Überraschend kräftiges Plus bei Produktion und Export

Trump hilft der deutschen Wirtschaft auf die Sprünge

Die Vorzieheffekte wegen der drohenden US-Importzölle haben nach den Auftragseingängen auch Produktion und Exporte in die Höhe getrieben.

Trump hilft der deutschen Wirtschaft auf die Sprünge

Trump hilft Industrie auf die Sprünge

Produktion und Ausfuhren legen stärker als erwartet zu − Anstiege breit basiert

Die Vorzieheffekte wegen der drohenden US-Importzölle haben nach den Auftragseingängen auch Produktion und Exporte in die Höhe getrieben. Vor allem von den Exportschlagern wurde mehr hergestellt. Die von Frühindikatoren signalisierte Erholung dürfte aber allenfalls mau ausfallen.

ba Frankfurt

Das erste Quartal endet dank der zollbedingten Vorzieheffekte für die deutsche Industrie mit unerwartet kräftigen Anstiegen von Produktion und Exporten. Schon die Auftragseingänge hatten kräftiger als erwartet zugelegt. Ökonomen warnen allerdings vor zu großer Euphorie, denn noch ist unklar, wann und in welchem Umfang die von US-Präsident Donald Trump verkündeten Zölle in Kraft treten und welche Gegenreaktionen sie hervorbringen. Zudem sind die strukturellen Probleme weiter ungelöst und die absehbar höheren Ausgaben der eben gestarteten Bundesregierung für Verteidigung und Infrastruktur werden erst in einigen Monaten wirksam.

Vorzieheffekt deutlich sichtbar

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) haben Industrie, Bau und Energieerzeuger die Gesamtfertigung preis-, saison- und kalenderbereinigt um 3,0% ausgeweitet. Ökonomen wurden von dem stärksten Wachstum seit Oktober 2021 überrascht. Sie hatten nach dem Minus von 1,3% im Februar mit einem Plus von nur 0,8% gerechnet. Die Exporte stiegen den fünften Monat in Folge, und zwar um kalender- und saisonbereinigt 1,1% auf 133,2 Mrd. Euro. Nachdem die Importe um 1,4% auf 112,1 Mrd. Euro fielen, weitete sich der Handelsbilanzüberschuss erneut aus. Der Positivsaldo kletterte auf 21,1 Mrd. Euro nach 18,0 Mrd. Euro im März.

Trumps Zolldrohungen zielen gegen das Handelsdefizit der USA im Warenaustausch mit den Haupthandelspartnern. Bislang sind seine Bemühungen wenig erfolgreich, denn die Destatis-Zahlen zeigen deutlich, dass Unternehmen Bestellungen vorgezogen haben, bevor die höheren Zölle greifen. So haben die Exporte in die USA um 2,5% auf 14,6 Mrd. Euro zugelegt. Schon im Vormonat verzeichneten die Statistiker einen Anstieg um 8,5%. Zudem wurde vor allem von den deutschen Exportschlagern mehr produziert: Die Automobilindustrie meldet ein Plus von 8,1%, die Pharmaindustrie von 19,6% und im Maschinenbau sind es 4,4%.

Deutlichstes Quartalsplus seit drei Jahren

Die Industrie im engeren Sinne fertigte im März 3,6% mehr als im Vormonat, die energieintensiven Industriezweige erhöhten den Output um 1,5%. Außerhalb der Industrie legte die Bauproduktion um 2,1% zu. Gegen den Trend fiel die Energieerzeugung um 1,8% geringer als im Februar aus. Im ersten Quartal legte die Gesamtfertigung gegenüber dem Schlussquartal 2024 mit 1,4% „merklich zu“, wie das Wirtschaftsministerium berichtet, wobei sowohl die Industrie (+1,7%), als auch das Baugewerbe (+0,7%) und die Energieerzeugung (+1,0%) Zuwächse verzeichneten. „Dies ist der deutlichste Anstieg der Produktion im Dreimonatsvergleich seit Anfang 2022“, betonte Destatis.

Wegen der vorübergehenden Aussetzung der Zollerhöhungen und der positiveren Lageeinschätzung in der Industrie könnte sich die Erholung im zweiten Quartal fortsetzen, erwartet das Ministerium. „Die Unsicherheit über den weiteren handelspolitischen Kurs der USA drückt sich jedoch in deutlich gedämpften Geschäfts- und Exporterwartungen aus.“ Dementsprechend könnte es im weiteren Jahresverlauf auch wieder zu einer Abschwächung der Industriekonjunktur kommen.

Exportaussichten bleiben mau

Im April hatte das Ifo-Geschäftsklima zwar zugelegt, doch die Exporterwartungen waren so niedrig wie seit fast fünf Jahren nicht mehr. „Der Zollkonflikt mit den USA hat die Hoffnung auf eine Erholung der Exportwirtschaft unterbrochen“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Die hohe Unsicherheit, wie sich die Zölle tatsächlich entwickeln, wird die Lage vermutlich weiter verschlechtern.“ Der Außenhandelsverband BGA sieht gleichfalls noch keinen Aufwärtstrend. Im Gegenteil: Die mittelfristige Perspektive bleibe durch die verantwortungslose Handelspolitik des US-Präsidenten geprägt. „Das dicke Ende kommt noch überall auf der Welt“, sagte BGA-Präsident Dirk Jandura.

Die Exporte in die EU-Staaten kletterten im März um 3,1% auf 72,3 Mrd. Euro. Die Ausfuhren nach China stiegen um 10,2% auf 7,5 Mrd. Euro, nach Großbritannien wurde mit 6,4 Mrd. Euro 2,8% weniger exportiert.

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