Marktinfrastruktur

LSEG kauft Aktien von Refinitiv-Konsortium zurück

Londons Börsenbetreiber will für 750 Mill. Pfund Aktien von dem Konsortium zurückkaufen, das ihm den Datenanbieter Refinitiv verkauft hat. Der Zukauf soll höhere Umsatzsynergien liefern als erwartet.

LSEG kauft Aktien von Refinitiv-Konsortium zurück

Die London Stock Exchange Group (LSEG) hat vor, im laufenden Jahr für 750 Mill. Pfund Aktien von dem Konsortium zurückzukaufen, von dem sie den Finanzdatenanbieter Refinitiv erworben hat. Ihm gehören Blackstone und Thomson Reuters an. Das Konsortium halte rund 30 % an dem Marktinfrastrukturbetreiber, sagte CEO David Schwimmer nach Veröffentlichung vorläufiger Geschäftszahlen für 2022 in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die Haltefrist des Konsortiums, das damals komplett in Aktien bezahlt wurde, laufe in drei Tranchen aus. Derzeit könne es mehr verkaufen als das Volumen des geplanten Aktienrückkaufs, der noch von der Hauptversammlung abgesegnet werden muss. Es sei aber auch nicht das Ziel der LSEG, das Konsortium herauszukaufen. Sein Fokus liege darauf, Kapital so einzusetzen, dass es allen Aktionären zugute komme, sagte Schwimmer.

Wie der Betreiber der Londoner Börse mitteilte, stiegen die Einnahmen im vergangenen Jahr um rund ein Fünftel auf 7,43 (i.V. 6,21) Mrd. Pfund. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) verbesserte sich ebenfalls um ein Fünftel auf 3,55 (2,97) Mrd. Pfund. Das entsprach den Analystenschätzungen. Auch die Ankündigung, die bereinigte Ebitda-Marge im laufenden Jahr bei rund 48 % halten zu wollen, war am Markt so erwartet worden. Das währungsbereinigte Wachstum soll zwischen 6% und 8% liegen. Im vergangenen Jahr belief es sich es 5,7 %. Was die Umsatzsynergien aus der Refinitiv-Akquisition angeht, rechnet das Management nun mit 350 Mill. bis 400 Mill. Pfund, die bis 2025 erreicht werden sollen. Bislang hatte es 225 Mill. Pfund angesetzt. Schwimmer sprach von einem „Schrittwechsel“. Er hob zudem hervor, dass die Sparte Trading & Banking, deren Einnahmen von 2019 bis 2021 geschrumpft waren, im zweiten Halbjahr in die Wachstumszone zurückgekehrt sei.

„2023 ist das Jahr, in dem wir aus der Integration in die Transformation wechseln“, sagte Schwimmer. Microsoft sei dabei ein wichtiger Partner. Man werde den Workflow für Finanzmarktteilnehmer transformieren. Und er verwende die Vokabel „transformieren“ nicht leichtfertig, betonte der LSEG-Chef. Im Dezember hatte der Börsenbetreiber eine auf zehn Jahre angelegte strategische Partnerschaft mit dem Softwarehersteller bekannt gegeben, die den Workspace-Terminals der Gruppe erheblichen Schub verschaffen soll (vgl. BZ vom 12.12.2022).

Zum anhaltenden Wettbewerb mit New York um den Börsengang des britischen Chipdesigners Arm Holdings wollte sich Schwimmer nicht äußern. Er wisse ja, dass sich Journalisten für diese Themen interessieren, sagte er, aber die Londoner Börse trage lediglich 3 % bis 4 % zum Gesamtumsatz der Gruppe bei. Das Geschäft mit Initial Public Offerings brach im vergangenen Jahr ein. lediglich 45 (119) Gesellschaften wagten den Sprung aufs Parkett. Dabei sammelten sie ein Zehntel des Emissionsvolumens von 2021 ein.

Schwimmer kommentierte auch die Meldung, dass der irische Baustoffkonzern CRH seine Börsennotierung aus London an die Wall Street verlegen will. Wenn Firmen den Großteil ihres Geschäfts in den USA machen, sei so etwas verständlich. Zuletzt war durchgesickert, dass Shell vor einiger Zeit eine Verlegung von Firmensitz und Listing in die Vereinigten Staaten erwogen hatte. „London bleibt der internationalste Finanzplatz der Welt“, sagte Schwimmer. An seiner Verbesserung werde laufend gearbeitet, etwa in Form der von Schatzkanzler Jeremy Hunt vorgestellten Edinburgh-Reformen. „Da steckt eine Menge drin“, sagte Schwimmer.

Die britische Finanzaufsicht FCA (Financial Conduct Authority) kündigte derweil an, den Markt für Finanzdaten einer genauen Prüfung zu unterziehen. Sie wolle„potenzielle Wettbewerbsprobleme“ untersuchen, die zu höheren Kosten für Investoren und weniger effizienten Anlageentscheidungen führen und neue Wettbewerber vom Markteintritt abhalten könnten. Das mache ihm keine Sorgen, sagte Schwimmer. Man arbeite auf regelmäßiger Basis mit der FCA und anderen Aufsichtsbehörden zusammen. Die LSEG verfolge ein „Open Access“-Modell und sei sowohl ein Lieferant als auch ein Abnehmer von Daten.

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