Mediobanca-Chef feuert Breitseite gegen Rom
Mediobanca-Chef feuert Breitseite gegen Rom
Alberto Nagel sieht in Monte-dei-Paschi-Offerte viele „Anomalien“ und vermutet dahinter die Regierung – Fusion ökonomisch schädlich
Mediobanca-CEO Alberto Nagel wehrt sich massiv gegen das als feindlich betrachtete Übernahmeangebot der Monte dei Paschi. Er sieht darin eine abgestimmte Aktion, hinter der die Regierung steckt. Ökonomisch sei das Projekt wertzerstörend. Doch der Mediobanca drohen die Felle davon zu schwimmen.
bl Mailand
Die Kritik an der Rolle der italienischen Regierung bei der Konsolidierung im Bankensektor nimmt massiv zu. Nachdem zuvor Unicredit-CEO Andrea Orcel, die EU-Kommission sowie ein Gericht erhebliche Zweifel an der Zulässigkeit diverser Interventionen geäußert hatten, legte nun Mediobanca-CEO Alberto Nagel nach. „Sein“ Institut ist Gegenstand eines feindlichen Übernahmeangebots durch die teilstaatliche Monte dei Paschi di Siena (MPS): „Die Situation, in der die Regierung mehrere Rollen innehat – sie ist Hauptanteilseigner (der MPS), kontrolliert deren Verwaltungsrat und bestimmt über die Golden-Power-Regelung die Regeln – hat verschiedene Akteure in Italien dazu veranlasst, diese Operation direkt oder indirekt zu unterstützen“, sagte Nagel in einer Analystenkonferenz.
Nagel glaubt nicht, dass es mit rechten Dingen zugeht. „Das Fusionsvorhaben der MPS weist zu viele Anomalien auf“, findet er. Auf Druck Roms hätten mehrere langjährige Mediobanca-Aktionäre, darunter die Bank Mediolanum, Stiftungen und Infrastrukturkonzerne, die von der Regierung abhängig seien, ihre Mediobanca-Beteiligungen verkauft.
Merkwürdigkeiten
Auch die Umstände der Veräußerung einer 15%igen Staatsbeteiligung im November 2024 an die mit der Regierung befreundeten Aktionäre Caltagirone und die Holding Delfin sowie an den Vermögensverwalter Anima und die Bank BPM kommen Nagel merkwürdig vor. Andere Interessenten wie BlackRock oder Unicredit sind nicht zum Zug gekommen – ein Thema, das auch die Justiz beschäftigt. Der Mediobanca-CEO kommt zu dem Schluss, dass die Transaktion „von allen Hauptaktionären, einschließlich der Regierung, vorbereitet, abgestimmt und unterstützt worden ist. Das lässt uns vermuten, dass es bereits im Moment ihres Einstiegs einen Plan zur Übernahme der Mediobanca gegeben haben muss, denn sonst hätte es keinen vernünftigen Grund gegeben, hunderte von Millionen Euro in eine Bank zu investieren und das zu einem Zeitpunkt, zu dem sie bereits stark in italienische Finanztitel investiert waren. Um weitere Mittel zu investieren, wenn man bereits stark investiert ist, muss man einen Plan haben“, meint Nagel.
Werte zerstört
Der Mediobanca drohen die Felle davon zu schwimmen. Denn obwohl die Monte dei Paschi für die Offerte von 13,2 Mrd. Euro über einen Aktientausch keinen Aufschlag zahlt, hat sie gute Chancen, die Mediobanca zu übernehmen. Mehrere große MPS-Aktionäre wie Caltagirone und Delfin sind bei beiden Instituten beteiligt und unterstützen das Vorhaben – ebenso wie Rom.
Nagel hat auch massive Zweifel am ökonomischen Sinn der Übernahme. MPS habe durch diverse Verkäufe von Aktivitäten massiv Marktanteile verloren, habe überdurchschnittlich viele faule Kredite im Portfolio und sei mit Rechtsrisiken von 3,5 Mrd. Euro konfrontiert. Dafür seien nur Rückstellungen von 500 Mill. Euro gebildet worden. Nach seinen Worten würden durch eine Übernahme Werte zerstört, die Mediobanca geschwächt und es gebe erhebliche Ausführungsrisiken.
„Die Regierungen gewinnen immer“
Unicredit-CEO Andrea Orcel hatte zuvor massive Kritik an den Bedingungen geäußert, die Rom für die geplante Übernahme der BPM verlangt. Sowohl ein Gericht der Region Latium als auch die EU-Kommission geben Unicredit teilweise Recht. „Das Dekret der Regierung könnte gegen Artikel 21 der EU-Fusionskontrollverordnung verstoßen“, teilte Brüssel mit. Rom versprach, „in konstruktiver Weise“ auf die Einwände reagieren zu wollen. Doch Orcel macht sich keine Illusionen: „Die Regierungen gewinnen immer. Sie sollten sich deshalb raushalten.“ Das bezog er wohl auch auf die Commerzbank. Die Bundesregierung widersetzt sich einer möglichen Übernahme des teilstaatlichen Instituts durch Unicredit.