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Deutsche Bank sieht sich bei Umbau fast am Ziel

Zinswende und Zuwächse im Geschäft mit Firmenkunden haben die Kassen der europäischen Großbanken klingeln lassen – und die Deutsche Bank beim Schlussspurt ihres Restrukturierungsprozesses angeschoben.

Deutsche Bank sieht sich bei Umbau fast am Ziel

bl/hip/lee/ths Frankfurt

Zinswende und Zuwächse im Geschäft mit Firmenkunden haben die Kassen der europäischen Großbanken klingeln lassen – und die Deutsche Bank beim Schlussspurt ihres Restrukturierungsprozesses angeschoben. Wie das Frankfurter Institut am Mittwoch mitteilte, hat es in den ersten neun Monaten des Jahres dank Ertragszuwächsen und gesunkenen Kosten das selbstgesteckte Renditeziel von 8% geringfügig übertroffen. „Wir sind sehr nah daran, unsere Restrukturierungsziele zu erreichen“, sagte Finanzvorstand James von Moltke. Den 2019 angestoßenen Transformationsprozess bezeichnete er als zu 99 % abgeschlossen.

Der im Zuge des Konzernumbaus der Deutschen Bank beschlossene Ausstieg aus dem Aktienhandel erwies sich vor dem Hintergrund der jüngsten Marktentwicklung als gute Entscheidung. Auf diese Weise reichten die Zuwächse im Anleihehandel, in dem die Deutsche Bank traditionell an der Spitze mitspielt, um den herben Einbruch im Emissions- und Beratungsgeschäft auszugleichen. Unter dem Strich verzeichnete die Investmentbank, der die Deutsche Bank auch das Kapitalmarktgeschäft zuordnet, um 13% gestiegene Erträge.

Die britische Wettbewerberin Barclays verzeichnete im dritten Quartal einen Ertragszuwachs von 8% auf knapp 6 Mrd. Pfund. Das Geldhaus konnte die Einnahmen aus dem Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen nahezu verdoppeln. Wegen des einbrechenden Aktiengeschäfts blieb in der Sparte Global Markets allerdings am Ende nur ein Wachstum von 15 %. Das nervöse Marktumfeld war weder Neuemissionen dienlich, noch regte es zu Übernahmen und Fusionen an. Nachdem sich die Gebühreneinnahmen im Investment Banking nahezu halbierten, gingen die Erträge der Corporate & Investment Bank insgesamt um ein Zehntel zurück. Bei Standard Chartered wuchs das Geschäft der Finanzmarktsparte um 17 %. Im Macro Trading stiegen die Erträge um mehr als ein Drittel.

Auch Spaniens führende Bank Santander konnte dank der Zinswende in ihren Märkten in Europa und Amerika und einem guten Geschäft im Corporate Banking mit einem Rekordgewinn aufwarten. Die Kreditvergabe wuchs im Jahresverlauf wechselkursbereinigt um 8% auf 28,5 Mrd. Euro. Die wichtigsten Einzelmärkte für die Spanier waren erneut Brasilien und die USA. Santander ist traditionell sehr auf das Retailgeschäft fokussiert und erwartet daher, in den kommenden Monaten noch stärker von den steigenden Zinsen zu profitieren. Obwohl ihm die hohe Inflation zu schaffen macht, was sich in einem Kostenanstieg von 6% bemerkbar macht, hält das Institut an seinem Renditeziel fest, das mit 13% noch immer deutlich über dem der Deutschen Bank liegt.

Dank wachsender Zinseinnahmen, einer niedrigeren Risikovorsorge und gesunkener Kosten überraschend positiv entwickelte sich auch das Quartal der italienischen HVB-Mutter Unicredit. Mit einem Gewinnplus von 61,6% auf 1,7 Mrd. Euro nach Steuern übertraf das Institut die Erwartungen der Analysten deutlich. Sie hatten im Durchschnitt lediglich mit 1 Mrd. Euro gerechnet. Vor diesem Hintergrund hob Konzernchef Andrea Orcel die Prognose für den Jahresgewinn von bislang 4 auf 4,8 Mrd. Euro an.

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