Für Nvidia geht die Sonne im Osten unter
Nvidia
Im Osten geht
die Sonne unter
Von Alex Wehnert
Die Beschränkungen der USA für Chip-Exporte nach China gehen nach hinten los. Nvidia gehört dabei nicht nur kurzfristig zu den Leidtragenden.
Nvidia droht im China-Geschäft ein lang anhaltender Abwärtstrend. Denn nachdem das Unternehmen im ersten Geschäftsquartal (30. April) aufgrund verschärfter US-Beschränkungen für die Ausfuhr von Chips ins Reich der Mitte eine Belastung von 4,5 Mrd. Dollar schultern musste, wird es infolge des Handelskriegs zwischen Washington und Peking zwischen Mai und Juli nach eigenen Angaben Erlöse von 8 Mrd. Dollar verpassen. Der eigens für den chinesischen Markt angefertigte, leistungsreduzierte H20-Prozessor, mit dem Nvidia noch unter Ex-Präsident Joe Biden beschlossene Exportkontrollen umging, ist infolge des härteren Kurses unter Amtsinhaber Donald Trump wertlos geworden.
Trügerische Hoffnung auf neue Produkte
Anleger hoffen nun darauf, dass Nvidia im zweiten Halbjahr einen neuen China-Halbleiter lancieren und die Tür zu einem der wichtigsten Wachstumsmärkte wieder aufstoßen wird. Doch erstens drohen die Kalifornier damit viel Geld und Aufwand in die Entwicklung eines Produkts zu stecken, das durch eine neuerliche Verschärfung von Exportkontrollen ebenso schnell überflüssig werden könnte wie der H20. Dass Trumps Wut gegen US-Handelspartner infolge des Urteils eines US-Bundesgerichts, dem zufolge die Strafzölle des Präsidenten unrechtmäßig sind, abkühlt, steht wohl nicht zu erwarten. Eher dürfte es den Republikaner zu einem noch rücksichtsloseren Vorgehen anstacheln.
Zweitens ist nicht gesagt, dass chinesische Abnehmer an einem Nvidia-Chip mit weiter reduzierter Leistung überhaupt noch Interesse haben werden. Wie CEO Jensen Huang richtig betont, hat sich die Annahme, dass die Volksrepublik keine eigenen KI-Halbleiter entwickeln kann, bereits als falsch herausgestellt. Indem die USA ihrem führenden Designer den Zugang zu China versperren, schützen sie die Halbleiterproduzenten im Reich der Mitte vor Konkurrenz und ermöglichen ihnen somit, Entwicklungsrückstände aufzuholen.
Neuer Morgen in den Emiraten
Huang müht sich indes, durch Deals im Nahen Osten verlorenes Potenzial im Fernen Osten zu kompensieren und über verstärktes Geschäft mit Nationalstaaten die Abhängigkeit von US-Tech-Riesen zu verringern. Doch liegt der Verdacht nahe, dass Halbleitertechnik, die im Zuge ausgehandelter Vereinbarungen aus den USA in die Vereinigten Arabischen Emirate geliefert wird, über Umwege doch in China landet. Der Präsident dürfte damit den Sonnenuntergang für die amerikanische Technologieführerschaft heraufbeschwören.