US-Banken

Russland-Abschied kommt Citigroup teuer zu stehen

US-Banken treffen bei Verkäufen russischer Assets weiterhin auf Hindernisse. Derweil weitet das Finanzministerium in Washington Sanktionen gegen russische Finanzinstitute aus.

Russland-Abschied kommt Citigroup teuer zu stehen

xaw New York

Auch mehr als ein Jahr nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs verbleiben für die US-Banken noch Risiken im Zusammenhang mit ihrem Abschied aus Russland. Vor solchen warnte zuletzt auch Citi­group, die weiterhin Vergeltungsschläge Moskaus fürchtet. Die lokale Einheit des Geldhauses lag vor Kriegsausbruch auf Platz 18 der größten Banken Russlands, im Retail-Geschäft zählte sie zeitweise über 500000 Kunden. Das Exposure von Citigroup in dem Markt ist im Vergleich zum Jahresende 2021, als es sich auf 9,8 Mrd. Dollar belief, zwar deutlich gesunken. Doch liegt es immer noch bei 7,5 Mrd. Dollar.

Laut Ende Februar bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Dokumenten rechnet Citigroup damit, dass durch den im vergangenen Oktober angekündigten Rückzug aus Investment- und Corporate-Banking-Aktivitäten in Russland noch Kosten von 80 Mill. Dollar bevorstehen. Die Abwicklung des  dortigen Consumer-Banking-Geschäfts werde zusätzlich Belastungen von 110 Mill. Dollar verursachen. Im vergangenen August – vor Ankündigung des Endes aller institutionellen Banking-Dienstleistungen in Russland bis Ende des ersten Quartals 2023 – hatte Citigroup die Kosten für den Ausstieg noch auf 170 Mill. Dollar beziffert.

Ursprünglich hatte das Finanzinstitut im Rahmen eines Strategie-Updates bereits im April 2021 angekündigt, das russische Privatkundengeschäft veräußern zu wollen. Die infolge des Angriffskriegs auf die Ukraine verabschiedeten Sanktionen machten einen solchen Verkauf aber so gut wie unmöglich. Denn als Abnehmer war die VTB Bank im Gespräch, die kurz darauf mit umfangreichen Strafmaßnahmen westlicher Staaten belegt wurde.

Sanktionen ausgeweitet

Inzwischen haben die Vereinigten Staaten laut US-Finanzministerium nach Assets gerechnet Sanktionen gegen mehr als 80% des russischen Bankensektors eingeführt. Zum Jahrestag der Invasion am 24. Februar intensivierte die zuständige Treasury-Behörde OFAC ihre Bemühungen und erweiterte ihre Strafliste um mehr als ein Dutzend weitere Finanzinstitute. US-Finanzministerin Janet Yellen betonte dabei, die Vereinigten Staaten würden „so lange an der Seite der Ukraine stehen wie nötig“.

Für Citigroup macht sich der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Erosion des Russlandgeschäfts besonders deutlich bemerkbar. Doch auch andere US-Banken treffen beim Rückzug aus dem Markt auf Schwierigkeiten. Im Januar machten Berichte von Beratern die Runde, gemäß denen der Kreml mit einem im vergangenen Jahr beschlossenen Gesetz Assetverkäufe blockiert. Zugleich soll Moskau Übernahmen zu für die Banken nachteiligen Bedingungen an politisch begünstigte russische Unternehmer unterstützen. Laut der „Financial Times“ steckten in der Folge die Tochtergesellschaften von 45 ausländischen Banken in Russland fest, betroffen seien auch J.P. Morgan und Goldman Sachs.

Zudem lag der internationale Handel mit russischen Bonds nach der Invasion in der Ukraine monatelang auf Eis. Im Juni 2022 verbot die OFAC Vermögensverwaltern und Banken Käufe russischer Anleihen am Sekundärmarkt. Erst Ende Juli folgten dann klarere Anweisungen. Das Finanzministerium stellte klar, dass Banken bei Transaktionen russischer Wertpapiere aktiv werden dürfen, solange dies US-Investoren dabei helfe, ihre Positionen herunterzufahren. Häuser wie J.P. Morgan, Bank of America und Citigroup kehrten vorsichtig in den Markt zurück.

Viele Banken versuchten sich wohl durch Vorabverträge mit Investoren das Recht zuzusichern, Trades bei nicht erfolgtem Settlement für nichtig zu erklären, um im Zweifelsfall keine russischen Assets auf ihre Bilanzen nehmen zu müssen. Schließlich war es im Juni zu einem Zahlungsausfall auf die Schulden Russlands in Fremdwährung gekommen – wobei sich Moskau darauf berief, dass Zahlungen infolge der bestehenden europäischen und US-Sanktionen blockiert worden seien.

Nach der Rückkehr der US-Banken an den Sekundärmarkt legten die Kurse russischer Fremdwährungsanleihen wieder deutlich zu. Dies erlaubte es Assetmanagern, Verluste zu reduzieren. Allerdings warnen Analysten, dass das Russland-Exposure von Finanzinstituten ohne Einlagengeschäft – darunter Hedgefonds – noch immer intransparenter ist als das der Banken.

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