Italien

Kein Wunschpartner für ITA-Präsident Altavilla

ITA-Airways-Präsident Alfredo Altavilla hatte lange auf eine Entscheidung der Regierung in Rom gedrungen. Er wollte jedoch die Lufthansa als Partner.

Kein Wunschpartner für ITA-Präsident Altavilla

Von Gerhard Bläske, Mailand

ITA-Airways-Präsident Alfredo Altavilla (59) hat wiederholt auf eine schnelle Entscheidung der Regierung für einen Privatisierungspartner gedrungen. Doch der langjährige Fiat-Spitzenmanager hätte sich wohl eher die Lufthansa und die Reederei MSC als Partner gewünscht. Daraus hat er kaum ein Geheimnis gemacht. Und diese Meinung vertraten auch die Gewerkschaften der Airline. Aus Sicht Altavillas, wohl aber auch der Arbeitnehmervertreter, sprachen vor allem die positiven Erfahrungen mit Swiss, Austrian und Brussels Airlines für die Lufthansa. Doch das Favoritenkonsortium kam am Ende nicht zum Zuge. Stellung nehmen zur Entscheidung von Ministerpräsident Mario Draghi, der nun Exklusivverhandlungen mit Certares, Air France-KLM und Delta aufnehmen will, kann Altavilla natürlich nicht. Er muss sich wohl den Gegebenheiten fügen.

Altavilla ist einer der renommiertesten Manager Italiens und seit Juni 2021 Exekutiv-Präsident zunächst von Alitalia, dann von ITA. Er folgte in dieser Position auf Francesco Caio, der CEO des Ölförderanlagen-Spezialisten Saipem wurde. Altavilla denkt sehr strategisch und hat viel Erfahrung und Sachverstand. Die braucht er bei ITA Airways auch. Denn die Gesellschaft, die am 15. Oktober 2021 an den Start ging, hat in ihren ersten achteinhalb Monaten 500 Mill. Euro Verluste angehäuft. Ein starker Partner ist unerlässlich. Ob eine starke Position des Staates in einer Regierung aus rechtsnationalen Parteien hilfreich ist bei dem Versuch, die Trendwende zu schaffen, bleibt dahingestellt. Aber Draghi hat nun mal so entschieden.

Altavilla wird es also nicht leicht haben. Aber leicht hatte es der Mann aus dem apulischen Taranto, der an der Università Cattolica in Mailand Wirtschaft studierte, bevor er 1990 seine Karriere bei Fiat startete, schon bei seinem Start bei ITA nicht. Dass er dort landen würde, hätte er sich wohl einst auch nicht träumen lassen. Denn er war ein Fiat-Mann durch und durch. Seine Familie hatte in seiner Heimatstadt eine Händlerkonzession für diverse Konzernmarken. Er stieg schnell auf, wurde zur rechten Hand des langjährigen CEO Sergio Marchionne und arbeitete für diesen auch in den USA. Zuletzt war er verantwortlich für die Region Europa und soll angeblich Marchionnes Kandidat für seine eigene Nachfolge gewesen sein. Doch nach dessen Tod wurde Mike Manley CEO. Altavilla ging sofort. Vor seiner Bestellung zum ITA-Präsidenten war er immer wieder auch für andere Spitzenposten im Gespräch. Er war Senior Advisor bei CVC Capital Partners und Präsident des Pharmakonzerns Recordati, bevor er zu ITA Airways kam.

Bei der Fluggesellschaft erarbeitete der Manager einen Strategieplan, der nach einer massiven Schrumpfung des Unternehmens und einer deutlichen Reduzierung der Mitarbeiter-Gehälter gegenüber dem früheren Alitalia-Niveau eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen ab 2024 und Wachstum vorsah. Dabei war von Anfang an klar, dass die Gesellschaft einen Partner braucht. Das war auch von den Brüsseler Wettbewerbshütern so vorgesehen.

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