Mittelstandsindex

Sparkassen dringen auf Begrenzung der Energiepreise

Der Mittelstand geht laut einer Erhebung des Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) finanziell robust in die sich abzeichnende Rezession. Wichtigste Aufgabe der Wirtschaftspolitik sei es jetzt, die Energiepreise zu begrenzen, fordert DSGV-Präsident Helmut Schleweis.

Sparkassen dringen auf Begrenzung der Energiepreise

sp Berlin – Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland gehen laut einer Analyse des Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) finanziell gut gerüstet der absehbaren Wirtschaftskrise entgegen. Die explodierenden Energiepreise drohten aber auch grundsolide aufgestellte Unternehmen an ihre Belastungsgrenze zu führen, schlug DSGV-Präsident Helmut Schleweis am Dienstag in Berlin Alarm. „Wenn wir gemeinsam die wirtschaftliche Bedrohung durch Russland be­stehen wollen, dann benötigen diese Unternehmen Hilfe,“ forderte Schleweis bei der Vorstellung des „S-Mittelstands-Fitnessindex“. Die Firmen brauchten schnell Klarheit über die Energieversorgung in den kommenden Wochen und Monaten, sagte der DSGV-Präsident. „Aus meiner Sicht ist es deshalb die wichtigste Aufgabe der Wirtschaftspolitik, die Strom- und Gaspreise nach oben zu begrenzen“, betonte Schleweis.

Eine Ausweitung von direkten Unternehmenshilfen etwa über die staatliche Förderbank KfW, könne den Maßnahmenmix ergänzen. „Aber wenn die Energiepreise nicht begrenzt werden können, dann fürchte ich, dass die Anzahl derer die Hilfe brauchen so groß wird, dass wir auch mit Bundesmitteln irgendwann an eine Grenze kommen“, sagte Schleweis. Das Wirtschaftsministerium kündigte am Dienstag an, vor allem energieintensiven Firmen aus dem Mittelstand stärker mit Zuschüssen unter die Arme greifen zu wollen. Aus dem Umfeld des Finanzministeriums verlautete, bereits geschaffene Kreditermächtigungen für Corona-Hilfen aus dem Wirtschaftstabilisierungsfonds im Umfang von 67 Mrd. Euro sollten auch für Versorger eingesetzt werden können.

Fitnessindex für Mittelstand

Der Fitnessindex der Sparkassen-Finanzgruppe für die mittelständische Wirtschaft fußt auf der Auswertung von rund 300 000 anonymisierten Unternehmensbilanzen von Firmenkunden der Sparkassen aus dem vergangenen Jahr. Dabei stellten die Experten der Finanzgruppe fest, dass die Eigenkapitalquote der Mittelständler im vergangenen Jahr unverändert bei rund 40% lag. Das sei ein Niveau, auch den Unternehmen auch Investitionen in die energetische Erneuerung des Mittelstands ermögliche, sagte Schleweis. „Die Energiekosten werden hoch bleiben, solche Investitionen rechnen sich in aller Regel schon nach wenigen Jahren – und sie helfen dem Klima“, warb der DSGV-Präsident für Investitionen in Alternativen zu fossilen Energieträgern und in Energieeffizienzmaßnahmen. Industrie und Privathaushalte forderte Schleweis auf, im Winter ein Fünftel ihre Energieverbrauchs zu sparen, um die industrielle Basis zu schützen.

Welche Spuren die sich abzeichnende Rezession im Kreditbuch der Sparkassen hinterlassen wird, wagte Schleweis nicht zu prognostizieren. „Wenn wir auf die aktuelle Situation schauen, sehen wir noch keine Krisensignale“, sagte er mit Blick auf die Gefahr einer möglichen Insolvenzwelle im nächsten Jahr. „Wir alle wissen aber, dass viel von der Versorgung mit Gas abhängt und natürlich ist nicht auszuschließen, dass einzelne Firmen an den Rand ihrer Existenz kommen können.“ Die Pläne der Bundesregierung für Erleichterungen im Insolvenzrecht helfe auch den Sparkassen bei Kreditentscheidungen, sagte Schleweis.

Allein im ersten Halbjahr haben die 361 Sparkassen und die weiteren Institute der Finanzgruppe rund 60 Mrd. Euro an neuen Firmenkrediten zugesagt und damit ein Fünftel mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Bestände an Gewerbe- und Unternehmenskrediten bei den Instituten der Gruppe legten in den ersten sechs Monaten um 3,8% oder 19 Mrd. Euro auf 515 Mrd. Euro zu. Gut zwei Fünftel des Kreditvolumens für Unternehmen und Selbstständige hierzulande wird nach Angaben des DSGV von der Sparkassen-Finanzgruppe gestemmt.

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