City Week

Londons City setzt auf globale Standards

Das mit EU-Regelwerken gefütterte Freudenfeuer hat es nach dem Brexit nicht gegeben. Stattdessen betont man in der City nun, wie sehr man sich internationalen Standards verpflichtet fühlt.

Londons City setzt auf globale Standards

hip London

Auf der Londoner City Week hat das Bewusstsein der eigenen Abhängigkeit von anderen Finanzplätzen die Debatte zu Regulierungsfragen bestimmt. Katharine Braddick, die im Schatzamt als Generaldirektorin für Finanzdienstleistungen verantwortlich zeichnet, erinnerte daran, dass sich die inhärenten Risiken eines globalen Finanzzentrums nur beherrschen lassen, wenn man es in einem multilateralen System betreibt. Die geltenden Standards stammten zum einen aus diesem internationalen System, zum anderen seien sie das Produkt der Arbeit, die Großbritannien während seiner EU-Mitgliedschaft geleistet habe. Man habe schon immer sehr viel in globale Gremien investiert. „Wir haben ein starkes Interesse daran, dass ihre Arbeit Erfolg hat“, sagte sie. Es werde deshalb „keinen wesentlichen philosophischen Aufbruch“ in Sachen Regulierung geben. Doch man könne die Regeln den eigenen Bedürfnissen besser anpassen.

So sah es auch Miles Celic, der Chef der Finanzlobby The City UK. Großbritannien könne, wie schon bei der Impfkampagne, seit dem EU-Austritt flinker sein, „wie ein Schnellboot“. Ein Abweichen von den bisherigen Regeln, nur um des Abweichens willen, habe dagegen keinen Sinn. Es gelte dir richtige Balance zwischen Unabhängigkeit und Interdependenz zu finden. Douglas Flint, der Chairman von Standard Life Aberdeen, definierte Internationalität als maximale Offenheit und Kompatibilität mit dem Rest der Welt. David Schwimmer, der Chef des Londoner Börsenbetreibers, forderte „Kooperation, Kollaboration und Konnektivität“. Großbritannien müsse auch weiterhin offen bleiben und sich nach außen orientieren. „Wir wollen eine City, die bei Innovationen zur weltweiten Avantgarde der Branche gehört“, sagte der CEO der London Stock Exchange Group.

City-Minister John Glen entwarf ein strahlendes Bild von der Zukunft des Finanzplatzes. „Wenn Ihre Branche prosperiert, dann tut das auch die Wirtschaft und das Land insgesamt“, sagte er dem Fachpublikum auf der Konferenz, die erneut virtuell abgehalten wurde. Bei der lang erwarteten gemeinsamen Absichtserklärung von Großbritannien und der EU zum Handel mit Finanzdienstleistungen handele es sich „um einen Rahmen für einen Dialog, nicht um einen Rahmen für umfassende Äquivalenz“, betonte Glen. „Wir verhandeln derzeit keine neuen Handelsvereinbarungen mit der EU.“ Auf die Vorschläge zum künftigen regulatorischen Rahmen für die Finanzbranche seien um die 120 Stellungnahmen eingegangen. Eine weitere Konsultation dazu werde im Laufe des Jahres folgen. Den Wandel zur Nullemissionswirtschaft bezeichnete Glen als „Investmentchance, wie es sie nur einmal im Leben gibt“.