Wende in der Geldpolitik

Bank of England vor der Zinswende

Mit Dave Ramsden hat erstmals ein Mitglied der Führungsspitze der Bank of England für eine Leitzinssenkung gestimmt. Damit deutet sich eine Wende in der Geldpolitik an.

Bank of England vor der Zinswende

Bank of England vor der Zinswende

Uneinigkeit in der Führungsspitze: Stellvertretender Gouverneur stimmt für Senkung um 25 Basispunkte

hip London

Die Bank of England hat den Leitzins bei 5,25% stabil gehalten. Doch stimmten auf der jüngsten Sitzung des geldpolitischen Komitees (Monetary Policy Committee, MPC) zwei der neun Mitglieder für eine Senkung um 25 Basispunkte. Wie dem Protokoll der Sitzung zu entnehmen ist, schloss sich Dave Ramsden der bisher einzigen Taube Swati Dhingra an.

Prompt gab das Pfund gegen Dollar und Euro nach. Am Geldmarkt wurde die Wahrscheinlichkeit eines ersten Zinsschritts im Juni mit 55% angesetzt. Eine Senkung im Juni sei „weder ausgeschlossen noch ein Fait accompli“, sagte Andrew Bailey, der Gouverneur der Bank of England. Derzeit werden am Markt für dieses Jahr zwei Zinsschritte nach unten eingepreist.

Sinneswandel deutet sich an

Während die Wirtschaftswissenschaftlerin Dhingra zu den externen Mitgliedern des Komitees zählt, ist Ramsden ein stellvertretender Gouverneur der Notenbank. Er zeichnet dort unter anderem für die Beaufsichtigung der Märkte verantwortlich. Uneinigkeit in der im MPC versammelten Führungsspitze der Zentralbank kommt selten vor und deutet auf einen bevorstehenden Sinneswandel hin.

Geht man das Protokoll durch, zeigt sich, dass es unter den Befürwortern des Status quo unterschiedliche Ansichten gegeben haben muss: Es habe unter diesen Mitgliedern „eine Reihe von Meinungen“ gegeben, sowohl was die Annahmen zur Hartnäckigkeit der Inflation angeht als auch was die Voraussetzungen für eine Senkung der Bank Rate betrifft. Keine Einigkeit bestand auch darüber, in welchem Maße sie ihre Annahmen zur Hartnäckigkeit der Inflation angesichts neu eingehender Konjunkturdaten revidieren würden.

„Ermutigende Nachrichten“

„Wir hatten ermutigende Nachrichten zur Inflation und denken, dass sie in den nächsten paar Monaten in die Nähe unseres 2%-Ziels fallen wird“, sagte Bailey. „Wir müssen mehr Belege dafür sehen, dass die Inflation niedrig bleibt, bevor wir die Zinsen senken können“, schränkte er zugleich ein. „Ich bin optimistisch, dass sich die Dinge in die richtige Richtung bewegen.“

Die Ökonomen der Zentralbank gehen im aktuellen Inflationsbericht davon aus, dass das Inflationsziel von 2,0% wegen der im Vorjahresvergleich niedrigeren Öl- und Gaspreise kurzfristig erreicht wird, die Teuerungsrate in der zweiten Jahreshälfte aber wieder auf 2,5% anziehen wird. Im ersten Quartal ist die britische Wirtschaft nach ihren Schätzungen um 0,4% gewachsen. Im laufenden Quartal werde sie um 0,2% expandieren.

„Unter normalen Umständen hätte die Inflationsprognose heute zu einer Zinssenkung geführt“, sagte Chris Scicluna, Leiter des Research bei Daiwa Capital Markets Europe. „Doch während wir uns in die richtige Richtung bewegen, sind das Lohnwachstum und die Dienstleistungsinflation immer noch zu hoch dafür, dass sich eine Mehrheit der MPC-Mitglieder damit wohlfühlt.“

Kommentar zur Geldpolitik der Bank of England

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