Trumps Interventionismus wird zum wirtschaftspolitischen Eigentor
Chip-Deal
Bananenrepublik statt Industrienation
Von Alex Wehnert
Neue Export-Deals mit Chipdesignern um Nvidia sind die verrückteste Ausprägung des Trumpschen Interventionismus, mit dem die USA vor allem China stärken.
Der Export-Deal der US-Regierung mit Nvidia und Advanced Micro Devices stellt die bislang wohl verrückteste Ausprägung einer opportunistischen Politik dar, bei der Donald Trump die Interessen der Vereinigten Staaten nur als Vorwand dienen. Die Chipdesigner sollen 15% ihrer Einnahmen aus dem Verkauf von KI-fähigen Halbleitern nach China an Washington abführen. Die Exportvereinbarung passt bestens in die Erpressertaktik des Showmasters im Weißen Haus, der sich Wirtschaftsvertreter allzu willfährig hingeben.
Kontraproduktives „Quid pro quo“
Denn Trump hält mit seiner Handelspolitik nicht nur die Weltgemeinschaft im Würgegriff, sondern treibt auch heimische Unternehmen in die Unterwürfigkeit. Apple hat Zusagen für Investitionen in die US-Fertigung auf 600 Mrd. Dollar aufgestockt und sich so Ausnahmen von angedrohten Zöllen im Umfang von 100% auf Halbleiterimporte gesichert. Doch gestalten sich die Pläne schwammig. Die Produktion des iPhone in die USA zu verlagern, würde Jahre dauern und die Kosten explodieren lassen.
Für Trump ist aber wohl weniger entscheidend, dass Unternehmen, die vor ihm buckeln, über belastbare Pläne verfügen, um ihre „America First“-Versprechen umzusetzen. Vielmehr kommt es ihm darauf an, vermeintliche Erfolge seines chaotischen Kurses zu präsentieren. Apple hat Trumps Komplexe dabei bespielt, indem CEO Tim Cook dem Präsidenten eine Glasplatte mit Goldbasis überreichte – ein Geschenk, das dem autokratischen Herrscher einer Bananenrepublik würdig ist. Dass sich Trump wahlweise als solcher oder als Manager eines Warenhauses im Schlussverkauf gebärdet, führt zu einem Flickenteppich an Import- und Export-Vereinbarungen und einem Verlust planerischer Sicherheit für den Wirtschaftsraum.
Militärische Bedrohung durch Peking wächst
Durch den Deal mit Nvidia und AMD riskiert der Präsident für kurzfristige Staatseinnahmen indes die Vorreiterstellung der USA bei künstlicher Intelligenz und damit auch die von ihm sonst so oft beschworene nationale Sicherheit. Trump bereitet nun den Boden für einen Einsatz von amerikanischer Technologie in Militäranwendungen Pekings und stärkt die Volksrepublik damit für künftige geopolitische Konfrontationen mit Washington selbst. Der „Dealmaker“ im Weißen Haus hat hier sein möglicherweise folgenschwerstes Eigentor geschossen.