Fed vor schwieriger Gratwanderung in der Geldpolitik
Fed vor schwieriger Gratwanderung in der Geldpolitik
28. ‒ 30. Oktober
Heikle Gratwanderung der Fed
Kommende Woche entscheiden gleich drei große Notenbanken über ihre Leitzinsen. Die Fed muss dabei eine Gratwanderung angesichts einer zu hohen Inflation, eines schwachen Arbeitsmarkts und fehlender Daten hinlegen. Die Bank of Japan ist mit einer neuen Regierung konfrontiert und die EZB verharrt im Wartemodus.
Von Martin Pirkl, Frankfurt
Derzeit möchte wohl kein EZB-Rat mit einem Mitglied des Offenmarktausschusses (FOMC) der Fed tauschen. Denn die Lage der US-Notenbanker ist nicht nur wegen der ständigen Kritik aus dem Weißen Haus und der unter Druck stehenden Unabhängigkeit der Fed äußerst schwierig. Auch die Kalibrierung der Geldpolitik in den USA ist derzeit viel komplizierter als im Euroraum.
Im August lag die Inflation in den Vereinigten Staaten gemessen am PCE-Preisindex bei 2,7%, die Kernrate sogar bei 2,9%. Dabei haben die US-Zölle nach Einschätzung der meisten Ökonomen ihre inflationären Effekte noch gar nicht entfaltet. Wie die Lage im September war, darüber lässt sich derzeit nur spekulieren. Denn der Shutdown in den USA im Zuge des Haushaltsstreits zwischen Republikanern und Demokraten hat dazu geführt, dass den Statistikern das Geld ausgegangen ist. Die Veröffentlichung der Inflationsdaten wurde verschoben, der Daten zum Arbeitsmarkt ebenfalls.
Fed fehlen Wirtschaftsdaten
So fällt es der Fed schwerer als sonst, sich ein genaues Bild über den Inflationsdruck und den Arbeitsmarkt zu machen. Grundsätzlich ist jedoch klar: Die US-Notenbank kann mit ihrer Geldpolitik derzeit nicht beiden Mandaten gleichermaßen gerecht werden. Die zunehmende Schwäche am Arbeitsmarkt spricht für eine Lockerung der Geldpolitik, die zu hohe Inflation dagegen.
Da in der Notenbank inzwischen jedoch ein stärkerer Fokus auf dem Arbeitsmarkt liegt, gehen Anleger fest von einer Zinssenkung um 25 Basispunkte am Mittwoch aus. Dies haben auch diverse FOMC-Mitglieder signalisiert. Uneinigkeit herrscht in der Fed jedoch darüber, wie schnell und stark die Notenbank die Zinsen mittelfristig senken sollte.
Zinspause im Euroraum
Die EZB wiederum steht vor einer abermaligen Verlängerung der Zinspause. Das Treffen am Donnerstag – dieses Mal nicht in der Zentrale in Frankfurt, sondern in Florenz – dürfte eine „Warte-Sitzung“ sein. Dies kann sich die EZB auch erlauben, denn anders als in den USA ist die Inflation im Euroraum derzeit im Griff. Zudem gibt es kein zweites Mandat.
Während in den USA Sorge vor einer zu hohen Inflation vorherrscht, dominiert bei der EZB dagegen die Frage, ob die Teuerung mittelfristig unerwünscht niedrig ausfallen könnte. Im Dezember stehen Prognosen der EZB zu Inflation und Wirtschaftswachstum an. Zudem dürften bis dahin die wirtschaftlichen Effekte der US-Zölle klarer sein. Je nach Entwicklung der Lage könnte zum Jahresschluss eine Diskussion um eine Zinssenkung anstehen.
Japan vor Zinserhöhung
Am selben Tag wie die EZB entscheidet auch die Bank of Japan (BoJ) über die Höhe des Leitzinses. Anders als bei den Währungshütern im Euroraum und den Vereinigten Staaten drehen sich die Diskussionen jedoch nicht um mögliche Zinssenkungen, sondern eine mögliche Zinserhöhung. Bereits im September hatten zwei Notenbanker für eine Straffung der Geldpolitik gestimmt. Letztlich hatte die BoJ den Leitzins jedoch bei 0,5% belassen. Ökonomen erwarten eine Zinserhöhung entweder in der kommenden Woche oder im Dezember. Die Inflation in Japan liegt über dem Zielwert der Notenbank, was auch an einer Schwäche des Yen liegt. Dies verteuert Importe.
Die neue Finanzministerin Japans, Satsuki Katayama, möchte einen Fokus auf die Inflationsbekämpfung legen. Dazu sei eine enge Abstimmung zwischen Regierung und Notenbank notwendig, um eine effektive Finanz- und Geldpolitik zu gewährleisten. Zum Zeitpunkt einer möglichen Zinserhöhung äußert sie sich jedoch nicht. Sie respektiere die Unabhängigkeit der Notenbank, konkrete geldpolitische Maßnahmen seien Angelegenheit der BoJ.