Banken

Polens Notenbank poliert Zins­überschuss der Commerz­bank auf

Der Gewinnsprung der Commerzbank im Quartal ist auch der beherzten polnischen Geldpolitik geschuldet. Mehr als die Hälfte der Steigerung des Zinsüberschusses von 233 Mill. Euro steuerte die MBank bei.

Polens Notenbank poliert Zins­überschuss der Commerz­bank auf

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Die beherzten geldpolitischen Schritte der polnischen Notenbank verdeutlichen, was die Commerzbank erreichen kann, wenn auch die Europäische Zentralbank (EZB) von der Niedrigzinspolitik abrückt. Um der Inflation Herr zu werden, hat die Narodowy Bank Polski (NBP) im ersten Quartal den Referenzzins um 1,75 Prozentpunkte auf 3,5% erhöht, was die Kasse der polnischen Konzerntochter MBank klingeln ließ.

Wie Finanzchefin Bettina Orlopp am Donnerstag deutlich machte, ließ allein dieser Effekt den Zinsüberschuss um 147 Mill. Euro klettern. Die Einnahmen aus dem EZB-Programm zu langfristigen Refinanzierungsgeschäften (TLTRO) herausgerechnet, stieg der Zinsüberschuss insgesamt um 233 Mill. Euro auf knapp 1,4 Mrd. Euro. Die in den vergangenen Jahren wegen der hohen Rechtsrisiken aus den Franken-Krediten bisweilen als Klotz am Bein des Konzerns wahrgenommene MBank steuerte somit mehr als die Hälfte des Wachstums der für die Commerzbank so wichtigen Kennziffer bei.

Seit März ist der polnische Leitzins in zwei weiteren Zinsschritten bis auf 5,25% angehoben worden. Vor diesem Hintergrund wird die Zuversicht nachvollziehbar, die das Commerzbank-Management trotz der steigenden Unsicherheit durch den Ukraine-Krieg mit Blick auf die Ziele für das Gesamtjahr an den Tag legt. Zumal die Auguren ja auch für den Euroraum noch in diesem Jahr, womöglich sogar schon im Sommer, eine Zinsanhebung vorhersagen. Vorerst sieht die Commerzbank indes keinen Anlass, es der ING Deutschland gleichzutun und die Kunden auf ein Ende der Negativzinsen einzustimmen. Bislang habe sich ja lediglich die Zinserwartung verändert, sagte Vorstandschef Manfred Knof und ergänzte: „Soweit ich das verstanden habe, haben es die Wettbewerber ja bislang auch nur bei Ankündigungen belassen.“

Die ING hatte am Dienstag angekündigt, die Freibeträge für Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten zum 1. Juli von derzeit 50000 auf 500000 Euro anzuheben, was de facto dem Ende der Negativzinsen für Privatkunden gleichkommt (vgl. BZ vom 11. Mai). Dann sollen auch Neukunden wieder das sogenannte Extra-Konto nutzen können, das kostenlose Sparkonto der ING, das in der Vergangenheit als Magnet für Kundeneinlagen fungierte.

Auch wenn sich die Commerzbank bislang mit entsprechenden Verheißungen zurückhält, laufen nach Darstellung Knofs hinter den Kulissen bereits die Vorbereitungen für den Tag der geldpolitischen Wende der EZB. „Ich gehe davon aus, dass wir sehr schnell reagieren können, wenn es so weit ist.“ Bis dahin wird sich das Institut damit begnügen, Negativzinsen für inländische Kundeneinlagen in Höhe von zuletzt rund 22 Mrd. Euro zu kassieren. Orlopp bezifferte die Einnahmen hieraus auf rund 24 Mill. Euro.

Dividendenpläne bekräftigt

Insgesamt erwirtschaftete das Institut in den ersten drei Monaten des Jahres netto mit 298 Mill. Euro mehr als doppelt so viel wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Vor diesem Hintergrund ist das Commerzbank- Management fest entschlossen, für dieses Jahr eine Dividende auszuschütten. Wie Orlopp darlegte, wurde die erste Abgrenzung für die geplante Ausschüttung von 30% des Konzernergebnisses abzüglich der Zinsen für die Nachranganleihen im ersten Quartals bereits vorgenommen.

Aus Pflichtmitteilungen geht derweil hervor, dass sich Vorstandschef Manfred Knof, Finanzvorständin Bettina Orlopp, Privatkundenchef Thomas Schaufler, Firmenkundenvorstand Michael Kotzbauer, IT-Vorstand Jörg Oliveri del Castillo-Schulz sowie Risikovorstand Marcus Chromik am Donnerstag mit Commerzbank-Aktien im Wert von insgesamt knapp 500.000. Euro eindeckten. Knof wollte dies als Ausdruck der Überzeugung vom Erfolg der Strategie verstanden wissen. Den besten Einstiegskurs erwischte dabei übrigens Knof –  mit 6,10 Euro.

Commerzbank
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal     
in Mill. Euro20222021
Zinsüberschuss1 4011 254
Provisionsüberschuss972951
Fair-Value-Ergebnis353360
Erträge2 7952 492
Risikoergebnis−464−149
Operative Kosten1 4401 469
Pflichtbeiträge347336
Operatives Ergebnis544538
Ergebnis vor Steuern52973
Konzernergebnis298133
Aufwandsquote63,972,5
Kernkapitalquote (%)13,513,4
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