Geldpolitisches Panel in Sintra

Powell dämpft Hoffnungen auf baldige Zinssenkung der Fed

Fed-Chef Jerome Powell sieht die Notenbank in einer guten Position, um mit Zinssenkungen abzuwarten. Beim EZB-Forum in Sintra gibt er zudem einen kleinen Einblick in die Strategieüberprüfung der Fed.

Powell dämpft Hoffnungen auf baldige Zinssenkung der Fed

US-Notenbankchef Jerome Powell sieht die Fed in einer guten Position, um mit möglichen Zinssenkungen weiter abzuwarten. „Die US-Wirtschaft befindet sich in einem ziemlich guten Zustand“, sagte Powell auf einem Panel mit mehreren Zentralbankpräsidenten beim EZB-Forum in Sintra. Noch hätte sich die Zollpolitik der USA kaum in den Inflationsdaten gezeigt. Doch das dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte ändern.

Powell legte sich nicht darauf fest, ob die Fed im Juli die Zinspause verlängern wird, deutete jedoch an, dass dies wahrscheinlich sei. Angesichts des robusten Arbeitsmarktes gelte es grundsätzlich abzuwarten, wie sich die Zölle auswirken werden, bevor die Fed zu möglichen Zinssenkungen greift. Er betonte jedoch auch, dass die Mehrheit im Offenmarktausschuss (FOMC) der Notenbank mit mindestens einer Lockerung noch in diesem Jahr rechnet.

Solidarität mit Powell

Mit der abwartenden Haltung stellt sich Powell nach wie vor gegen US-Präsident Donald Trump, der energisch zeitnahe Zinssenkungen fordert. Auf die Frage der Moderatorin, ob die öffentlichen verbalen Angriffe Trumps seine Arbeit erschweren, sagte Powell: „Ich bin sehr fokussiert darauf, meinen Job zu machen.“ Daraufhin folgte solidarischer Applaus, nicht nur vom Publikum, sondern auch von den anderen Notenbankchefs auf dem Panel.

Eine von ihnen war EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Sie stärkte dem Fed-Chef auch verbal den Rücken. „Wir alle würden in seiner Situation dasselbe machen wie Jerome Powell“, sagte sie auf eine entsprechende Frage.

Lagarde mahnt zur Vorsicht

Die EZB sieht Lagarde in einer guten Position, um mit den Unsicherheiten beim Inflationsausblick umzugehen. Trotz einer Inflationsrate von exakt 2% sieht sie die Mission Preisstabilität der EZB noch nicht für erreicht an. „Wir müssen weiter extrem wachsam sein.“ Es gebe Inflationsrisiken in beide Richtungen.

Ein Risiko für eine mittelfristig zu niedrige Inflation könnte die starke Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar sein. Lagarde weigerte sich auf Nachfrage, dies zu kommentieren. Ihr Stellvertreter Luis de Guindos hatte jedoch einige Stunden zuvor in Sintra zu „Bloomberg TV“ gesagt, dass ein Wechselkurs von deutlich über 1,20 zu unerwünschten Effekten führen könnte. Derzeit ist ein Euro 1,181 Dollar wert. Die EZB verfolgt kein offizielles Wechselkursziel, muss die Effekte des Wechselkurses auf die Preisentwicklung jedoch berücksichtigen.

Fed überarbeitet geldpolitische Strategie

Kurz vor Beginn des EZB-Forums am Montag hatte die EZB ihre überarbeitete geldpolitische Strategie präsentiert. Diese sieht unter anderem vor, dass die Notenbank künftig regelmäßig neben ihrem Basisszenario auch alternative Szenarien veröffentlichen wird, wie sich die Inflation und Konjunktur entwickeln könnten. Einen solchen Schritt kann sich auch Powell für die Fed vorstellen. „Dies ist etwas, was wir diskutieren werden“, sagte Powell. Die Fed überarbeitet derzeit ihre geldpolitische Strategie.

Powell wies darauf hin, dass für interne Zwecke, die US-Notenbank bereits mit zahlreichen Alternativszenarien arbeitet. Bei den geldpolitischen Sitzungen würde über 5 bis 6 von ihnen diskutiert. „Das ist immer hilfreich“, sagte der Fed-Chef. Ob die US-Notenbank dem Beispiel der EZB folgt und diese künftig auch in der externen Kommunikation verwendet, sei dennoch offen.

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