Erratische Politik Trumps

Lagarde wittert Chance für Euro

US-Präsident Donald Trump hat das Vertrauen der Finanzmärkte in die USA durch seine erratische Politik geschwächt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sieht darin eine große Chance für die internationale Bedeutung des Euro – wenn Europa jetzt die richtigen Maßnahmen ergreift.

Lagarde wittert Chance für Euro

Lagarde wittert Chance für Euro

Stärkeres Militär, Rechtsstaatlichkeit und Binnenmarkt als Schlüssel

US-Präsident Donald Trump hat das Vertrauen der Finanzmärkte in die Vereinigten Staaten durch seine erratische Politik geschwächt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sieht darin eine große Chance für die internationale Bedeutung des Euro – wenn Europa jetzt die richtigen Maßnahmen ergreift.

mpi Frankfurt

EZB-Präsidentin Christine Lagarde möchte angesichts der Entwicklungen in den USA die internationale Bedeutung des Euro zuungunsten des Dollar stärken. „Dies ist eine hervorragende Gelegenheit für Europa, sein eigenes Schicksal stärker zu beeinflussen“, betont die Französin in einer Rede auf einer Veranstaltung des Jacques Delors Centre an der Hertie School in Berlin.

„Kommt einmal Unsicherheit bezüglich der Stabilität des rechtlichen und institutionellen Rahmens auf, hat dies unweigerlich Konsequenzen für die Nutzung einer Währung“, sagte sie bezogen auf die Politik des US-Präsidenten Donald Trump. Die von ihm verursachte Verunsicherung bei Anlegern hätte den amerikanischen Finanzmarkt geschwächt.

Drei Schwerpunkte

Dies zeige sich an den „höchst ungewöhnlichen Korrelationen zwischen verschiedenen Vermögenswerten“. So gab es seit Trumps großer Zollankündigung am 2. April einige Tage, an denen in den USA Anleger bei fallenden Aktienkursen auch US-Staatsanleihen und Dollar verkauft hatten.

Die Europäische Union müsse jetzt die Chance nutzen, die sich aus der aktuellen Schwäche der Vereinigten Staaten ergebe. „Die Zeit scheint reif für eine größere internationale Rolle des Euro“, sagte sie. Dazu muss Europa laut Lagarde jedoch aktiv werden, die Probleme der USA alleine würden nicht automatisch die Bedeutung des Euro erhöhen.

Die EZB-Präsidentin machte in ihrer Rede drei Schwerpunkte aus. Europa müsse erstens eine „glaubwürdige geopolitische Grundlage“ gewährleisten. Dazu brauche es neben einer wichtigen Rolle im Welthandel, die Europa habe, auch militärische Macht. „Anleger investieren in die Vermögenswerte von Regionen, die verlässliche Sicherheitspartner sind und ihre Verpflichtungen mit harter Macht wahrnehmen können.“

Tiefere Kapitalmärkte

Zweites brauche es tiefere und liquidiere Kapitalmärkte, damit internationales Kapital seinen Weg nach Europa findet und so den Euro stärkt. Attraktiver wird der Kapitalmarkt laut Lagarde unter anderem durch ein stärkeres Wirtschaftswachstum. Dieses sorge für robuste Renditen, die es für Anleger attraktiver mache, Vermögenswerte in einer bestimmten Währung zu halten. „Wenn uns ernsthaft daran gelegen ist, dass der Euro international eine größere Rolle spielt, müssen wir zuallererst die Binnenwirtschaft reformieren“, sagte sie deshalb.

Sie forderte die EU daher dazu auf, bessere Bedingungen für Startups zu schaffen, Bürokratie abzubauen, und die Spar- und Investitionsunion voranzutreiben. Die EZB wiederum kann laut Lagarde dazu beitragen, den Euro als Handelswährung attraktiver zu machen. So könnte etwa ein digitaler Euro künftig internationale grenzüberschreitende Transaktionen erleichtern.

Mit Rechtsstaatlichkeit punkten

Drittens müsse Europa an Rechtsstaatlichkeit festhalten und nach außen als politische Einheit auftreten. So könne es bei Investoren gegenüber den USA punkten, ebenso wie mit einer vorhersehbaren Politik. „Der Vorteil unserer oft langsamen und komplexen Entscheidungsfindung ist, dass wir stets das Element der Kontrolle und Gegenkontrolle gebührend berücksichtigen.“

Sollte es Europa gelingen, die internationale Rolle des Euro bedeutend zu stärken, hätte dies nach Einschätzung von Lagarde diverse Vorteile für den Euroraum. Regierungen und Firmen in der EU könnten günstigere Kredite aufnehmen, was die Binnennachfrage stärkt. Wechselkursschwankungen wären weniger bedeutsam, da mehr Handel in Euro abgewickelt würde. Europa wäre zudem besser gegen Sanktionen und anderen Zwangsmaßnahmen geschützt. „Kurzum: Europa könnte sein Schicksal stärker selbst bestimmen“, sagte Lagarde in ihrem Plädoyer für eine Stärkung des Euro im internationalen Währungssystems.

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