Stablecoins

Bankenkollaps treibt Krypto­investoren um

Nach den Zusammenbrüchen im US-Bankensystem legt Bitcoin zwar kräftige Kursgewinne hin. Doch Analysten warnen vor erheblichen Risiken für den Kryptomarkt.

Bankenkollaps treibt Krypto­investoren um

xaw New York

Die Zusammenbrüche im US-Bankensektor treiben auch Krypto-Investoren um. Am Dienstag steuerte die führende Digitalwährung Bitcoin auf den vierten Tag in Folge mit Kursgewinnen zu und markierte mit über 26000 Dollar den höchsten Stand seit Juni 2022, auch kleinere Cyberdevisen legten zu. Dabei gewinnt das Narrativ wieder an Schwung, die Digital-Assets-Branche bilde eine Alternative zum traditionellen Finanzsystem.

Analysten warnen jedoch, dass Krypto-Dienstleister auf Kooperationen mit etablierten Banken angewiesen seien. Mit Silvergate Capital und Signature Bank waren in der abgelaufenen Woche zwei Geldhäuser kollabiert, die sich stark auf Banking-Dienstleistungen für Digital-Assets-Plattformen konzentriert hatten.

Zudem sorgte der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB Financial) für Turbulenzen beim Stablecoin USDC. Denn dessen Emittent Circle Internet Financial hatte Ende der vergangenen Woche vermeldet, 3,3 Mrd. Dollar bei dem kalifornischen Geldhaus hinterlegt zu haben. Zeitweise stürzte USDC, der eigentlich Wertstabilität gewährleisten soll, auf 87 Cent ab.

Dies gilt als bedenklich, da die Bedeutung von Stablecoins für das Krypto-Ökosystem in den vergangenen Jahren massiv gewachsen ist. Investoren nutzen sie, um Gewinne zu parken oder sich gegen hohe Volatilität abzusichern, ohne von der Kryptosphäre in die Welt der Fiatwährungen wechseln zu müssen. USDC ist mit einer Marktkapitalisierung von rund 40 Mrd. Dollar der zweitgrößte Token nach Tether und wird um ein Vielfaches häufiger gehandelt als kleinere Cyberdevisen. Nachdem Circle vermeldete, vollständigen Zugriff auf ihre Reserven zu haben, kletterte der Token bis Dienstag wieder knapp unter die Dollar-Parität, doch Analysten warnen vor den Gefahren neuer Rücksetzer.

Für Unruhe sorgt auch das in den vergangenen Monaten deutlich verschärfte regulatorische Vorgehen gegen Digital-Assets-Anbieter. Signature-Verwaltungsratsmitglied Barney Frank äußerte die Vermutung, die US-Regulatoren seien bei dem Geldhaus auch eingeschritten, um klarzumachen, wie toxisch der Kryptomarkt aus ihrer Sicht sei.

Dass sich unter Digital-Assets-Investoren nach der ruhigen Bitcoin-Kursentwicklung der Vorwochen Nervosität breitgemacht hat, zeigt sich auch an den Mittelabflüssen aus Anlageprodukten auf digitale Vermögenswerte: Diese summierten sich laut dem Assetmanager Coin­shares in der abgelaufenen Woche auf rekordhohe 255 Mill. Dollar.

Einige Beobachter führen die Bitcoin-Zuwächse daher auch weniger auf einen aufgehellten Ausblick für die Kryptobranche, sondern auf eine allgemeine Erleichterung an den Märkten zurück. So stieg der zuletzt schwer gebeutelte KBW-Index der US-Bankenbranche am Dienstag bis zum Abend um 4,7%.

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