E-Autobauer

Tesla enttäuscht bei Investoren­tag mit vagen Ankündigungen

Tesla-CEO Elon Musk will beim Investorentag des E-Autobauers die Aufbruchstimmung der Anleger befeuern. Doch statt Plänen für neue Fahrzeugmodelle legt er nur vage Ankündigungen vor.

Tesla enttäuscht bei Investoren­tag mit vagen Ankündigungen

Von Alex Wehnert, New York

Marktteilnehmer reagieren mit Enttäuschung auf den am Mittwoch abgehaltenen Investorentag des E-Autobauers Tesla. CEO Elon Musk hatte im Vorfeld angekündigt, bei der Veranstaltung den dritten Teil seines „Master Plan“ vorstellen zu wollen. In der Folge machten Spekulationen die Runde, Tesla werde Pläne für ein niedrig bepreistes Massenmarktmodell präsentieren.

Stattdessen eröffnete Musk den Investorentag mit einem weit gefassten Ausblick für eine erfolgreiche globale Wende hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung. Dafür seien ungefähr 7 Bill. Dollar an Investitionen in den Bau elektrischer Fahrzeuge nötig. Im außerbörslichen Handel gab die Tesla-Aktie daraufhin zeitweise um 5,6% nach, nach Eröffnung an der Wall Street sackte sie am Donnerstag noch deutlicher ab.

Bei vergangenen „Master Plan“-Präsentationen hatte es konkretere Produktausblicke gegeben. Bei der Vorlage des ersten Teils im Jahr 2006 zeichnete der Hersteller seine Ambition zum Bau einer elektrisch betriebenen Sportwagenfamilie auf, um Investoreninteresse anzuziehen und schließlich günstigere Modelle an den Markt bringen zu können. Bei Vorstellung des zweiten Teils erklärte Tesla die Hintergründe ihrer Übernahme der Solarenergiefirma Solar City und Bemühungen zur Entwicklung autonomer Fahrzeuge.

Diesmal bestätigte Tesla lediglich, dass das Nutzfahrzeug Cybertruck wie angekündigt im laufenden Jahr in Serie gehen soll, machte aber keine konkreten Angaben zur Bepreisung. Darüber hinaus gab das Unternehmen einen Einblick in Prozesse, mittels derer es Herausforderungen im Design und in der Fertigung überwinden und Kosten senken will. So soll die Produktionsfläche künftig um 40% schrumpfen, die Fertigungskosten sollen um die Hälfte sinken.

Vereinfachte Fertigung

Unter anderem soll dabei ein vereinfachter Fertigungsprozess zum Einsatz kommen, der eine stärkere parallele Arbeit an einzelnen Autoteilen ermöglichen soll. Dies betreffe aber die nächste Fahrzeuggeneration von Tesla, sagte Musk auf Nachfrage – aktuell ergebe es wenig Sinn, bestehende Fabriken herunterzufahren, um die Produktion umzustellen.

Am Dienstag hatte der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador verkündet, dass Tesla eine neue Fabrik in der Industriestadt Monterrey im Nordosten des Landes bauen werde. Musk bestätigte dies zur Wochenmitte. Tesla soll rund 5 Mrd. Dollar in das Projekt investieren, das laut Analysten eine weitere Ausprägung des „Nearshoring“-Trends darstellt – also die Verlagerung betrieblicher Aktivitäten ins nahegelegene Ausland.

Dagegen hat das Unternehmen seine Pläne für die Produktion kompletter Batterien in der Gigafactory bei Berlin zuletzt aufgeschoben. Der Fokus bei der Zellfertigung liegt angesichts der massiven Steueranreize im Rahmen des „Inflation Reduction Act“ nun vorerst auf den USA.

Subventionen aus dem Gesetz zur Steuersenkung ziehen auch Projekte anderer Autobauer an. So kündigte Ford zuletzt Investitionen von 3,5 Mrd. Dollar in den Bau einer Batteriefabrik im US-Bundesstaat Michigan an. Die Produktion im „Blue Oval Battery Park“, der als hundertprozentige Ford-Tochtergesellschaft aufgesetzt wird, soll 2026 mit 2500 Mitarbeitern starten. Am neuen Standort will Ford Batteriekapazitäten von 35 Gigawattstunden pro Jahr freisetzen, um bis zu 400000 Elektrofahrzeuge anzutreiben.

Solche Pläne der in Bezug auf E-Mobilität lange als abgehängt geltenden traditionellen US-Autobauer stellen laut Marktteilnehmern ein weiteres Signal für den steigenden Druck auf Tesla dar. Im Schlussquartal 2022 verfehlte das Musk-Unternehmen seine Auslieferungsziele deutlich und versuchte in der Folge, die Nachfrage durch massive Discounts anzukurbeln. Im Januar strich Tesla die Preise für die Modelle 3 und Y weltweit um bis zu 20% zusammen, in den USA waren auch auf die Modelle X und S streckenweise erhebliche Rabatte verfügbar. Wenngleich die Preise, beispielsweise für das Model Y, seither wieder leicht gestiegen sind, sah sich die Konkurrenz mitunter gezwungen, mit eigenen Discounts zu reagieren.

Rabatte zeigen Wirkung

Dass die Rabatte bei Tesla im laufenden Jahr offenbar Wirkung auf das Käuferinteresse hatten, trieb die Aktie des E-Autobauers zuletzt kräftig an. Trotz negativer Aufmerksamkeit durch einen Modellrückruf gewann der Titel zwischen Anfang Januar und Ende Februar 68 % an Wert und entwickelte sich damit so fest wie noch nie in den beiden Jahresauftaktmonaten.

Die Kursanstiege trugen auch dazu bei, dass Musk im Bloomberg Billionaires Index den Platz als reichste Person der Welt zurückeroberte – schließlich speist sich das Vermögen des Unternehmers größtenteils aus Tesla-Anteilen. Durch den Investorentag wollte er die Aufbruchstimmung unter den Anlegern befeuern – nun herrscht vorerst Ernüchterung.

Wertberichtigt Seite 2

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