US-Verbraucherpreise

Fed liegt bei Kerninflation auf Kurs

Zum ersten Mal seit über einem Jahr steigt die Inflation in den USA wieder. Für Ökonomen geht von den Zahlen jedoch kein zusätzlicher Druck auf die Fed aus, die Zinsen im September abermals zu erhöhen.

Fed liegt bei Kerninflation auf Kurs

Fed liegt bei Kerninflation auf Kurs

Ökonomen erwarten Zinspause im September – Steigende Kosten für Wohnen Hauptgrund für Anstieg der Teuerung

mpi Frankfurt

Zum ersten Mal seit über einem Jahr steigt die Inflation in den USA wieder. Für Ökonomen geht von den Zahlen jedoch kein zusätzlicher Druck auf die Fed aus, die Zinsen bei der kommenden Sitzung im September abermals zu erhöhen. Das liegt auch an der jüngsten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.

Erstmals seit dem Inflationshöhepunkt im Juni 2022 ist die Teuerung in den USA wieder gestiegen. Im Juli kletterte die Jahresrate von 3,0% auf 3,2%, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Die von der Fed viel beachtete Kernrate als Gradmesser für den zugrundeliegenden Preisdruck sank im Jahresvergleich jedoch von 4,8% auf 4,7%.

Gegenüber dem Vormonat stieg die Kernrate wie schon im Juni um 0,2%. Für die Fed dürfte dieser Anstieg ein Erfolg sein. „Dies ist sogar noch etwas niedriger, als vor der Pandemie üblich war, und entspricht aufs Jahr hochgerechnet dem Inflationsziel der US-Notenbank von 2%“, schreiben die Commerzbank-Ökonomen Christoph Balz und Bernd Weidensteiner in einer Analyse.

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Die Fed hatte zuletzt mehrfach betont, dass sie datenabhängig und jeweils von Sitzung zu Sitzung entscheiden werde, ob eine weitere Zinserhöhung nötig oder das Zinsplateau bereits erreicht ist. Dabei steht neben den Inflationsdaten auch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Fokus der Währungshüter. „Die seit der letzten Sitzung bekannt gewordenen Daten sprechen dabei für ein Stillhalten der US-Notenbank: Der Arbeitsmarkt hat weiter an Dynamik verloren, auch wenn hier keineswegs von einer Schwäche zu sprechen ist“, führen Balz und Weidensteiner weiter aus.

Arbeitsmarkt kühlt langsam ab

Wie das US-Arbeitsministerium ebenfalls am Donnerstag bekanntgab, ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe unerwartet stark gestiegen. In der vergangenen Woche legte sie um 21.000 auf 248.000 zu. Analysten hatten nur einen Anstieg auf 230.000 Anträge erwartet. Die Erstanträge gelten als zeitnaher Indikator für die Entwicklung auf dem US-Arbeitsmarkt, der aufgrund der Zinserhöhungen erste Anzeichen einer Abschwächung zeigt. Dies ist von der Fed gewünscht, um so den Inflationsdruck zu senken.

„Wir gehen davon aus, dass die Arbeitslosenansprüche später im Jahr steigen werden, da die Wirtschaft in eine Rezession gerät, sagt Nancy Vanden Houten, für die USA zuständige Ökonomin beim Wirtschaftsberatungsunternehmen Oxford Economics. Vanden Houten erwartet, dass die Zinserhöhung der Fed im Juli die letzte im laufenden Zyklus gewesen ist. Sollte sich die Lage am Arbeitsmarkt jedoch trotz der Anzeichen für eine Abkühlung als robuster als erwartet erweisen, wird die Fed laut der Ökonomin noch eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr beschließen.

Dienstleister im Blick

Auch andere Volkswirte weisen darauf hin, dass die Zeichen derzeit zwar darauf stehen, dass der Zinshöhepunkt bereits erreicht ist, die Unsicherheit jedoch hoch sei. „Bis zur September-Sitzung der Fed wird der Inflationsdruck nicht weit genug abgenommen haben, um das Ende der Leitzinsstraffungen ausrufen zu können“, sagt Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Eine weitere Zinserhöhung bleibe daher möglich.

Genau im Blick behalten dürfte die Fed die Entwicklung der Preise im Dienstleistungssektor. Nach Berechnungen von Bloomberg auf der Grundlage der Inflationsdaten für Juli stieg die Kerninflation in diesem Sektor in den zwölf Monaten bis Juli um 4,1%, was der erste Anstieg in diesem Jahr ist. Im Juni hatte der Wert bei 4,0% gelegen, was der niedrigste Stand seit 18 Monaten war.

Hauptverantwortlich für den Anstieg der Inflation im Juli waren aber die höheren Kosten für Unterkünfte. Über 90% der Zunahme der Teuerung im Vergleich zum Juni sind nach den Angaben des US-Arbeitsministeriums auf diese Komponente zurückzuführen. Im Gegenzug gaben die Preise für Gebrauchtwagen abermals nach. Im Vergleich zum Vormonat kosteten sie 1,3% weniger.

„Inflationsdämpfend sollte die fortschreitende Normalisierung bei den Gebrauchtwagenpreisen wirken“, meint Andreas Busch, Ökonom beim Assetmanager Bantleon. „Alles in allem stützen die heute veröffentlichten Daten unsere Erwartung, dass die Inflation in den USA schneller als von der Fed angenommen nachgeben wird.“ Der Kerndeflator der privaten Konsumausgaben sollte sich laut Busch bis zum Jahresende auf 3,5% abschwächen – die Fed geht derzeit von 3,9% aus.

Wertberichtigt Seite 2
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