Italien

Monte dei Paschi zurrt Kapitalerhöhung fest

Nach langem Ringen hat sich die Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) mit einem Bankenkonsortium auf eine milliardenschwere Kapitalerhöhung geeinigt, die eine drohende Pleite abwenden soll.

Monte dei Paschi zurrt Kapitalerhöhung fest

bl Mailand – Nach wochenlangem Ringen hat sich die mehrheitlich staatliche italienische Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) mit einer Gruppe europäischer und US-Geldinstitute über deren Beteiligung an der 2,5 Mrd. Euro schweren Kapitalerhöhung geeinigt, mit der eine drohende Kapitallücke geschlossen und der Abbau von 3500 bis 4000 der derzeit insgesamt 21000 Stellen fi­nanziert werden soll. Wie das Institut gestern mitteilte, hat sich das internationale Bankenkonsortium zur Ab­nahme von Aktien im Wert von bis zu 807 Mill. Euro verpflichtet. Dem Bankenkonsortium gehören Bank of America, Mediobanca, Citigroup und Credit Suisse sowie Banco Santander, Barclays, Société Générale und Stifel Europe an. Für weitere 50 Mill. Euro garantiert der Fonds Algebris als Sub-Underwriter. Der Staat, der 64% der Anteile hält, wird 1,6 Mrd. Euro an frischem Kapital beisteuern.

CEO Luigi Lovaglio konnte das Bankenkonsortium erst zur Teilnahme bewegen, nachdem er auch eine ganze Reihe von privaten Geldgebern überzeugt hatte, sich mit mehreren 100 Mill. Euro an der Kapitalmaßnahme zu beteiligen. Dazu ge­hören etwa die französische Versicherung Axa, die Sparkassenstiftung von Florenz, der französische Unternehmer Denis Dumont oder der italienische Vermögensverwalter Anima, der Fonds Hosking sowie Investment-Fonds wie Pimco, Melkart und Bluebay. Die verbleibenden rund 100 Mill. Euro müssen bei privaten Investoren eingesammelt werden.

Investoren haben in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit MPS gemacht. Bei diversen Kapitalmaßnahmen wurden in den vergangenen 14 Jahren fast 25 Mrd. Euro verbrannt. Zudem entspricht das geplante Emissionsvolumen in etwa dem Zehnfachen des derzeitigen Börsenwerts der ältesten Bank der Welt. Was die Banken und Investoren veranlasst, mitzumachen, ist unklar.

Frist endet am 3. November

Der Verkauf der Aktien soll am kommenden Montag beginnen und am 3. November enden. Für jeweils drei Anteilscheine sollen die Be­standsaktionäre 374 neue Papiere zu je 2 Euro erhalten. Das Angebot liegt den Angaben zufolge 7,79% unter dem um die Bezugsberechtigungen bereinigten theoretischen Wert der Aktien (Terp).

Das Institut kündigte auch die Verschiebung der Veröffentlichung des Geschäftsberichtes an: Die Ergebnisse des dritten Quartals wird MPS erst am 10. November vorlegen.

Der MPS-Aktienkurs reagierte am Donnerstag mit einem kräftigen Abschlag von 32% auf 17,326 Euro auf die Ankündigung. Das Papier hat binnen eines Jahres mehr als 80% seines Werts verloren. Bonds da­gegen mit Laufzeiten bis 2030 re­a­gierten mit Aufschlägen von fast 50%. Zuletzt hatten sie stark an Wert verloren, weil die Gefahr bestand, dass sich die Bondholder an den Lasten beteiligen müssen.

Lovaglio hat nun die Mittel zur Finanzierung des Personalabbaus, durch den sich die Personalkosten bereits 2023 um 270 Mill. Euro reduzieren sollen. Außerdem will er bis 2024 etwa 11% der 1400 Geschäftsstellen schließen sowie die Cost-Income-Ratio von heute 71% auf 60% senken. Ex-Unicredit-Banker Lovaglio, der in Finanzkreisen einen sehr guten Ruf genießt und Experte für Umstrukturierungen ist, muss das In­stitut nun fit bzw. attraktiv machen für eine Privatisierung. Die EU hat die im Dezember abgelaufene Privatisierungsfrist gegen eine Reihe von Auflagen wie den Verkauf von Im­mo­bilien und anderen Unternehmensteilen sowie den Verzicht auf Dividendenzahlungen bis 2024 verlängert.

Doch in der Bank schlummern nach wie vor erhebliche Risiken. So stehen etwa italienische Staatsanleihen im Umfang von 13 Mrd. Euro in der Bilanz. Mehr als 8 Mrd. Euro davon sind nach Marktpreisen (Fair Value) verbucht. Bei einem Wertverlust von nur 10% droht ein Kapitalverlust von 800 Mill. Euro. Außerdem sitzt die Bank nach Ansicht von Beobachtern auf viel zu hohen Kosten und ist nach wie vor in milliardenschwere Rechtsstreitigkeiten verstrickt. Dazu kommt die gesamtwirtschaftliche Situation mit einem möglicherweise starken Anstieg von Kreditausfällen.

Als potenzielle Interessenten für das Institut gelten neben der HVB-Mutter Unicredit die italienischen Banken BPM und BPER, aber auch der französische Crédit Agricole, der in Italien bereits mehrere Institute übernommen hat, sowie die ebenfalls französische BNP Paribas, die über die Banca Nazionale del Lavoro (BNL) in Italien vertreten ist. Auch die Deutsche Bank wird von manchen Experten als potenzieller Interessent genannt. Allerdings hat etwa Unicredit im vergangenen Herbst nach monatelangen Übernahmeverhandlungen mit der Regierung einen Rückzieher gemacht, obwohl Rom erhebliche Zugeständnisse gemacht hatte. Interessenten dürften vermutlich die weitere Entwicklung bei der Bank abwarten.