Assetmanager wegen ESG-Kampagnen unter Druck

US-Kartellbehörden senden Warnung an Blackrock

Die Positionen großer Assetmanager bei mehreren Unternehmen aus der gleichen Branche sind US-Kartellbehörden ein Dorn im Auge. Blackrock und Konsorten stehen damit vor grundsätzlichen Problemen.

US-Kartellbehörden senden Warnung an Blackrock

US-Kartellbehörden warnen Blackrock

Einfluss großer Assetmanager bei mehreren Unternehmen aus gleichem Sektor ist Justizministerium Dorn im Auge

Die Positionen großer Assetmanager bei mehreren Unternehmen aus der gleichen Branche drohen laut US-Kartellbehörden gegen Wettbewerbsrecht zu verstoßen. Blackrock und Konsorten stehen damit vor der grundsätzlichen Frage, wie aktiv sie ihre Aktionärsrechte in der aktuellen Legislaturperiode noch ausüben können.

Von Alex Wehnert, New York

Ihr Klimaschutz-Engagement bringt führende Assetmanager zunehmend in die Bredouille. Denn das US-Justizministerium und die Wettbewerbsaufsicht FTC schlagen sich nun auf die Seite republikanisch kontrollierter Bundesstaaten, die laut S&P Global eine koordinierte Anti-Nachhaltigkeits-Kampagne verfolgen und dabei insbesondere Vermögensverwalter wie Blackrock, Vanguard und State Street ins Visier genommen haben. Deren Beteiligungen an miteinander konkurrierenden Unternehmen drohen laut den Behörden gegen Kartellrecht zu verstoßen.

Streit um Kohleproduktion

Aufhänger ist eine vom texanischen Generalstaatsanwalt Ken Paxton vorangetriebene Klage, in der Republikaner Blackrock, Vanguard und State Street vorwerfen, den Wettbewerb in der Kohleindustrie unterminiert zu haben. Die drei Manager hätten im vergangenen Jahr Anteile zwischen 8 und 34% an allen öffentlich gehandelten Unternehmen aus dem Sektor gehalten, die laut der aktuellen bei Gericht eingereichten Stellungnahme von Justizministerium und FTC nahezu 50% der US-Kohleproduktion kontrollieren.

Der texanische Generalstaatsanwalt Ken Paxton geht hart mit Assetmanagern ins Gericht. Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Bob Daemmrich.

Paxton erhebt den Vorwurf, Vermögensverwalter hätten sich verschworen, den Kohleoutput zu reduzieren. Dieses „unrechtmäßige linke Komplott“ habe die Energiepreise in die Höhe getrieben. „Präsident Donald Trump versteht die Bedeutung von Kohle für unsere Energiesicherheit und hat geschworen, linke Ideologen zu bekämpfen, die uns unter Vorspiegelung von ESG-Bedenken schwächer und ärmer machen wollen“, sagte FTC-Chef Andrew Ferguson.

Heftiges Wortgefecht

Amerikas Kartellbehörden führten nun die Mission der Administration aus, die „amerikanische Energiedominanz zu entfesseln“ und die „Versuche der Linken zu stoppen, die Finanzmärkte mit politischen und sozialen Zielsetzungen zu korrumpieren“. Die für Kartellrecht zuständige Assistenz-Justizministerin Abigail Slater teilte mit, sie werde „nicht zögern, gegen mächtige Finanzfirmen einzutreten, die Pensionsrücklagen von Amerikanern nutzen, um den Wettbewerb zu schwächen.“

Blackrock antwortete, die Unterstützung des Justizministeriums und der FTC „für diese haltlose Klage untergräbt die Bemühungen der Trump-Administration um amerikanische Energieunabhängigkeit“. Die Theorie, dass Kohleunternehmen sich mit ihren größten Aktionären verschworen hätten, den Output zu verringern, sei absurd. Tatsächlich sei dieser zwischen 2020 und 2022 – dem Jahr, als die NZAM mit dem Austritt von Vanguard zu bröckeln begann – sogar gestiegen.

Und tschüss: Blackrock-Chef Larry Fink hat sein Haus aus Klima-Initiativen zurückgezogen. Foto: picture alliance/empics | Ben Whitley.

Assetmanager nun zu zwingen, ihre Beteiligungen an Kohleunternehmen abzubauen, sei kontraproduktiv. Denn dies versperre den Produzenten den Zugang zu Kapital und erschwere ihnen damit Investitionen in die Zukunft, was voraussichtlich wiederum zu höheren Energiepreisen führen werde. Vanguard wirft den republikanisch kontrollierten Bundesstaaten indes vor, Recht zu verzerren und damit Schäden für Einzelinvestoren zu verursachen. Laut State Street ändert die Einmischung der Bundesbehörden nichts daran, dass die von Texas vorangetriebene Klage haltlos sei.

Klima-Initiative stellt Aktivitäten ein

Dennoch hat die Anti-ESG-Kampagne in den USA, in deren Zuge staatliche Pensionsfonds Milliardenmittel aus Investmentvehikeln von Blackrock und Konkurrenten abgezogen haben, bereits beträchtliche Wirkung gezeigt. So hat die 2020 gestartete Initiative „Net Zero Asset Managers“ (NZAM) ihre führenden Mitglieder verloren und ihre Aktivitäten im laufenden Jahr ganz eingestellt.

Durch die von Bundesseite unterstützte Klage der Staaten steht nun die sogenannte „Common Ownership“ infrage. Blackrock betont, dass ihre Beteiligungen an mehreren Firmen aus der gleichen Branche nicht gegen Kartellrecht verstießen, da ihre Fonds passiv und indexorientiert investierten. Stimme sie gegen Direktoren von Kohleunternehmen oder spräche sie mit dem Management über Klimarisiken, gehe dies zufällig mit ihrer Eigentümerschaft einher und sei nicht Teil einer wettbewerbsfeindlichen Verschwörung.

Regulatorische Risiken wachsen

Doch Studien auch liberaler und progressiver Ökonomen zeigen, dass „Common Ownership“ in Branchen wie dem Airline-, Banking-, Pharma- und Konsumgütersektor zu höheren Preisen geführt hat. Das Justizministerium und die FTC wollen nach eigenen Angaben zwar nicht an den Prinzipien der Indexfonds-Branche rütteln. Versehen ist dies allerdings mit der Drohung, dass Großinvestoren mit ihrer Einflussnahme keine Grenzen überschreiten sollten. Wo diese Grenze verläuft, ist politisch allerdings hoch umstritten – die regulatorischen Risiken für Blackrock und Konsorten dürften laut Analysten in der laufenden Legislaturperiode damit noch wachsen.

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