Börsenbetreiber

London Stock Exchange erhöht Dividende

Die London Stock Exchange Group hat im ersten Halbjahr von einer Flut von Börsengängen profitiert. CEO David Schwimmer setzt auf den Wandel zur „Green Economy“ und will 7 % mehr Dividende ausschütten.

London Stock Exchange erhöht Dividende

hip London

– Die London Stock Exchange Group hat vom Boom der Börsengänge in den vergangenen Mo­naten profitiert. Sie wird ihren Aktionären für das erste Halbjahr 7% mehr Dividende zahlen. Wie der Börsenbetreiber mitteilt, sollen sie 25 (i.V. 23,3) Pence je Aktie erhalten. Alles in allem verzeichnete die Gruppe auf bereinigter Ebene ein Wachstum von 4,6%. Unter dem Strich blieben den Aktionären 178 (158) Mill. Pfund.

Die Integration des Finanzdatenanbieters Refinitiv­ verlaufe gut, und man habe bereits 77 Mill. Pfund der erhofften Einspareffekte erzielt, sagte CEO David Schwimmer. Bis Jahresende sollen es 125 Mill. Pfund werden, mehr als die zunächst avisierten 88 Mill. Pfund. Für das zweite Halbjahr erwartet die Gruppe aber insgesamt höhere operative Kosten als im ersten Halbjahr. Die Nettoverschuldung ging nach dem erfolgreichen Verkauf von Borsa Italiana auf das 2,2-fache operative Ergebnis (Ebitda) zurück. Finanzchefin Anna Manz zeigte sich in einer Telefonkonferenz mit Journalisten „wirklich erfreut“ über die „hohe Qualität des Umsatzwachstums“.

Die Sparte Capital Markets legte um 9,6% zu. Dazu trugen der IPO-Boom an der Themse und die elektronische Handelsplattform Tradeweb maßgeblich bei. Neben dem Bringdienst Deliveroo gingen auch der Schuhhersteller Dr. Martens und die IT-Sicherheitsfirma Dark­trace an die Börse. Alles in allem fanden 75 (30) Neuemissionen statt. Allerdings wurde bei den Initial Public Offerings von Emittenten weniger Geld eingesammelt als ein Jahr zuvor.

Im zweiten Quartal verlangsamte sich das Geschäft, und mit Blick auf das Emissionsvolumen ging die Deutsche Börse in Führung. Schwimmer äußerte sich in der Telefonkonferenz lediglich verhalten optimistisch, was die Auswirkungen der anstehenden Lockerung der Regulierung durch die Finanzaufsicht auf das IPO-Geschäft angeht. Unter anderem werden die An­forderungen an Spacs (Special Purpose Acquisition Vehicles) reduziert. Er erwarte, dass „eine kleine Zahl“ von Spacs danach an den Markt komme. Die vom ehemaligen EU-Finanzkommissar Jonathan Hill vorgeschlagene Reform des Listingregimes werde von Firmen, die von den Lo­ckerungen betroffen seien, begrüßt. „Ich glaube nicht, dass das zu einem dramatischen Anstieg der Neuemissionen führen wird“, sagte Schwimmer jedoch.

Viele Daten, viel Geschäft

Für ihn spielt die Musik im Datengeschäft. Liquidität schaffe mehr Liquidität, Daten generierten mehr Daten, und das sorge wiederum dafür, dass am Markt mehr gehandelt werde. Derzeit prüfe die Gruppe, wie sie Post-Trade-Daten für Pre-Trade-Entscheidungen nutzen könne, sagte er. Die weltweite Umstellung von Libor auf alternative Referenzzinsen bleibe im Fokus der Börse. Das ESG-Geschäft strich Schwimmer als Hoffnungsträger heraus. „Wir gehen durch eine Generationsverschiebung.“ Kunden suchten zunehmend nach Daten für ihre ESG-Investments. Schwimmer will die Werkzeuge liefern – wie bei jedem Goldrausch dürfen Anbieter von Schaufeln und Spitzhacken auf Renditen hoffen. Währenddessen leisten die Märkte der Gruppe einen Beitrag zur Finanzierung der „Green Economy“. Was den ungelösten Streit um das Euro-Clearing der Tochter LCH mit Brüssel angeht, äußerte er sich „optimistisch und hoffnungsvoll, dass wir zu einer Lösung kommen, die es LCH ermöglichen wird, ihren in der EU ansässigen Kunden und Mitgliedern weiterhin zu Diensten zu sein.“

London Stock Exchange
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr      
in Mill. Pfund20212020
Erlöse gesamt3 1131 028
Operative Kosten1 430457
Bereinigtes Ebitda1 481543
Operatives Ergebnis598291
Vorsteuerergebnis510262
Nettoergebnis178158
Dividende (Pence)25,023,3
Operativer Cash-flow1 181385
Liquide Mittel2 7481 641
Nettoverschuldung5 837183*
*) per 31.12.2020Börsen-Zeitung