Jahresgewinn

Deutsche Bank strotzt vor Selbstbewusstsein

Nach dem zweiten Jahresgewinn in Folge, will die Deutsche Bank 2022 endgültig beweisen, dass sie nachhaltig profitabel ist. Womöglich setzt sie zu sehr auf externe Faktoren wie steigende Zinsen.

Deutsche Bank strotzt vor Selbstbewusstsein

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Als Vorstandschef Christian Sewing am Donnerstag in dem eigens für die virtuell abgehaltene Pressekonferenz aufgebauten Fernsehstudio vor die Kameras tritt, ist seine Botschaft klar: Die Deutsche Bank ist wieder da. Tatsächlich hat das Institut, dass seit der Finanzkrise zunächst um einen Kulturwandel und dann um die Profitabilität kämpfte, das abgelaufene Geschäftsjahr mit dem höchsten Gewinn seit mehr als einem Jahrzehnt abgeschlossen. Daran sollen nicht bloß die Aktionäre teilhaben, die ein Jahr früher als angekündigt eine DividDasende erhalten sollen wie das Institut am Vorabend bereits ad hoc mitgeteilt hatte. Auch die Investmentbanker sollen so viel verdienen wie seit Jahren nicht mehr.

Tatsächlich leistete das Investment Banking mit einem Ertragsanstieg um 4 % auf 9,6 Mrd. Euro einen erheblichen Beitrag zu den starken Konzernzahlen. 2021 war geprägt von vielen Börsengängen und einer regen Nachfrage nach Beratungsdienstleistungen im Geschäft mit Übernahmen und Fusionen (Mergers & Acquisitions, M&A), was einigen Wettbewerbern ein Rekordjahr beschert hatte. Bei der Deutschen Bank legte das Emissions- und Beratungsgeschäft 2021 um 23 % und im Schlussquartal sogar um 29 % zu. Das reichte aus, um die im Gesamtjahr stagnierenden Erträge im Anleihengeschäft zu kompensieren, das im Schlussquartal sogar um 14 % einbrach.

Marktanteile gewonnen

Vor allem aber sieht sich die von manchem Wettbewerber beinahe schon totgesagte Deutsche Bank wieder auf dem aufsteigenden Ast. Wie Sewing unterstrich, konnten die Investmentbanker im vergangenen Jahr kräftig Marktanteile gewinnen. Im Heimatmarkt Deutschland er­oberte das Institut trotz der aggressiven Konkurrenz durch die US-Banken Goldman Sachs, J.P. Morgan Chase und Morgan Stanley die Marktführerschaft im Emissions- und Beratungsgeschäft zurück. Nach Daten des Informationsdienstleisters Dealogic sei der Marktanteil in diesem Segment auf 9,2 % gestiegen.

All das führt Sewing auch deshalb so detailliert auf, weil er die Anleger auf eine Erhöhung der Boni einstimmen will. „Ich weiß, dass diese Entscheidung wieder Schlagzeilen provozieren wird“, nimmt er die zu erwartende Kritik vorweg, um hinterherzuschieben, dass die Deutsche Bank immer gesagt habe, dass sie „marktgerecht“ entlohnen wolle. „Wir sehen den immer intensiveren Kampf um Talente und die Gehaltsentwicklung in der Branche durchaus mit Sorge. Aber klar ist auch, dass wir uns diesem Wettbewerb nicht entziehen können oder wollen.“

Schon Anfang der Woche war durchgesickert, dass die Deutsche Bank den Bonuspool deutlich aufzustocken plant. Laut einem Bloomberg-Bericht, den die Deutsche Bank unkommentiert ließ, steht eine Ausweitung um 15 % auf mehr als 2 Mrd. Euro im Raum. Das wäre der höchste Stand seit vier Jahren.

Sewing hält sich bedeckt

Wie aus dem Zahlenwerk des Instituts hervorgeht, stiegen die Personalkosten im Investment Banking im vierten Quartal um 30 %. Sewing, der die Fragen der zugeschalteten Journalisten unter Verweis auf die im März anstehende Veröffentlichung des Vergütungsberichts ablehnte, unterstrich, dass sich aus dieser Zahl keine Rückschlüsse auf die Höhe des Bonuspools ziehen ließen. Die Entscheidung darüber werde aus gutem Grund erst zu einem späteren Zeitpunkt gefällt.

Ebenfalls im Frühjahr will das Institut seine Aktionäre eine neue Strategie präsentieren. Nach dem 2019 eingeleiteten Konzernumbau, dessen Erfolg Sewing durch die Ge­schäftsergebnisse untermauert sieht, stellte er für den Kapitalmarkttag am 10. März lediglich eine behutsame Weiterentwicklung der aktuellen Strategie in Aussicht: „Wir haben die Deutsche Bank nachhaltig zurück in die Gewinnzone und auf Wachstumskurs gebracht. Und wir haben uns fest vorgenommen, dass uns von diesem Kurs nichts mehr abbringt.“

Im laufenden Jahr will Sewing „endgültig“ unter Beweis stellen, dass das Institut nachhaltig profitabel ist. „Die ersten drei Wochen sind bereits sehr gut gelaufen“, fügte er hinzu. Messen lassen muss sich die Deutsche Bank dabei an dem selbstgesetzten Ziel einer materiellen Eigenkapitalrendite von 8 % nach Steuern. Davon ist das Institut mit zuletzt 3,8 % ein gutes Stück entfernt.

Angesichts der positiven Ertragsentwicklung – die Deutsche Bank hat das für 2022 angepeilte Ziel von mindestens 25 Mrd. Euro bereits im abgelaufenen Jahr erreicht – und der durch die Zinserhöhung in den USA wahrscheinlicher gewordenen Aussicht auf steigende Zinsen halten Sewing und sein Finanzvorstand James von Moltke das Ziel für erreichbar. Dabei helfen sollen weitere Kostensenkungen: Pro Quartal sind Einsparungen von 450 Mill. Euro geplant. In einem Kurzkommentar äußern die Analysten der Citigroup Zweifel an der Umsetzung. Aus der harten Restrukturierung sei mehr und mehr eine Wachstumsstory geworden, die von externen Faktoren abhänge, die sich der Steuerung durch das Management entziehe.

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