte den H20 in einem Interview den „viertbesten Chip“ von Nvidia. Es sei im Interesse der USA, dass chinesische Unternehmen amerikanische Technologie nutzten, die fortschrittlichste Technologie bleibe aber vom Export ausgeschlossen.
Mehrere aufeinanderfolgende US-Regierungen haben die Ausfuhr moderner Chips nach China beschränkt, um die Entwicklung des Landes bei KI und im Verteidigungssektor zu bremsen. China bleibt jedoch ein wichtiger Markt für US-Chiphersteller. Nvidia erwirtschaftete im Ende Januar abgeschlossenen Geschäftsjahr 17 Mrd. Dollar Umsatz in der Volksrepublik, was 13% des Gesamtumsatzes entsprach. AMD meldete für 2024 einen China-Umsatz von 6,2 Mrd. Dollar, ein Anteil von 24% am Gesamtumsatz.