Deutschland für ABN Amro zweitgrößter Markt
ABN Amro greift in Deutschland an
Bethmann HAL ist mit verwalteten Vermögen von 70 Mrd. Euro und 2.000 Beschäftigten neue Nummer 3 im Wealth Management
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Übernahme der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) hegt der niederländische Finanzkonzern ambitionierte Wachstumspläne für Deutschland. Konzernchefin Marguerite Bérard reklamierte am Dienstag anlässlich des Closings der vor einem Jahr eingefädelten Übernahme eine führende Rolle im deutschen Wealth Management und Corporate Banking. Die Transaktion, für die ABN Amro 672 Mill. Euro bezahlt hat, sei ein Meilenstein in der auf Nordwest-Europa ausgerichteten Konzernstrategie: „Durch die Übernahme wird Deutschland zu unserem zweitgrößten Markt.“
Die 100 Milliarden im Blick

Durch den Zusammenschluss von HAL mit dem Geschäft der Bethmann Bank entsteht die neue Nummer 3 im deutschen Wealth Management. Die neue Einheit, die künftig unter der Marke Bethmann HAL auftritt, kommt auf ein verwaltetes Vermögen von rund 70 Mrd. Euro, von denen HAL etwa 26 Mrd. Euro beisteuert. Choy van der Hooft-Cheong, im ABN-Amro-Konzern für das globale Wealth Management verantwortlich, stellte auf der Pressekonferenz in Frankfurt heraus, dass es den Niederländern bei der Transaktion um Wachstum gehe. Bis 2030 solle das verwaltete Vermögen auf 100 Mrd. Euro anwachsen, ergänzte sie. Derzeit verwaltet der Konzern den Angaben zufolge Kundenvermögen in Höhe von 240 Mrd. Euro.
Erweitertes Leistungsspektrum im Corporate Banking
An der bestehenden Zwei-Markenstrategie soll sich nichts ändern. Im Corporate Banking treten die Niederländer demnach weiterhin als ABN Amro Deutschland auf, wenn auch mit verbreitertem Leistungsspektrum. Neben der Expertise der M&A-Berater von HAL zählt dazu vor allem das Asset Servicing, über das ABN Amro bislang nicht verfügte. Der Bereich kann die Dienstleistungen rund um die Verwaltung von Vermögenswerten künftig für alle institutionellen Kunden des Konzerns anbieten, was ebenfalls ein erhebliches Wachstumspotenzial darstellt. Nicht mit verkauft hat die frühere HAL-Gesellschafterin Fosun die irischen Fondsdienstleister, die unter dem Dach der Hauck & Aufhäuser Fund Services Group (HAFS Group) jetzt selbständig agieren. Mit der dazugehörigen Hauck & Aufhäuser Fund Services S.A. (HAFS), Hauck & Aufhäuser Administration Services S.A. (HAAS) und HAL Fund Services Ireland Limited (HALFI) hat ABN Amro den Angaben zufolge langfristige Dienstleistungsverträge geschlossen.
2.000 Beschäftigte in Deutschland und Luxemburg
Insgesamt plant ABN Amro in Folge des Zusammenschlusses rund 2.000 Menschen in Deutschland und Luxemburg. Davon arbeiten den Angaben zufolge etwa 1.200 für HAL. Im Zuge der Integration, die den Angaben zufolge in der zweiten Jahreshälfte 2026 abgeschlossen werden soll, werden den Angaben zufolge vor allem in der Verwaltung und in Querschnittsfunktionen Stellen wegfallen, die nicht doppelt benötigt werden. Die künftigen Kosten- und Ertragssynergien bezifferte Hans Haanegraf, Deutschland-Chef von ABN Amro auf 60 Mill. Euro pro Jahr.
Bentlage bleibt noch ein bisschen
Bis zur vollständigen Integration bleibt HAL jedoch rechtlich unabhängig – mit CEO Michael Bentlage an der Spitze. Komplettiert wird die Führungsspitze der HAL durch Holger Sepp, der als Chief Market Officer Asset Servicing & Digital Assets für das Asset Servicing verantwortlich bleibt und Chief Risk & Operation Officer Gordan Torbica.
Auch in der Geschäftsführung der Landesgesellschaft von ABN Amro hinterlässt der Zukauf Spuren. Unter der Leitung von Haanegraf, der als Sprecher der Geschäftsführung auch für das Corporate Banking verantwortlich zeichnet, ziehen mit der künftigen Finanzchefin Madeleine Sander und Oliver Plaack, der neben Stefan Meine Chief Commercial Officer wird, zwei Top-Manager von HAL in das Gremium ein. Agnes Brelik, Head of Wealth Products, Risikochef Michael Pleske und Chief Operating Officer Eric van der Deijl kommen von ABN Amro.
Angebotspalette verbreitert
Schon heute sieht sich ABN Amro mit einem verwalteten Vermögen von rund 240 Mrd. Euro als eine der führenden Adressen im europäischen Wealth Management. „Diese Position bauen wir zusammen mit HAL weiter aus“, unterstrich van der Hooft-Cheong. Dabei geht es den Niederländern offenbar nicht nur um Marktanteile in der größten europäischen Volkswirtschaft. „Unsere deutschen und internationalen Kunden profitieren von einem verbesserten Angebot, einem breiteren Produktspektrum und einem in beiden Häusern sehr persönlich ausgerichteten Kundenservice“, so die Managerin.
Dem pflichtete HAL-Chef Bentlage bei, der hervorhob, dass sich das Produktangebot komplementär ergänze. „Von liquiden bis illiquiden Anlagestrategien wie etwa Private Equity können wir jetzt eine umfassende Leistungspalette bieten“, sagte er. Dank der starken Kapitalausstattung der neuen Gesellschafter sei zudem der Spielraum für „maßgeschneiderte Kreditlösungen“ größer. Dies komme bei den HAL-Teams gut an, trat er Spekulationen entgegen, denen zufolge die bevorstehende Übernahme zu Absatzbewegungen im eigenen Hause geführt hätte. Auch die Kunden der unter seiner Leitung stark gewachsenen Privatbank hätten die Nachricht positiv aufgenommen: „Das hat uns Gespräche mit potenziellen Mandaten aus dem Dax eingebracht.“
Die Konsolidierung des Geschäfts mit vermögenden Kunden setzt sich fort. Nachdem ihr Name dank Zukäufen immer länger geworden war, wird Hauck Aufhäuser Lampe als HAL selbst zum Anhängsel der ABN-Marke Bethmann. Kunden und Beratern werde dies nicht zum Nachteil gereichen, beteuert das Management.