J.P.Morgan-CEO Dimon warnt vor falscher Sicherheit
J.P.Morgan-CEO warnt
vor falscher Sicherheit
Konjunkturausblick belastet US-Banken – Kreditkosten von Citigroup schießen hoch
xaw New York
Der Blick auf die Kreditportfolios führender US-Banken bereitet Analysten Sorge. So hat J.P. Morgan von April bis Juni Kredite im Volumen von mehr als 2,4 Mrd. Dollar abgeschrieben und damit sowohl mehr als im Vorjahr und Vorquartal. Bei Citigroup schnellten die Kreditkosten gegenüber dem zweiten Viertel 2024 um 16% in die Höhe, da das Haus seine Risikovorsorge aufstockte und auf eine „Verschlechterung des makroökonomischen Ausblicks“ reagierte.
Konjunkturelle Verwerfungen drohen
Denn während sich Amerikas Geldhäuser durch die Abwicklung von Zollzahlungen ein Zubrot verdienen, fürchten sie doch die Effekte konjunktureller Verwerfungen sowohl auf das Privatkunden- als auch auf das Kapitalmarktgeschäft. Jamie Dimon, Vorstandschef von J.P. Morgan, betonte zwar, die Wirtschaft habe sich im abgelaufenen Quartal widerstandsfähig gezeigt. Allerdings warnte er Investoren davor, sich in falscher Sicherheit zu wiegen. „Es verbleiben signifikante Risiken – durch Zoll- und Handelsunsicherheit, verschlechterte geopolitische Bedingungen, hohe Haushaltsdefizite und erhöhte Assetpreise“, gab der CEO zu bedenken.
Zwar brachen Erlös und Gewinn von J.P. Morgan mit einem Minus von 11% auf 44,91 Mrd. Dollar und einem Rückgang um 17% auf 14,99 Mrd. Dollar weniger stark ein als befürchtet. Doch wenngleich das Geldhaus für das Gesamtjahr nun Nettozinserträge von 95,5 Mrd. Dollar statt zuvor 94,5 Mrd. Dollar erwartet, ist das Wachstum weniger und weniger profitabel: Die Nettozinsmarge, vor einem Jahr noch bei 2,62%, ist auf 2,45% abgebröckelt. Denn während die Zahlungsfähigkeit von Schuldnern infolge konjunktureller Spannungen abnimmt, befinden sich die Institute in einem harten Depositenwettbewerb.
Wells Fargo unter Druck
Wells Fargo muss den Ausblick für die Zinserträge bereits zurechtstutzen: Die Bank rechnet jetzt mit einer flachen Entwicklung gegenüber 2024, als sie 47,7 Mrd. Dollar einspielte – zuvor hatte sie noch ein Wachstum um 1 bis 3% prognostiziert. Die Aktie brach im frühen New Yorker Handel am Dienstag um über 5% ein, auch J.P. Morgan lagen leicht im Minus.
Die Analysten des US-Geldhauses gehen davon aus, dass die von Präsident Donald Trump angedrohten Strafzölle von 30% gegen Mexiko und die Europäische Union die US-Inflation um 0,4 Prozentpunkte antreiben könnten und der Fed neuerliche geldpolitische Lockerungen damit noch bedeutend erschweren könnten. Dies droht nicht nur das Kreditgeschäft zu belasten, wobei Analysten insbesondere vor lockeren Bausteinen in den Immobilien- und Kartenportfolios warnen, sondern auch den Aufschwung im Kapitalmarktgeschäft abzuwürgen.
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