Trump liefert Argumente für den digitalen Euro
Trump liefert Argumente für digitalen Euro
Debatte gewinnt an Fahrt – Pilotlösung für Wholesale-CBDC Ende 2026
wü Paris
Der digitale Euro ist eines der Themen auf der Agenda des Treffens der EU-Finanzminister diese Woche. Die dänische EU-Ratspräsidentschaft will noch in diesem Jahr eine Einigung über die digitale Variante zur europäischen Gemeinschaftswährung erzielen. Die Politik von US-Präsident Donald Trump, der an den Dollar gekoppelte Stablecoins vorantreibt und private Kryptowährungen fördert, führt vielen europäischen Politikern und Wirtschaftsvertretern derzeit vor Augen, wie sehr die USA hier im Zahlungsverkehr voran preschen.
Während über die für den Interbanken-Zahlungsverkehr gedachte Lösung des digitalen Zentralbankgeldes, die Wholesale CBDC, Einigkeit herrscht, stehen europäische Banken der für den Handel gedachten Lösung, der Retail CBDC, skeptisch gegenüber. Das Projekt sei zu zu teuer, kritisieren sie. Zudem sei ein von Banken entwickeltes Zahlungssystem für den digitalen Euro besser. „Wir brauchen keine neue Währung, um eine Art neues Bezahlsystem einzuführen“, sagte Etienne Barel, der Vize-Generaldirektor des französischen Bankenverbandes FBF, bei einer Veranstaltung der Deutschen Botschaft in Paris. Viele Finanzinstitute fürchten eine Konkurrenz zu der neuen paneuropäischen Bezahlplattform Wero.
Abhängigkeit von den USA
Wero entwickele sich zu langsam und erlaube nicht, überall in Europa zu zahlen, erklärte dagegen Agnès Bénassy-Quéré, die zweite Vize-Präsidentin der Banque de France. „Die Länder aus Südeuropa haben eine eigene Lösung entwickelt, die mit Wero nicht interoperabel ist.“ Gleichzeitig würden heute 64% der Kartenzahlungen in Europa über Visa oder Mastercard abgewickelt, gibt sie zu Bedenken. Wegen der Politik Trumps bestehe nun auch die Gefahr, dass Europa nun von an den Dollar gekoppelten Stablecoins überschwemmt werde.
Neben der Stärkung der Autonomie Europas könnten die beiden CBDC-Lösungen helfen, die Resilienz des europäischen Finanzmarktes und dank des Einsatzes neuer Technologien die Effizienz des europäischen Zahlungsverkehrs zu verbessern, sagte Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz auf der Tagung. Der digitale Euro und die Wholesale-CBDC seien ein klares Bekenntnis zur Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit Europas.
Wholesale-Lösung kommt schneller
Die Wholesale-Lösung dürfte rasch kommen. Der EZB-Rat hat gerade Pläne für eine zweigleisige Strategie gebilligt. Die kurzfristige Initiative namens Pontes sieht vor, bis Ende 2026 eine Pilotlösung zur Verfügung zu stellen, die eine Verbindung zwischen Distributed-Ledger-Technologie-Plattformen und den TARGET-Services herstellt.
Die zweite Initiative namens Appia soll dann eine mögliche langfristige Lösung liefern. Die Retail-Variante dürfte dagegen erst Ende des Jahrzehnts kommen. Die EZB peilt Ende 2028 an. „Aber ich bin mir nicht sicher, ob dieser Zeitplan zu halten ist“, sagte Balz in Paris. „Wir fühlen uns vorbereitet, aber wir befinden uns im Gesetzgebungsprozess.“ Danach müsse noch ein Testphase eingeplant werden.