KommentarBruch zwischen Trump und Musk

Gefährlicher Scheidungskrieg in Washington

Der Bruch zwischen dem US-Präsidenten und dem Milliardär verdeutlicht, wie volatil die Beziehungen im MAGA-Lager sind. Für Investoren sollte das Grund zur Sorge sein. 

Gefährlicher Scheidungskrieg in Washington

Trump und Musk

Gefährlicher Scheidungskrieg

Von Alex Wehnert

Der Bruch zwischen dem US-Präsidenten und dem Milliardär verdeutlicht, wie volatil die Beziehungen im MAGA-Lager sind. Für Investoren sollte das Grund zur Sorge sein. 

Der heraufziehende Scheidungskrieg zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem kontroversesten Unterstützer Elon Musk wird Late-Night-Talkern in den kommenden Wochen noch viel Anlass zu Spott liefern – Grund zum Lachen für Unternehmer und Anleger bietet er aber nicht. Denn die rapide Entfremdung der beiden Alpha-Tiere voneinander verdeutlicht, wie volatil sich die Beziehungen selbst in engsten Washingtoner Regierungskreisen gestalten. Angesichts des Schisma im „Make America Great Again“-Lager müssen auch die größten Schönredner an der Wall Street und im Silicon Valley endlich begreifen, dass das erratische Vorgehen des Weißen Hauses die Wirtschaft in die Stagflation und das Finanzsystem in den Zusammenbruch zu stürzen droht.

„Ekelhafte Abscheulichkeit“

Als „ekelhafte Abscheulichkeit“ hat Musk das Mega-Haushaltspaket bezeichnet, mit dem Trump Steuersenkungen für Unternehmen und vermögende Individuen aus seiner ersten Amtszeit verlängern und zugleich die Ausgaben für Verteidigung und Grenzschutz ankurbeln will. Mit seiner späten öffentlichen Einsicht trifft der ideologisch irrlichternde Tesla-Chef den Nagel in einem seltenen Moment der geistigen Klarheit auf den Kopf, dürfte die aktuell im Senat diskutierte „One Big Beautiful Bill“ das ohnehin schon gewaltige Haushaltsloch der USA langfristig doch um Milliarden aufreißen. Die Furcht vor einem fiskalischen Kollaps weckt dabei zurecht Sorgen vor Ansteckungseffekten im Bankensektor.

Zwar sind die Zweifel daran gewachsen, dass das Steuergesetz in seiner aktuellen Form bis zu der von Republikanern selbst gesetzten Deadline am 4. Juli zur Unterzeichnung auf Trumps Schreibtisch landet. Durchboxen wird der Präsident es letztlich doch – und selbst, wenn dafür umfangreichere Zugeständnisse notwendig sind, ist kein Szenario vorstellbar, in dem die amerikanischen Staatsfinanzen in eine nachhaltigere Bahn geraten.

Tesla-Aktionäre in der Mitverantwortung

Musk selbst hat Trump durch seine finanzielle Unterstützung erst ins Amt gehoben und in seiner kurzen Regentschaft als Vorsitzender der Effizienzbehörde DOGE entscheidend dazu beigetragen, durch die rücksichtslose Entkernung von Regulierungsbehörden den Rechtsstaat auszuhöhlen und das Vertrauen in die fiskalische Stabilität der USA zu unterwandern. Nun weint er Krokodilstränen: Bei den US-Zwischenwahlen im kommenden Jahr würden Politiker im Kongress, die für das Haushaltspaket gestimmt hätten, die Quittung vom Wähler erhalten.

Anteilseigner von Tesla und anderer Unternehmen aus dem Musk-Imperium, deren Kritik am politischen Engagement des Milliardärs in den vergangenen Monaten gewachsen ist und die ihm nun Heuchelei vorwerfen, müssen sich indes an die eigene Nase fassen. Sie hatten in den vergangenen Jahren wiederholt die Chance, dem Treiben des reichsten Mannes der Welt Einhalt zu gebieten, stattdessen haben sie ihm durch die Bewilligung rekordhoher Vergütungspakete auf Hauptversammlungen von Tesla wiederholt den Rücken gestärkt. Damit haben sie ebenso dazu beigetragen, dass US-Demokratie und -Staatsfinanzen auf den Abgrund zusteuern, wie Musk selbst.

Keine Einsicht zu erwarten

Auf die Verunglimpfung seines Steuerpaketes durch seinen einstigen „fantastischen Freund und Verbündeten Elon“ hin dürfte Trump keineswegs zur Einsicht kommen. Vielmehr steht zu befürchten, dass der Republikaner so reagiert, wie er es auf Kritik immer tut: Mit noch unberechenbareren Maßnahmen.

Unterdessen müssen auch die anderen „Bros“ der Tech-Szene um Amazon-Gründer Jeff Bezos und Meta-Chef Mark Zuckerberg, die in Musks Kielwasser ins Trump-Lager geschwommen sind, eines einsehen: Wenn selbst der Tesla-Chef das Ende seines Einflusses auf den Präsidenten erreicht hat, können sie erst recht keine gemeinsame Ebene mehr mit dem Mehrfach-Pleitier im Weißen Haus finden. Sie sollten sich vielmehr daran machen, den Schaden, den sie durch ihre Unterstützung für Trump bereits angerichtet haben, einzudämmen.