Länder-Ratings

Corona-Effekt auf Länder­bonität lässt nach

Die Staatshaushalte rund um die Welt erholen sich von den massiven Ausgaben im Zuge der Corona-Pandemie. Neue Risiken warten allerdings besonders auf Wackelkandidaten, denn die Notenbanken drehen langsam den Geldhahn zu.

Corona-Effekt auf Länder­bonität lässt nach

ast Frankfurt

Das Jahr 2022 wird einen Wendepunkt in der Schuldenstrategie viele Länder – insbesondere der Schwellen- und Entwicklungsländer – darstellen. Das geht aus dem aktuellen Ausblick der drei großen Ratingagenturen Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch hervor. Die Schuldenquote liegt nach den nie dagewesenen Staatsausgaben im Zuge der Corona-Pandemie nach wie vor auf einem Rekordstand, allerdings werden sich die Defizite im Verlauf der Erholung der Konjunktur wohl verringern.

Ein Risiko insbesondere für die Schwellenländer liegt im Richtungswechsel der Notenbanken: Nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik und Geldschwemme werden die Zinszügel angezogen. Für die Staaten wird die Aufnahme von Krediten so teurer. Allein die US-Notenbank hat für das laufende Jahr drei Zinserhöhungen angekündigt – jüngsten Einschätzungen von J.P. Morgan und Goldman Sachs könnten es auch vier werden.

Im Zuge der Erholung fahren die Notenbanken weltweit zudem ihre Anleihekäufe zurück. Die US-Notenbank kündigte für dieses Jahr an, die Anleihekäufe deutlich schneller zu reduzieren (Tapering), als zunächst erwartet worden war. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nachziehen. Das Pandemie-Programm PEPP, in dessen Rahmen die Notenbank in großem Umfang Staatsanleihen erwarb, läuft im März aus.

Einen Zinsschock wie beim Taper Tantrum im Jahr 2013 wird es nach Ansicht vieler Experten gleichwohl voraussichtlich nicht geben. Damals sorgte die Ankündigung des Zurückfahrens der Anleihekäufe durch die US-Notenbank für Kurseinbrüche an den Börsen und für einen massiven Kapitalabfluss – gerade aus vulnerablen Staaten. Die meisten Länder stünden heute hinsichtlich ihrer Schuldenprofile und der Handelsbedingungen wesentlich besser da als damals und seien weniger verwundbar, sind sich viele Experten einig.

Entscheidend wird für den langfristigen Ausblick sein, inwiefern die Peripherie-Staaten glaubhafte Pläne zur Schuldenreduzierung für die kommenden Jahre entwickeln. Allerdings spielen hier die Unwägbarkeiten der Corona-Pandemie eine entscheidende Rolle. Vom weiteren Verlauf der Pandemie mit den entsprechenden Auswirkungen hängt ab, ob die Staaten ihre angepeilten Wachstumsraten erzielen.

Im vergangenen Jahr bewerteten die drei großen Ratingagenturen die Bonität der Länder meist etwas positiver als noch 2020, einem Jahr, das von zahlreichen Downgrades ge­prägt war. So stehen nach den 44 Ratings mit negativem Ausblick aus dem August 2020 bei der Ratingagentur Fitch inzwischen nur noch 26 negative Ausblicke zu Buche. Den kurzfristigen Ausblick bewerten alle drei Agenturen denn auch eher positiv: Die weltweiten Lieferengpässe lösen sich langsam auf, die Arbeitsmärkte entspannen sich etwas und die Konjunktur zieht weiter an.

Mehr Rating-Termine

Bemerkenswert ist, dass die Anzahl der Rating-Termine im laufenden Jahr weiter zunimmt. Für viele Länder haben die Agenturen nicht nur die üblichen zwei, sondern gleich drei Termine vorgesehen. Aufmerksamkeit dürfte darunter besonders der Ratingtermin von Fitch für Frankreich im Februar bekommen, sowie das Spanien-Rating im März durch Standard & Poor’s. Beide Länder sind derzeit jeweils mit einem negativen Ausblick versehen. Die Ökonomen der DZ Bank rechnen allerdings nicht mit einer Herabstufung, sondern mit einer Anpassung des Ausblicks auf „stabil“. Bei anderen wichtigen Staaten Europas wie Deutschland, Finnland, der Niederlande und Österreich steht voraussichtlich keine Veränderung bei Rating und Ausblick an.

Alles in allem gehen die Ratingagenturen davon aus, dass sich die Schuldenniveaus stabilisieren – wenn auch auf einem höheren Level als vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie (siehe Grafik). Fitch erwartet, dass das Schuldenniveau 2022 um 6% steigen dürfte auf dann insgesamt 91 Bill. Dollar, bzw. 92% des globalen Bruttoinlandsprodukts. Auch Moody’s erwartet eine Stabilisierung. Durch die fortschreitende Erholung würden sich die Steuereinnahmen voraussichtlich erholen und den Regierungen etwas Luft verschaffen – und die Möglichkeit gewähren, ihre kostspieligen Corona-Maßnahmen langsam zurückzufahren.

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