Konjunkturpessimismus bei der Fed nimmt zu
det Washington
Nach der leichten Kontraktion im ersten Quartal des laufenden Jahres hat die US-Wirtschaft seit Ende April weiter an Schwung verloren. Das geht aus dem sogenannten Beige Book, dem Konjunkturbericht der zwölf Fed-Ableger, hervor. Zwar haben sich die Preissteigerungen in Grenzen gehalten. Gleichwohl rechnen die Präsidenten der regionalen Notenbanken damit, dass die Einfuhrzölle von US-Präsident Donald Trump die Inflation in den kommenden Monaten wieder befeuern werden.
Unsicherheit nimmt zu
Bemerkenswerte Konstanz weisen die Bewertungen der Zukunftsaussichten aus. So sprechen sämtliche Notenbanker in ihren Berichten von wachsender Unsicherheit. Die daraus resultierende Vorsicht ging in den vergangenen Wochen wiederum zu lasten des Privatkonsums und der Unternehmensinvestitionen. Die Schwäche bei der Investitionstätigkeit machte sich auch am Jobmarkt bemerkbar.
Zwar blieb das Beschäftigungsniveau weitgehend unverändert. Gleichwohl sprechen die Währungshüter von einer erkennbaren Schräglage. Während sich mehr Personen im erwerbstätigen Alter um eine Stelle beworben haben als zuvor, ist die Nachfrage nach Arbeitskräften seit dem vorherigen Beige Book vom 23. April gesunken.
Divergierende Inflationserwartungen
Zwar sind sich die Währungshüter in ihrem Konjunkturpessimismus und den Risiken für den Arbeitsmarkt einig. Unterschiedlich fielen hingegen die Bewertungen der Inflationsgefahr aus. Mehrere Fed-Ableger erwarten deutlich steigende Kosten und substanzielle Preiserhöhungen. Die meisten rechnen hingegen mit moderater Teuerung. Ein Konsens herrscht hingegen darüber, dass die Zölle so oder so die Inflation anheizen würden.
Das hohe Maß an Verunsicherung über Trumps Handelspolitik illustriert die Tatsache, dass der Konjunkturbericht die Zölle insgesamt 122 Mal erwähnt. Im April hatten die Notenbanker etwas mehr als 100 Mal auf die Abgaben hingewiesen. Die Nervosität hängt auch damit zusammen, dass die Währungshüter nicht wissen, ob sämtliche Drohungen zu weiteren Zöllen führen werden oder lediglich eine strategische Vorstufe zu diversen Handelsabkommen darstellen.
Folgen für die Zinspolitik
Die Unsicherheit hat natürlich auch Folgen für die Zinspolitik. Als sicher gilt, dass die Fed übernächste Woche den Leitzins unverändert bei 4,25 bis 4,5% belassen wird. Auch im Juli wird mit einer Fortsetzung der Zinspause gerechnet. Die Chance einer Lockerung sieht das FedWatch Tool des weltgrößten Terminbörsenbetreibers CME Group erst im September. Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass der Inflationsdruck weiter gering bleibt.
Im April hatte der PCE-Preisindex, das favorisierte Inflationsmaß der Notenbank, auf Jahressicht nur um 2,1% zugelegt. Die Kernrate stieg um 2,5%. Positiv entwickelte sich auch der Verbraucherpreisindex CPI. Der CPI zog an der Gesamtrate gemessen um 2,3% an. Werden die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert, dann verteuerten sich Konsumgüter um 2,8%. Falls die regionalen Präsidenten mit ihren Prognosen Recht behalten sollten, dann würden der PCE-Deflator und der CPI in den kommenden Monaten stärkere Zuwachsraten aufweisen. Das könnte auch zu einem Aufschub der nächsten Zinssenkung führen.