Versicherer

Globale Assekuranz trotzt Inflation

Die Versicherer zeigen sich weltweit betrachtet als höchst widerstandsfähige und wachsende Branche – trotz Pandemie, Inflation, Ukraine-Krieg, steigender Zinsen und einer drohenden Rezession. Im Zentrum steht die Inflation, die zu höheren Schadenzahlungen und in der Folge steigenden Prämien führt.

Globale Assekuranz trotzt Inflation

tl Frankfurt

Die globale Versicherungswirtschaft wird bezogen auf ihre Beitragseinnahmen im laufenden und im kommenden Jahr deutlich wachsen. Dies gilt allerdings nur nominal. Mit einem Plus von 6,1% sollen Ende dieses Jahres Beitragseinnahmen von 7,3 (i.V. 6,9) Bill. Dollar erreicht werden, heißt es in der gestern veröffentlichten Sigma-Studie des Swiss Re Institute. Real hingegen sieht es angesichts der hohen Inflation ganz anders aus. Für 2022 wird ein sehr geringes Wachstum von 0,4% erwartet, während es sich 2023 auf etwa 2% deutlich be­schleunigen soll, aber immer noch unter dem langjährigen Durchschnitt (2011 bis 2020) von 2,4% läge.

Wachstumstreiber sind für das Forschungsinstitut des weltweit zweitgrößten Rückversicherers die gute Beschäftigungslage, die Einkommenszuwächse, die steigenden Prämien in der Sach- und Haftpflichtversicherung (sich verhärtender Markt) und das seit der Covid-Pandemie geschärfte Bewusstsein für Todesfall- und Gesundheitsrisiken.

Die stark steigende Inflation und der Krieg in der Ukraine wirken sich sehr unterschiedlich auf das Leben- und das Nichtleben-Geschäft aus. In Nichtleben führen die steigenden Preise zu einer höheren Schadenbelastung. Das gilt insbesondere für die Sach- und die Kfz-Versicherung, wo Ersatzteile durch gerissene Lieferketten und drastisch verteuerte Rohstoffe sich noch stärker verteuern, als es die allgemeine Inflationsrate vorgibt. Dazu kommen noch Belastungen aus zu erwartenden deutliche Lohn- und Gehaltssteigerungen.

Insgesamt erwartet das Swiss Re Institute für das laufende Jahr einen Anstieg der Nichtleben-Beitragseinnahmen um nominal 7,1% auf 4,1 Bill. Dollar. Bereinigt um die Inflation bleiben davon aber nur 0,8% übrig. 2023 sollen dann in Gefolge steigender Prämien die Beitragseinnahmen real um 2,2% zulegen. Dabei werde das Wachstum im gewerblichen und Industrie-Geschäft stärker sein als im Personengeschäft. Die Eigenkapitalrendite soll 2022 auf 5 bis 6 (6)% sinken und 2023 durch die verbesserten Zeichnungs- und Anlageergebnisse auf 6,6% zulegen.

In der globalen Lebensversicherung wird es nach einem kräftigen Plus im Vorjahr im laufenden Jahr sogar real zu einem leichten Einnahmerückgang von 0,2% kommen, erwarten die Schweizer. Nominal soll immerhin bis Jahresende ein Plus von 4,8% auf 3,1 Bill. Dollar stehen. Belastend wirkten sich der Inflationsdruck, die wirtschaftliche Unsicherheit und die Lage auf den Finanzmärkten aus. Die Sparbeiträge, die den Großteil der Leben-Beitragseinnahmen ausmachen, leiden an der stark gestiegenen Volatilität auf den Finanzmärkten und dem Rückgang der verfügbaren Einkommen. Gegengewichte bilden für die Analysten das gerade bei Jüngeren nach der Pandemie festgestellte gestiegene Risikobewusstsein, das zu einer höheren Nachfrage bei Lebens- und Krankenversicherungen führen könnte. Außerdem führen die steigenden Zinsen zumindest mittel- bis langfristig zu verbesserten Kapitalanlageergebnissen. Das für 2023 erwartete Wachstum bei den Leben-Beitragseinnahmen von real 1,9% begründen die Analysten des Swiss Re Institute mit dem nachlassenden Inflationsdruck und verbesserten wirtschaftlichen Bedingungen.

Bei der zu erwartenden Eigenkapitalrendite gehen die Analysten für 2022 und 2023 von einer Fortsetzung des Vorjahrestrends einer leichten Verbesserung aus, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

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