Prognose für 2023

BayernLB rechnet mit Turbulenzen

Die Zentralbanken fluten die Kapitalmärkte nicht mehr mit Liquidität. Das ist für BayernLB-Chefvolkswirt Jürgen Michels der entscheidende Grund für weiterhin starke Schwankungen.

BayernLB rechnet mit Turbulenzen

jh München

Die Bayerische Landesbank (BayernLB) rechnet mit einer weiterhin hohen Volatilität auf den Kapitalmärkten. „2023 kann es nochmals zu Turbulenzen kommen“, sagte Chefvolkswirt Jürgen Michels in einem Pressegespräch. Die erwarteten starken Schwankungen begründet er mit der abnehmenden Liquidität der Zentralbanken für die Märkte. Das unsichere geopolitische Umfeld verheißt aus Sicht der Landesbank wenig Gutes für die Entwicklung der Konjunktur.

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine spiele ungeachtet des menschlichen Leids keine Rolle mehr für die Finanzmärkte. „Man hat sich langsam daran gewöhnt“, sagte Michels. Eine wesentliche Änderung ergäbe sich nur, wenn rasch billiges Öl und Gas wieder aus Russland käme. Doch dieses Szenario spiele für die Prognosen der BayernLB nur eine geringe Rolle, berichtete der Chefvolkswirt.

Die Erwartung großer Schwan­kungen schließt die Aktienmärkte ein. Tendenziell rechnet Michels mit einer Seitwärtsbewegung „mit positiver Sicht“. Der Tiefpunkt der Rezession werde in der ersten Hälfte des nächsten Jahres erreicht. Dann werde es langsam nach oben gehen und mit den Inflationsraten leicht nach unten. Für das zweite Halbjahr rechnet er mit steigenden Ergebniserwartungen der Unternehmen. Ein Grund für diese Annahme sei, dass die Zinsen dann nicht mehr weiter stiegen: „Das bringt eine gewisse Entlastung.“

Vor einem Jahr hatte die BayernLB einen Anstieg des Dax auf 17500 Punkte bis November 2022 prog­nostiziert. Dass diese Marke weit verfehlt wurde, begründete Michels in erster Linie mit den gestiegenen Zinsen.

Vor einem Jahr hatte die Research-Abteilung der BayernLB noch damit gerechnet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) erst Ende 2024 die Leitzinsen erhöht. Nun kann sich Michels vorstellen, dass es in zwei Jahren den ersten Schritt nach unten geben könnte. In diesem Monat erwartet er nochmals eine Erhöhung um einen Dreiviertelprozentpunkt. Mit einem Ende der Anhebungen rechnet er im März mit einem Einlagensatz von dann 3,0%. Danach werde die EZB beginnen, ihre Anleihebestände abzuschmelzen.

Korrektur, aber kein Einbruch

Die Auswirkungen des höheren Zinsniveaus auf den Immobilienmarkt werden nach Michels’ Einschätzung erst nach und nach sichtbar. In Deutschland hätten auf dem Wohnungsmarkt Bautätigkeit, Ge­nehmigungen und Transaktionen deutlich abgenommen. Der Chefvolkswirt rechnet aber nicht damit, dass aus der Korrektur ein Einbruch wird. Der wichtigste Grund aus seiner Sicht: „Arbeitslosigkeit wird nicht zu einem Problem werden.“

Prognosen der BayernLB
per November 2023
Dax15 500
Euro Stoxx 504 100
S&P 5004 200
Bundrendite 10 J. (%)2,10
1 Euro in Dollar1,08
Öl in Dollar *95,0
*) ein Fass Brent Quelle: BayernLBBörsen-Zeitung
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