Investments

Grün und sozial soll es sein

Alternative Investments wie Immobilien und Infrastruktur stehen in unsicheren Zeiten ganz oben auf der Wunschliste institutioneller Investoren. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Assetmanagers Patrizia. Bei der konkreten Auswahl spielen Umwelt-, aber auch soziale Aspekte eine zentrale Rolle.

Grün und sozial soll es sein

Von Thomas List, Frankfurt

Institutionelle Investoren in Deutschland wollen in den kommenden Jahren ihre Investitionen in Infrastruktur und Immobilien deutlich erhöhen. Gefragt sind in erster Linie erneuerbare Energien und Energieerzeugung beziehungsweise Logistik und Wohnen. Dies ergab eine Umfrage des Assetmanagers Patrizia bei seinen Kunden.

Infrastruktur liegt vorn

Der Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation und der Wunsch nach laufenden Erträgen in unsicheren Zeiten – all diese Gründe sprechen sowohl für zusätzliche Investitionen in Immobilien ebenso wie in Infrastruktur, findet Tom Maher, Managing Director Infrastructure der Patrizia AG. „Da der Portfolioanteil von Infrastruktur bei den meisten Investoren aber deutlich geringer ist als von Immobilien, steht Infrastruktur meist an erster Stelle bei den geplanten Investitionen“, sagte er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Außerdem eigne sich Infrastruktur gut zur Diversifikation bei einem schon vorhandenen Immobilienportfolio. Das bestätigt auch die Umfrage. Auf die Frage nach den wichtigsten Vorteilen von Infrastrukturinvestitionen antworteten 87% der Befragten Portfoliodiversifikation. Mit deutlichem Abstand folgten ein attraktives Risiko-Ertrags-Verhältnis (57%) und stabile, regelmäßige Erträge (49%).

Für Maher liegt Infrastruktur bei der Produktentwicklung fünf bis zehn Jahre hinter Immobilien und Private Equity. „Infrastruktur holt aber schnell auf. Wir sehen jetzt schon eine deutliche Verbreiterung des Risikoprofils von Core bis opportunistisch. Außerdem gibt es inzwischen Spezialisten und Generalisten sowohl bezogen auf geografische Regionen als auch Sektoren.“

Bevorzugtes Anlagevehikel sind Fonds, die direkt in Infrastruktureinrichtungen investieren (48%), ge­folgt von Direktanlagen (33%). Für Maher sind dabei nach Risiko, Region und Sektor differenzierte Fonds die Zukunft. „Investoren haben in den vergangenen Jahren immer genauere Vorstellungen entwickelt, in welchen Bereich sie gehen wollen.“ So wollen laut Umfrage mehr als 20% der Befragten ihr Engagement bei erneuerbaren Energien (Wind, Photovoltaik) deutlich und weitere mehr als 50% zumindest leicht verstärken. Mit geringem Abstand folgen Energieerzeugung und Wasserkraft.

Für den Patrizia-Infrastrukturchef ist der Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien ausgesprochen sinnvoll – nicht nur zur Unterstützung der Energiewende (Dekarbonisierung), sondern auch zur Verringerung von Abhängigkeiten bei der Energieversorgung. „Aus Sicht eines Investmentmanagers sind solche Investitionen aber mit Blick auf das Risiko-Ertrags-Profil eine Herausforderung. Für uns sind neue Bereiche interessanter.“ Als Beispiel nennt Maher das kürzlich abgeschlossene Projekt in Italien, das städtischen und landwirtschaftlichen Abfall in Biogas umwandelt, um es dann zu LNG zu verflüssigen. „Dabei ist das Risiko-Ertrags-Profil aus unserer Sicht viel besser als bei klassischen Wind- oder Solarenergieanlagen.“

Ein weiterer Schwerpunkt für ­Patrizia sind Investitionen in Telekommunikation. Maher betont dabei den sozialen Aspekt, sprich: die Teilhabe insbesondere benachteiligter Menschen an den neuen Medien. Schließlich hält Maher den Ausbau der sozialen Infrastruktur (Kindergärten, Pflege und Feuerwehrstationen) für be­sonders wichtig. Dabei gebe es auch eine enge Verbindung zu entsprechenden Immobilieninvestitionen.

72% der Befragten wollen den Immobilienanteil an ihrem Portfolio in den kommenden fünf Jahren erhöhen – 16% sogar deutlich (um mehr als 10%). Schwerpunkte sind dabei Logistik und mit geringem Abstand Wohnen. Eine zentrale Rolle spielen ESG-Gesichtspunkte. Rund drei Viertel der Befragten sammeln und nutzen ESG-Informationen bei ihren Immobilienengagements. Das gilt in erster Linie für Fonds.

Wichtigste Messgrößen sind für die Investoren der Energieverbrauch und der CO2-Verbrauch. 69% bzw. 66% erheben dazu Daten. „Unsere Fonds werden ein Dekarbonisierungsziel verfolgen, das wir mit den Investoren abstimmen“, sagte Mathieu Elshout, Head of Sustainability & Impact Investing bei Patrizia im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Unsere Flaggschifffonds haben bereits ein Net-Zero-Emissions-Ziel und sind bereits dabei, den CO2-Fußabdruck zu verringern.“ Als Vergleichsmaßstab dienen die Dekarbonisierungspfade, die im Rahmen des Carbon Risk Real Estate Monitor (CRREM) festgelegt wurden. „Dieses Vorgehen sollte die Branche vor den Gefahren des Greenwashing schützen“, hofft Elshout.

Fokus bezahlbares Wohnen

Beim Impact Investing konzen­triert sich Patrizia auf ein Thema. „Wir haben mit unseren Investoren 10000 be­zahlbare Wohnungen vereinbart. Sie sollen CO2-neutral sein beziehungsweise bei bereits bestehenden Objekten soll der Energieverbrauch um mindestens 40% reduziert werden. Außerdem wollen wir etwas gegen die Einsamkeit vieler Menschen tun.“ Es gehe beim wirkungsorientierten In­vestieren neben dem finanziellen Er­trag ebenso um den sozialen wie den umweltbezogenen Ertrag, betont Elshout.

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