Allianz Global Wealth Report

Geringe Aktienquote hält deutsche Vermögen klein

Weil Wertpapiere im Geldvermögen der Deutschen nur ein geringes Gewicht haben, fallen die Wertzuwächse im internationalen Vergleich zurück. Das hat Folgen für den Vermögensbestand, zeigt ein Bericht der Allianz.

Geringe Aktienquote hält deutsche Vermögen klein

jsc Frankfurt

Die weltweit unterschiedlichen Schwerpunkte in der privaten Geldanlage wirken sich nach einem Bericht der Allianz auf die langfristigen Zuwächse aus: Zwar legte das private Geldvermögen in Deutschland im vergangenen Jahr mit 8,5% stärker zu als im Rest der Eurozone, angesichts einer geringen Wertpapierquote wuchs es aber bereits zum dritten Mal in Folge langsamer als im Rest der Welt, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Global Wealth Report hervorgeht. Mit 28% ist die Wertpapierquote hierzulande geringer als in vielen anderen Ländern und als im globalen Durchschnitt. Insgesamt besitzen die privaten Haushalte in Deutschland per Jahresende 7,6 Bill. Euro.

Hierzulande zeigt sich damit eine ähnliche Entwicklung wie in Japan, wo ebenfalls das Geldvermögen häufig­ auf Bankkonten lagert und Wertpapiere mit 18% nur ein untergeordnetes Gewicht haben. Die über Jahrzehnte schwache Kursentwicklung japanischer Aktien trug nach Ansicht des Autorenteams wesentlich dazu bei. „Die japanischen Haushalte waren in den vergangenen Jahrzehnten eher zurückhaltend, in Aktien zu investieren“, hält der Be­richt fest.

USA behaupten sich

Ganz anders Nordamerika, das eine Aktienquote von 55% ausweist. Der Wohlstand pro Kopf ist hier durchschnittlich besonders hoch: Die USA stehen nach Abzug der Schulden mit umgerechnet 259780 Euro per Ende 2021 an der Spitze, während Kanada auf 125290 Euro kommt. Japan erreicht 102720 Euro, Deutschland liegt mit 69290 Euro unter den Industrieländern eher hinten.

Obwohl die privaten Geldvermögen in aufstrebenden Schwellenländern wie China auf lange Sicht auch im Vergleich zu anderen Regionen an Gewicht gewannen, behauptete sich die Region Nordamerika anders als Westeuropa und Japan im langfristigen Vergleich. 47,4% der globalen Vermögen entfielen im vergangenen Jahr auf Nordamerika nach 46,1% zehn Jahre zuvor. Insgesamt erreichte das globale Bruttogeldvermögen im vergangenen Jahr ein Niveau von 233 Bill. Euro.

Seit der Jahrtausendwende zeigt die Kategorie der Wertpapiere meistens stärkere Zuwächse als Versicherungen und Pensionsvermögen einerseits und Bankeinlagen andererseits. Lediglich kurz nach der Jahrtausendwende sowie in den Jahren 2008, 2011 und 2018 fiel die Entwicklung der Wertpapiere hinter den beiden anderen Kategorien zurück. Im Jahr 2020, als Sparer wegen der Pandemie enorme Geldsummen auf das Bankkonto schoben, fiel auch der Zuwachs der Einlagen besonders stark aus.

Im laufenden Jahr dürften Wertpapiere angesichts der hohen Börsenkursrückgänge wieder hinten liegen – für die Vermögen in der Bundesrepublik erscheint damit ein etwas besseres Ergebnis als in vielen anderen Ländern plausibel. Allerdings erwartet die Allianz für die Bundesrepublik ebenfalls einen Rückgang der Vermögen. Global dürfte der Bestand laut Prognose des Versicherers um 2,3% fallen. Wenn die Inflation berücksichtigt wird, ergibt sich sogar ein Rückgang um rund ein Zehntel. „Inflation ist eine Plage für die Mittelschicht“, erklärte Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran. Das raue Umfeld im laufenden Jahr markiere ein „Ende einer Ära“.

Für den Bericht trug das Forschungsteam um Arne Holzhausen, Michaela Grimm, Kathrin Stoffel, Patricia Pelayo-Romero und Markus Zimmer öffentlich zugängliche Daten aus 57 Ländern zusammen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.