Gewinn sackt um zwei Drittel ab

Zölle und Stellenabbau treffen Mercedes-Benz hart

Ergebnis und Gewinn von Mercedes-Benz fallen im zweiten Quartal um mehr als zwei Drittel. Das sind die Folgen der Kosten für einen Stellenabbau und der höheren Zölle. Der starke Cashflow überrascht jedoch.

Zölle und Stellenabbau treffen Mercedes-Benz hart

Zölle und Stellenabbau treffen Mercedes-Benz hart

Ergebnis und Gewinn fallen im zweiten Quartal um mehr als zwei Drittel – Effizienzprogramm belastet zunächst

jh München

Die Zollpolitik der USA und die Kosten für das Trimmen auf mehr Effizienz belasten Mercedes-Benz. Im zweiten Quartal sinken Absatz und Umsatz um etwa ein Zehntel. Auf den Ertrag wirken sich die negativen Effekte noch viel stärker aus. Die gesenkten Zölle für Mercedes-Fahrzeuge aus den USA in die EU ändern daran nur wenig.

Stark gestiegene Zölle, die Kosten für ein Effizienzprogramm mit Stellenabbau und das schwache Geschäft in China machen Mercedes-Benz schwer zu schaffen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie der Nettogewinn rutschten im zweiten Quartal dieses Jahres jeweils um fast 69% nach unten. Unterm Strich stehen 957 (i.V. 3.062) Mill. Euro. Nach dem Rückgang um etwas mehr als 40% in den ersten drei Monaten dieses Jahres bleibt dem Autohersteller im ersten Halbjahr ein Ertrag von weniger als der Hälfte im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum.

Der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius sprach in Telefonkonferenzen für Analysten und Journalisten dennoch von soliden Finanzergebnissen in einem dynamischen Geschäftsumfeld. In China sei der Wettbewerb extrem intensiv. Zudem hätten Sondereffekte und die hohen Zölle das Ergebnis beeinflusst. Diese negativen Effekte bezifferte Finanzvorstand Harald Wilhelm auf 715 Mill. Euro. Den Großteil machten Rückstellungen von 560 Mill. Euro für ein Effizienzprogramm aus. Die Zahl der Mitarbeiter, die bisher ihr Ausscheiden gegen eine Abfindung zugesagt haben, nannte Wilhelm nicht. Er fügte hinzu, es gehe nicht nur um einen Abbau von Stellen außerhalb der Produktion, sondern auch um mehr Effizienz zum Beispiel im Einkauf und in der Entwicklung.

Belastung der Zölle beziffert

Ende April hatte der Vorstand die Jahresprognose für die Profitabilität mit und ohne Einfluss der auf 27,5% erhöhten US-Importzölle genannt. Nach der Einigung der USA und der EU auf 15% stellt das Management nun eine um die Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern von 4 bis 6% für das Segment Cars (Pkw und Vans für private Kunden) in Aussicht. Im vergangenen Jahr waren es 8,1%. Die nun vereinbarten Zölle senkten zusammen mit den Abgaben auf Einfuhren aus anderen Ländern im gesamten Jahr die Marge um 150 Basispunkte (1,5 Prozentpunkte), berichtete Wilhelm. Bisher hatte er eine erwartete Belastung von 300 Basispunkten genannt. Im zweiten Quartal hätten die Zölle das Ergebnis um einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag gedrückt. Ohne diesen Effekt hätte die Segmentmarge bei 6,6% gelegen. Die Wirkungen der Zölle eingerechnet waren es 5,1% (siehe Grafik).

Källenius betonte, Mercedes-Benz habe die Gespräche mit den USA über die Zölle seit Monaten begleitet und Ideen präsentiert. Die USA und die EU verhandelten nun noch über Details. Mit einer geringeren Belastung rechnet der Vorstand nach seinen Worten aber nicht. Es sei sehr unsicher, ob sektor- und unternehmensspezifische Vereinbarungen getroffen würden. VW-Konzernchef Oliver Blume hatte kurz vor der Vereinbarung der EU mit den USA angekündigt, anschließend über einen eigenen Deal für Volkswagen mit den USA verhandeln zu wollen.

„Führender Exporteur aus den USA“

Positiv wirkt sich für Mercedes-Benz aus, dass die Zölle der EU für Autos aus den USA von 10% auf null gesenkt werden sollen. „Wir sind einer der führenden Exporteure aus den USA nach Europa und in die ganze Welt“, sagte Källenius. Zwei Drittel der großen SUVs, die das Unternehmen im Werk in Tuscaloosa im Bundesstaat Alabama produziere, gingen ins Ausland. „Aber wir importieren mehr in die USA, als wir exportieren.“

Källenius verteidigte die EU-Kommission gegen Kritik an der Vereinbarung mit den Vereinigten Staaten. Es sei nicht einfach gewesen. Er habe großen Respekt vor dem, „was die EU hat bearbeiten müssen“. Dass die EU ihre Importzölle auf null senke, sei kein Geschenk an die Amerikaner. „Das ist gut überlegt und wird uns eher helfen“, sagte er. Aufgrund der großen Lieferströme über den Atlantik sichere diese Lösung Arbeitsplätze in Europa.

Den positiven Effekt für Mercedes-Benz dank der Importe aus den USA in die EU bezifferten Källenius und Wilhelm nicht. „Der Effekt ist eher marginal“, berichtete der Finanzvorstand. Dieser sei in der Zollbelastung von 150 Basispunkten auf die Marge eingerechnet – wie alle anderen direkten Zolleffekte.

Überraschend hoher Cashflow

Der Konzernumsatz von Mercedes-Benz sank im zweiten Quartal um knapp 10% auf 33,2 Mrd. Euro. Das entsprach in etwa dem Absatzrückgang von 9%. Eine Überraschung gelang mit dem Anstieg des Finanzmittelzuflusses: Der freie Cashflow im Industriegeschäft (ohne Finanzdienstleistungen) nahm um 14,5% auf 1,87 Mrd. Euro zu. „Das unterstreicht unsere Resilienz“, kommentierte Källenius diese Entwicklung.

Im ersten Halbjahr verringerte sich der freie Cashflow allerdings auf 3,86 (5,5) Mrd. Euro. Die Aktie von Mercedes-Benz weitete am Mittwoch im Lauf des Tages ihren Kursverlust aus. Zum Schluss im Xetra-Handel waren es minus 3,4%.