Preise steigen stärker als erwartet
Preise steigen stärker als erwartet
Kerninflation hartnäckig – Ökonomen mahnen EZB zur Vorsicht bei Zinssenkungen
mpi Frankfurt
Die Inflation in Deutschland lässt zwar nach, fällt jedoch höher aus als prognostiziert. Die Verbraucherpreise legten im Mai nach einer Erstschätzung des Statistischen Bundesamtes nach europäischer Berechnungsmethode HVPI um 2,1% zu, nach 2,2% im Vormonat. Ökonomen hatten im Schnitt einen Rückgang auf 2,0% erwartet.

Die Volkswirte der zweitgrößten deutschen Privatbank mahnen die EZB zur Vorsicht bei Zinssenkungen. „Die Kernteuerungsrate ist weiter höher als von der EZB anvisiert, und in den vergangenen zwölf Monaten hat es hier per Saldo kaum Fortschritte gegeben“, sagte Ralph Solveen, Ökonom bei der Commerzbank. Die Kernrate als Indikator für den zugrundeliegenden Inflationstrend fiel im Mai höher aus als erwartet. Ohne die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise stiegen die Preise um 2,8%.
EZB vor Zinssenkung
Eine Lockerung um 25 Basispunkte am kommenden Donnerstag gilt dennoch als sicher. Die Mehrheit der Ökonomen rechnet zudem mit einer weiteren Zinssenkung bis spätestens September. Maßgeblichen Einfluss auf die weitere Geldpolitik der EZB dürfte der Ausgang des Zollkonflikts zwischen den USA und dem Rest der Welt sowie die neuen Projektionen des Eurosystems zu Inflation und Wirtschaftswachstum spielen.
Derweil haben die Ökonomen Rui Esteves und Barry Eichengreen untersucht, wann Inflation Staaten beim Schuldenabbau hilft. Sie kommen dabei zu dem Schluss, dass Geldentwertung kein Allheilmittel für diesen Zweck ist. Historische Daten aus 220 Jahren zeigten, dass es für den Schuldenabbau in aller Regel am besten sei, wenn die Inflation moderat bleibt und mit glaubwürdiger Fiskal- und Geldpolitik kombiniert wird. Insofern ist der deutliche Rückgang der Teuerung in den vergangenen Jahren auch aus diesem Blickwinkel eine positive Entwicklung.
Artikel Seiten 6 und 7