Landesbanken

Helaba erwartet mehr Erträge nach Zinswende

Die Zinswende stimmt die Helaba optimistisch. Nach Wertabschlägen im Anleihebestand im ersten Halbjahr werde die Landesbank künftig profitieren, sagt der Konzernchef. Schmerzhaft ist die Institutssicherung der Sparkassen.

Helaba erwartet mehr Erträge nach Zinswende

jsc Frankfurt

Die Landesbank Hessen-Thüringen rechnet nach steigenden Marktzinsen im ersten Halbjahr künftig mit mehr Erträgen: Zwar belastet ein Bewertungsabschlag in der Retail- und Assetmanagementsparte von 49 Mill. Euro das Fair-Value-Ergebnis im ersten Halbjahr, nachdem die konzerneigene Frankfurter Sparkasse wegen der Zinswende hohe Wertverluste im Spezialfondsbestand verzeichnet hatte, wie die Helaba am Donnerstag berichtete. Zugleich steige im Ge­schäft der Sparkasse die Zinsmarge, weil im Privatkundengeschäft künftig höhere Zinsen anfielen und der Wegfall von Verwahrentgelten auf der Passivseite der Bilanz weniger ins Gewicht falle, sagte Bankchef Thomas Groß in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Auch im Cash-Management seien höhere Erträge realistisch. Lediglich im Geschäft mit Großkunden glichen sich höhere Kreditzinsen einerseits und höhere Sätze in der Refinanzierung andererseits ungefähr aus.

An dem langfristigen Ziel, dem Provisionsüberschuss im Ertragsmix mehr Gewicht zu geben, halte die Bank aber fest. Das angestrebte Gleichgewicht von Zins- und Provisionsüberschuss werde nun aber etwas später erreicht. „Natürlich nehmen wir den Zinsanstieg in der Zwischenzeit gerne in unserer Ge­winn-und-Verlust-Rechnung mit“, sagte Groß. Bereits in den kommenden sechs bis zwölf Monaten werde das Zinsergebnis deutlich steigen. Im ersten Halbjahr fuhr die Bank ein Zinsergebnis von 666 Mill. Euro und ein Provisionsergebnis von 269 Mill. Euro ein. In den vergangenen fünf Jahren stieg der Zinsüberschuss im ersten Halbjahr um durchschnittlich 5% pro Jahr und der Provisionsüberschuss um 9%. Zu den Provisionsquellen im Konzern zählen etwa die Helaba Invest und die auf wohlhabende Privatkunden ausgerichtete Frankfurter Bankgesellschaft.

Nachdem die Helaba im März wegen der Unsicherheit im Ukraine-Krieg von einer Prognose absah, stellt sie nun für das Gesamtjahr ein Vorsteuerergebnis von mehr als 500 Mill. Euro in Aussicht, nachdem im ersten Halbjahr bereits 327 Mill. Euro zusammenkamen. Wenn aber Russland den Gasexport vollends einstellte, wäre eine Rezession und eine weiter hohe Inflation die Folge, wie Groß sagte. Das Ziel von 500 Mill. Euro wäre dann nicht mehr erreichbar. „Wir gehen aber davon aus, dass selbst in einem Negativszenario wir ein deutlich, deutlich positives Ergebnis erzielen werden.“

Zwar sei die Risikovorsorge mit 85 Mill. Euro überschaubar und viel geringer als im Vorjahr, führte Risikovorstand Detlef Hosemann aus. Die Helaba ordne die Vorsorge überwiegend bestimmten Branchen zu und nur selten bereits konkreten Einzelengagements. Weitere Folgen von Krieg, Gasboykott und gestörten Lieferketten spiele die Bank aber detailliert durch. Ein Kreditportfolio von 13 Mrd. Euro sei potenziell betroffen. Das direkte Engagement in Russland oder in der Ukraine bezifferte er dabei auf lediglich 30 Mill. Euro. Insgesamt verfügt die Landesbank über ein Kreditportfolio von 233 Mrd. Euro. Ihr Büro in Russland hält die Bank weiter geschlossen, sagte Groß.

Institutssicherung schmerzt

Auch die Kosten der Bank sind mit 869 Mill. Euro höher als im Vorjahr. Neben einer Tariferhöhung und IT-Investitionen nannte Groß dabei die europäische Bankenabgabe sowie die Institutssicherung innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe, wo sich eine Erhöhung der angestrebten Reserven und der Wechsel der BayernLB-Tochter DKB in das System der privaten Banken bemerkbar macht. Bereits im ersten Halbjahr 2021 wendete die Bank 73 Mill. Euro für die Bankenabgabe und 46 Mill. Euro für Verbandsumlage und Reservefonds auf. Im ersten Halbjahr dieses Jahres kamen 20 Mill. Euro für die Bankenabgabe und 35 Mill. Euro für die Institutssicherung obendrauf, wie Groß ausführte. Rechnerisch kommen somit 174 Mill. Euro für dieses Jahr zusammen.

Derzeit fährt die Bank einen Teil der Belegschaft zurück. Das Programm „Scope“ von 2020 sieht eine Kürzung um 380 bis 400 bestehende Vollzeitstellen bis 2023 vor. Die Kürzung sei bereits zu etwa vier Fünfteln umgesetzt und werde bis Jahresende vollzogen, sagte Groß. Der gesamte Konzern zählte zum Jahresende rund 6300 Beschäftigte.

Zum jüngsten Rückzug im Cum-ex-Streit mit der Société Générale ließ Groß auf Nachfrage offen, ob die Helaba lediglich wegen mangelnder Erfolgsaussichten die Beschwerde am Bundesgerichtshof zurückzog – oder ob sich die Landesbank mit der französischen Rivalin in einem Vergleich einige. Nachdem die Helaba nach Cum-ex-Geschäften im Jahr 2007 bereits vor Jahren Steuern nachzahlte, wollte sie von der Société Générale als Nachfolgerin einer damaligen Depotbank das Geld zurückerhalten. Die Helaba kommuniziere „keinerlei Details zur Beendigung des Verfahrens“, sagte Groß.

Wertberichtigt Seite 8

Helaba
Kennzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20222021
Zinsüberschuss666643
Risikovorsorge85141
Provisionsüberschuss269223
Immobilienergebnis119118
Fair-Value-Bewertung137185
Sonstiges Ergebnis8941
Verwaltungsaufwand869782
Vorsteuerergebnis327293
Konzernergebnis223201
Bilanzsumme (Mrd.)213,8217,2
Hartes Kernkapital (%)14,014,0
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