US-Zollpolitik birgt „beachtliches Abwärtsrisiko“
US-Zollpolitik birgt „beachtliches Abwärtsrisiko“
Bundesbank erwartet Stagnation der deutschen Wirtschaft
ba Frankfurt
Der unerwartet gute Jahresauftakt der deutschen Wirtschaft bleibt der Bundesbank zufolge ein Strohfeuer: Im Frühjahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wohl auf der Stelle treten. Während kurzfristig zusätzlicher Gegenwind durch die US-Zollpolitik droht, wird die Anschubwirkung der expansiveren Fiskalpolitik auf die Wirtschaftsleistung erst mit Verzögerung eintreten. „Die konjunkturelle Grundtendenz ist insgesamt weiter schwach“, mahnen die Experten der Notenbank im Monatsbericht Juli.
Vorzieheffekte laufen aus
Würden die von US-Präsident Trump kürzlich angekündigten Zusatzzölle von 30% zum 1. August statt des im April eingeführten Basiszollsatzes von 10 % auf EU-Exporte in die Vereinigten Staaten in Kraft treten, sei dies ein „beachtliches konjunkturelles Abwärtsrisiko“, mahnt die Bundesbank. Im Juni hatte sie für dieses Jahr kalenderbereinigt eine Stagnation und für das kommende Jahr ein Wachstum von 0,7% prognostiziert, das sich 2027 auf 1,2% beschleunigen dürfte. Die Prognose beruht allerdings auf dem Basiszoll von 10%. In einem Risikoszenario mit einem Zollsatz von 20% sowie entsprechenden Gegenzöllen würde das Wachstum in diesem Jahr um 0,5 Prozentpunkten geringer ausfallen und in den folgenden beiden Jahren um 0,9 bzw. 0,2 Prozentpunkte gebremst werden, hatten die Experten berechnet.
Im ersten Quartal waren Industrieproduktion und Exporte in Erwartung höherer US-Importzölle deutlich gestiegen, das BIP hatte um 0,4% im Quartalsvergleich zugelegt. „Auslaufende Vorzieheffekte trugen dazu bei, dass das reale BIP im zweiten Quartal saisonbereinigt wohl stagnierte“, schreibt die Bundesbank. Denn im zweiten Quartal waren die US-Importzölle auf deutsche Waren und Dienstleistungen zwar teils ausgesetzt und die zukünftigen Zollhöhen unklar, doch normalisierte sich die hohe Aktivität im Vergleich zum Vorquartal wieder.
Bausektor schwächelt
Die Nachfrage nach deutschen Industrieprodukten aus dem In- und Ausland bleibt trotz leichter Zunahme gering. Die niedrige Kapazitätsauslastung belastet weiter die Investitionsneigung der Unternehmen. Die vom Ifo-Geschäftsklima und dem Einkaufsmanagerindex gezeigte Stimmungsaufhellung spiegele teils die Erwartungen an die Investitionspakete der Bundesregierung wider – die aber auf sich warten lassen. Zudem weiteten die Dienstleister ihre Aktivität „voraussichtlich allenfalls leicht aus, auch weil die Sparneigung der privaten Haushalte wohl nicht mehr weiter zurückging und daher vom privaten Konsum weniger Impulse kamen“. Vom Bausektor werden deutlich negative Wachstumsbeiträge erwartet. Die Inflationsrate dürfte um das EZB-Preisziel von 2 % schwanken.