Einkaufsmanagerindex legt leicht zu

Wohnungsbau bremst den gesamten Sektor

Der deutsche Bausektor schrumpfte im Juni, wenn auch nicht mehr so stark wie zuletzt. Der Tiefbau verzeichnete sogar Wachstum, wohingegen der Wohnungsbau die Stimmung insgesamt wieder ins Pessimistische drehte.

Wohnungsbau bremst den gesamten Sektor

Wohnungsbau bremst
den gesamten Sektor

Einkaufsmanagerindex legt leicht zu – Tiefbau wächst

ba Frankfurt

Der deutsche Bausektor steckt zur Jahresmitte in der Rezession fest. Allerdings sieht es nicht mehr gar so schlecht aus wie in den vergangenen beiden Jahren, wie die Einkaufsmanagerumfrage zeigt. Die Baukosten belasten den Sektor schwer und die bisher acht Leitzinssenkungen haben es bislang nicht vermocht, den Wohnungsbausektor nachhaltig anzuschieben. Dieser wirkt unvermindert als Bremsklotz des Baugewerbes. Nachdem Frankreichs Baubranche im Juni noch mehr schwächelte und Italiens Bausektor zwar zum vierten Mal, aber nur minimal zulegte, hat sich die Talfahrt des Bausektors im Euroraum insgesamt beschleunigt. Der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex (PMI) fiel von 45,6 Punkten im Mai auf 45,2 im Juni. Mit einem Wert unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Zählern signalisiert das Stimmungsbarometer wirtschaftliche Kontraktion.

Nur der Tiefbau wächst

Der PMI für den deutschen Bausektor legte leicht um 0,4 auf 44,8 Punkte zu. Dies ist nach April 2025 der zweithöchste Stand seit über zwei Jahren. Beim Blick auf die Teilbereiche zeigen sich S&P zufolge aber erhebliche Unterschiede: So verzeichnete der Tiefbau erstmals seit August 2023 wieder Zuwächse, die zudem so hoch ausfielen wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Im Gewerbebau gab es erste Anzeichen der Stabilisierung: Im Juni wurden die geringsten Einbußen seit gut zwei Jahren verbucht. Im Wohnungsbau hingegen ging es weiter rasant bergab – mit dem größten Minus seit drei Monaten. Wegen der schleppenden Nachfrage in diesem von privaten Bauvorhaben geprägten Bereich fielen die Geschäftsaussichten des gesamten Sektors unterm Strich wieder pessimistisch aus – nachdem der Ausblick im Mai erstmals seit Anfang 2022 zunächst positiv ausgefallen war.

„Beim Tiefbau macht sich das geplante Infrastrukturpaket schon bemerkbar“, erklärte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Direktes Geld aus dem 500-Mrd.-Euro-Paket sei das noch nicht, „aber man kann davon ausgehen, dass private Unternehmen mit einem Schwung von zukünftigen Projekten rechnen und deswegen versuchen, bestehende Aufträge rasch abzuarbeiten, um Platz für neue Aufträge zu schaffen“.

Wohnimmobilien werden teurer

Die Einkaufsmanagerumfrage zeugte auch erneut von höheren Materialkosten und steigenden Löhnen, die von Zulieferern an die Bauunternehmen weitergegeben werden. Bereits im ersten Quartal zogen die Preise für Wohneigentum deutlich an: Eurostat meldet ein Plus von 1,4% im Quartalsvergleich nach +0,1% zum Jahresende 2024. Im Euroraum kletterte der Hauspreisindex (HPI) indes um 1,3% nach zuvor 0,6%. Dieser misst die Preisentwicklungen aller von Haushalten erworbenen Wohnimmobilien wie Wohnungen, Einfamilienhäuser oder Reihenhäuser, sowohl Neu- als auch Altbauten, unabhängig von ihrer endgültigen Verwendung und ihren bisherigen Eigentümern. Im Jahresvergleich fiel der Anstieg mit 3,8% deutlich niedriger aus als im Euroraum mit 5,4%.

In der EU mehr Häuser verkauft

Derweil wurden 2024 erstmals seit 2021 im Großteil der 17 EU-Staaten, für die Eurostat Daten vorliegen hat, mehr Häuser verkauft als im Vorjahr. Die größten Anstiege gab es in Luxembourg (+47,1%), Ungarn (+34,7%) und den Niederlanden (+16,7%). Die kräftigsten Rückgänge verzeichneten Slowenien (–17,7%), Frankreich (–9,1%) und Irland (–2,8%).

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