Konjunktur

Euro-Wirtschaft wächst weniger dynamisch

Im Sommerquartal ist das Wirtschaftswachstum im Euroraum nur noch verhalten ausgefallen – auch die Erwerbstätigkeit hat nicht mehr so kräftig zugelegt wie zuletzt.

Euro-Wirtschaft wächst weniger dynamisch

ba Frankfurt

Die Euro-Wirtschaft ist im Sommer deutlich weniger dynamisch gewachsen als zuvor. Angesichts der rekordhohen Inflation, der Energiekrise und dem anhaltenden Lieferkettenstress legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal saisonbereinigt um 0,2% im Quartalsvergleich zu. In den drei Monaten bis Juni waren es noch 0,8% gewesen (siehe Grafik). Im Jahresvergleich legte das BIP um 2,1% zu – nach 4,3% im Vorquartal. Damit bestätigte das EU-Statistikamt Eurostat wie erwartet die erste Schnellmeldung.

Die USA hingegen sind im Konjunkturverlauf bereits weiter: Dort schrumpfte die Wirtschaft in den ersten beiden Vierteljahresabschnitten – um 0,4% und 0,1 % – und wuchs im dritten Quartal um 0,6% im Quartalsvergleich. Über den Winter dürfte die Wirtschaft im Euroraum in die Rezession rutschen – allen voran das Euro-Schwergewicht Deutschland. Und auch im kommenden Jahr wird das BIP nicht mehr ganz so kräftig zulegen. Die EU-Kommission rechnet mit einem Plus von 0,3% im Euroraum. Die deutsche Wirtschaft dürfte hingegen um 0,6% schrumpfen, wie es in der vergangene Woche vorgestellten Herbstprognose der Brüsseler Behörde heißt.

Auch die Erwerbstätigkeit legte im dritten Quartal weniger schwungvoll zu: So stieg laut Eurostat die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vorquartal um 0,2%. Im zweiten Vierteljahr betrug der Anstieg noch 0,4%, nach einem Plus von 0,6% zu Jahresbeginn. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Jahresvergleich: In den drei Monaten bis September legte die Erwerbstätigkeit um 1,7% zu, nach 2,7% und 3,1% in den beiden vorherigen Quartalen.

Unter den Ländern verläuft das Wachstum weiter sehr unterschiedlich: Unter den größten Euro-Volkswirtschaften hat derzeit Italien mit 0,5% die Nase vorne, gefolgt von Deutschland mit 0,3%. Frankreich und Spanien folgen mit je 0,2%. Die französische Notenbank erwartet, dass im Schlussabschnitt ebenfalls noch ein Schrumpfen des BIP verhindert werden kann: Eine Umfrage unter 8500 Unternehmen zufolge hat sich die Wirtschaftstätigkeit im Oktober belebt. Zuversicht zeigt auch das spanische Wirtschaftsministerium: Hausherrin Nadia Calvino erwartet für das laufende Jahr ein Wachstum von mehr als 4,4%. Die spanische Regierung prognostiziert aktuell ein Plus von 4,4%, die EU-Kommission rechnet mit 4,5%. Unter den fünf größten Euro-Volkswirtschaften traut die Brüsseler Behörde nur den Niederlanden mit 4,6% mehr zu. Im dritten Quartal bereits kräftig ins Minus gerutscht sind Lettland (−1,7%) und Slowenien (−1,4%).

Details veröffentlicht Destatis erst am 7. Dezember, doch zeigen Länderdaten, dass das Wachstum vom privaten Konsum kommt, wohingegen der Außenhandel eher bremst. Im September zumindest hat sich das Handelsbilanzdefizit verringert: Laut Eurostat legten die Ausfuhren um 1,6% im Monatsvergleich zu, während die Importe um 2,0% niedriger ausfielen. Damit beträgt der Negativsaldo 37,7 Mrd. Euro. Im August war mit −47,6 Mrd. Euro noch das größte Außenhandelsdefizit seit Bestehen der Währungsunion verzeichnet worden.

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