Steuervorteile für Sparpläne in Gefahr
Steuervorteile für britische Sparpläne in Gefahr
Labour will Geld in Aktien und Private Assets umleiten
hip London
Im Vergleich zu deutschen Sparern kommen britische Geldanleger in den Genuss großzügiger Steuervorteile: Ein Individual Savings Account (ISA) ermöglicht, bis zu 20.000 Pfund pro Jahr zur Seite zu legen, ohne dass Dividenden, Kapitalerträge oder Zinsen aus dem Sparplan versteuert werden müssen.
Es ist ein Erfolgsmodell: Rund zwölf Millionen Menschen stecken jährlich 80 Mrd. Pfund in solche Sparpläne. Die Assets der insgesamt rund 22 Millionen ISAs summieren sich auf 775 Mrd. Pfund. Das weckt Begehrlichkeiten. Seit einiger Zeit denkt Schatzkanzlerin Rachel Reeves darüber nach, wie das in solchen Konten deponierte Geld für ihre Wachstumsziele genutzt werden könnte.
Obergrenze für Festgeld
Die Denkfabrik New Financial hat eine Reihe von Reformvorschlägen für die in die Jahre gekommene Sparplan-Struktur vorgelegt. Dazu gehört eine Obergrenze von 10.000 Pfund pro Jahr für Cash-ISAs. Dabei handelt es sich im Prinzip um steuerbegünstigte Festgeldanlagen.
Wer mehr Geld anlegen will, müsste den darüberhinausgehenden Betrag dem Vorschlag des Thinktanks zufolge in Aktien oder andere Anlagen stecken. Möglich sei auch die Vorgabe, dass im Gegenzug für die großzügigen Steuervorteile in britische Assets investiert werden müsse.
„Praktisch unmöglich“
Andy Bell, einer der Gründer des Brokers AJ Bell, hält es für „praktisch unmöglich“, solche Vorgaben zu überwachen. Was sei etwa mit Firmen, die ihre Börsennotierung ins Ausland verlagern, fragt er in einem Gastbeitrag für „Money Marketing“. Und welchen Anteil britischer Aktien müsse ein Fonds vorweisen, um als britisch zu gelten?
Aus Sicht der Newcastle Building Society, die neben Immobilienfinanzierungen auch Cash-ISAs anbietet, würden solche Reformen ältere Sparer benachteiligen. Zwei Drittel der eigenen Kunden seien über 60 Jahre alt. Rund die Hälfte habe das Renteneintrittsalter überschritten. Sie könnten dadurch in riskante Investments gedrängt werden, was ihre Altersrücklagen gefährden könnte. Typische Cash-ISA-Kunden kämen aus einem von geringen bis mittleren Einkommen geprägten Umfeld, in dem man auf konventionelle Sparformen setze.