Telekommunikation

Telekom avisiert 10 Mrd. Euro Free Cashflow

Die Deutsche Telekom schätzt sich glücklich über ihre „Positionierung im Westen“ und rechnet auch im laufenden Jahr mit weiteren Ergebniszuwächsen. Im neu gestarteten Konsolidierungspoker der Branche in Europa will der Konzern laut Vorstandschef Tim Höttges nicht mitspielen.

Telekom avisiert 10 Mrd. Euro Free Cashflow

hei Frankfurt

Die Deutsche Telekom will im laufenden Jahr bei Umsatz und Ergebnis erneut schneller zulegen als der europäische Wettbewerb. Beim bereinigten operativen Ergebnis nach Leasingaufwendungen (Ebitda AL) strebt sie 36,5 Mrd. Euro an, bereinigt um den Verkauf von T-Mobile NL sei dies ein Anstieg um 5 %. Im vergangenen Jahr, als die Tochter noch einbezogen wurde, war die Telekom bei 37,3 Mrd. Euro gelandet bzw. 38,2 Mrd. Euro auf Basis konstanter Wechselkurse. Damit übertraf sie ihre eigene zweifach angehobene Prognose sowie die Erwartungen der Analysten. Auch der Free Cashflow fiel am Ende mit 8,8 Mrd. Euro höher aus als die avisierten 8 Mrd. Euro. Im laufenden Jahr soll er knapp ein Sechstel auf 10 Mrd. Euro vorankommen. Die Aktie ging in einem schwachen Markt bis zu 7 % in die Knie.

Die organischen Ergebniszuwächse wurden 2021 wertmäßig vor allem von Deutschland (+339 Mill. Euro) und dem Europa-Segment (+205 Mill. Euro) sowie der Sparte Group Development (+155 Mill. Euro) getragen. Bei T-Mobile US (+30 Mill. Euro), die inzwischen mit einem Anteil von 61% der Hauptergebnisbringer des Konzerns ist, stellt sich die Telekom auf einen vorübergehenden Knick im Gewinnzuwachs ein. Denn die Tochter stellt ihr Endgerätegeschäft von dem bei Sprint üblichen Leasingmodell auf Verkauf um. Der Wareneinsatz schlägt sich im Gegensatz zu Leasingkosten im Ebitda nieder, so dass der Vergleich temporär verzerrt wird. Finanzvorstand Christian Illek sagte im Pressegespräch, er rechne damit, dass T-Mobile US das Leasinggeschäft „binnen zwei Jahren gen null fährt“. Bis dahin weist die Telekom im Konzern das sogenannte Core Ebitda AL aus, das für 2021 pro forma mit 33,7 Mrd. Euro ausgewiesen wird. Zielgröße für dieses Jahr sind 35,5 Mrd. Euro (+5)%. Davon entfallen auf T-Mobile US geplant 21,3 Mrd. Dollar, die restlichen Aktivitäten sollen ein Plus von 400 Mill. Euro schaffen.

Höttges ließ wissen, er habe stets betont, dass die Telekom davon profitiere, in wirtschaftlich starken Märkten mit verlässlichem Rechtsrahmen positioniert zu sein. Dies zahle sich immer mehr aus, betonte er mit Blick auf die Ukrainekrise. Diese berührt den Konzern operativ nur marginal, im Hinblick auf Mitarbeiter in der Software-Entwicklung, die in Sankt Petersburg basiert sind. Das starke Standbein in den USA, wo die „klare Kapitalmehrheit“ bei der bisher zu 48,4% gehaltenen Tochter erklärtes Ziel bleibt, veranlasst den Manager auch zu einem mehr oder minder müden Schulterzucken, was den neu begonnenen Konsolidierungspoker der Branche in Europa angeht. „Ich wage zu bezweifeln, dass sich die Telekom dort einschaltet“, sagte er und fügte mit Blick auf die USA hinzu, der Konzern habe sich „freigekämpft vom Korsett des europäischen Telekommunikationsmarktes“.

Höttges bemängelt seit langem den überhitzten Wettbewerb in Europa, der Umsätze und Gewinn drückt und auf diese Weise die Investitionskraft der Unternehmen. In diesem Zusammenhang verweist der Telekomlenker stolz auf die rund 6 Mrd. Euro, die das Unternehmen im Heimatmarkt investiert. Das bisherige Ziel, zehn Millionen Haushalte bis 2024 mit Glasfaser anzuschließen, will der Bonner Konzern übertreffen. Beim Geld eintreiben hat das Unternehmen dafür keine besondere Eile. „Wir sind in einer Phase, wo wir sehr genau überlegen, wer der richtige Partner ist und wer uns das attraktivste Angebot macht“, sagte Höttges mit Blick auf die Zukunft der Mobilfunktürme. In jedem Fall sei für das Portfolio von mittlerweile mehr als 40000 Standorten eine „Premium-Bewertung“ zu erwarten, unterstrich der 59-Jährige, dessen Vertrag vor kurzem verlängert wurde.

Eine weitere Hängepartie zeichnet sich bei der kränkelnden Geschäftskundensparte T-Systems ab. Sie hat ihr operatives Ergebnis verbessert, Umsatz und Auftragseingang sind jedoch erneut deutlich gefallen. Zwischenzeitlich hatte die Telekom einen Verkauf geprüft. Nun heißt es allerdings: „Wir haben Wachstumspläne für T-Systems, die das Management konsequent vorantreibt.“ Zugleich seien „Optionen für weiteres Wachstum unternehmerisch im Blick“.

Deutsche Telekom
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz108794100999
  Ausland (%)7775,5
Ebitda4053938633
Bereinigtes EbitdaAL3733035017
Betriebsergebnis1305712804
Konzernergebnis41764158
Investitionen2336618694
Operativer Cashflow3719129706
Free Cashflow AL88106288
Nettoschulden132142120227
Börsen-Zeitung
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