Anleihemärkte

Bond­renditen animieren zum Einstieg

Die Renditen der sicheren Staatsanleihen wie Bundespapiere sind durch die Inflations- und Zinsängste nach oben getrieben worden. Die höheren Niveaus finden Anleger wieder attraktiv und steigen ein.

Bond­renditen animieren zum Einstieg

kjo Frankfurt

Inflationssorgen und damit Befürchtungen über eine deutliche Straffung der geldpolitischen Zügel dies- und jenseits des Atlantiks haben die Renditen der sicheren Bundesanleihen in den vergangenen Wochen ein gutes Stück nach oben befördert. Die Teuerungsraten in den USA und dem gemeinsamen Währungsgebiet sind auf den höchsten Ständen seit etlichen Jahren. Akteure gehen davon aus, dass dieser Umstand die Notenbanker zu einem Gegensteuern in Form höherer Leitzinsen veranlassen wird. Die Bondmärkte – der Markt der US-Treasuries und der Bund-Markt etwa – quittierten diese Aussichten mit den gestiegenen Renditen.

Lag die zehnjährige Bundrendite Anfang Dezember vorigen Jahres noch bei –0,39% und damit deutlich im negativen Terrain, wurde Ende Januar der Sprung in den positiven Bereich realisiert und bis Mittwoch dieser Woche ein Anstieg auf bis zu 0,331% hingelegt. Das war der höchste Stand bei den Benchmarkpapieren der Eurozone seit Dezember 2018. Aktuell sind es um die 0,25%. Auch am langen Laufzeitenende ging es mit den Sätzen nach oben. Die 30-jährigen Bundesanleihen rentierten bereits im Dezember mit positiven Sätzen. Aktuell gibt es in dieser Frist ca. 0,52%. Aber nicht nur die Renditen der Bundesanleihen bewegten sich nach oben, auch bei den Pendants aus Italien, Spanien, Portugal und auch den hellenischen Bonds waren Steigerungen der laufenden Verzinsungen zu beobachten. In den USA ging die Rendite der zehnjährigen Staatstitel (Treasuries) von 1,36% Anfang Dezember 2021 bis auf über 2% herauf. 2,05% wurden im Februar bereits gemessen.

Umkehr von der Umkehr?

Die höheren Sätze in Europa, aber auch den USA animieren die Anleger allerdings auch dazu, wieder in die Märkte einzusteigen. „Umkehr von der Umkehr“ – so betitelten etwa die Zinsstrategen der Commerzbank am Donnerstag ihren morgendlichen Ausblick auf die Zinsmärkte. „Bereits ohne die neuen Ukraine-Sorgen scheinen Bunds wieder attraktive Niveaus erreicht zu haben, und wir sehen Spielraum für eine kurzfristige Stabilisierung“, schrieben die beiden Zinsexperten des Hauses, Hauke Siemßen und Christoph Rieger. Siemßen und Rieger hielten dabei fest, dass zehnjährige Renditen im Bundbereich von um die 0,3% für einige Anleger offenkundig attraktiv erscheinen.

Im Blick haben die Bondmarktakteure wie auch Investoren in anderen Marktsegmenten derzeit die weitere Entwicklung im Ukraine-Konflikt. Das unterstützt zweifelsohne die Nachfrage nach sicheren Assets, wozu die Bundesanleihen und US-Treasuries gehören. Weite Investorenkreise zweifeln derzeit angesichts widersprüchlicher Aussagen an dem von Moskau angekündigten Truppenabzug aus dem Gebiet nahe der Grenze zur Ukraine. Nach Darstellung der OSZE-Beobachter vor Ort soll es am Donnerstag zu Gefechten gekommen sein. Sollte der Konflikt tatsächlich in militärischen Auseinandersetzungen unter Einbezug der USA gipfeln, könnte es laut Finanzmarktakteuren zu einem noch stärkeren Ansteuern der Safe Havens kommen mit der Konsequenz, dass die Renditen der betreffenden Bonds noch stärker in den Rückwärtsmodus kommen. Auch in der Eurozonenperipherie könnte es damit zu stärkeren Renditerückgängen kommen.

Dass auch die Fed womöglich die gestiegenen Renditen künftig stärker ins Kalkül ziehen könnte, ließ sich auch aus den jüngsten Minutes zum Meeting des Fed-Offenmarktausschusses Ende Januar ablesen. Einige Mitglieder des Komitees vertraten die Ansicht, dass es in Zukunft sogar angebracht sein könnte, einen Teil der Erlöse aus Bondverkäufen (Agency Mortgage Backed Securities) oder Nominalwertrückzahlungen aus Anleihen in US-Staatsbonds zu investieren. Damit würde die US-Notenbank dann die finanziellen Rahmenbedingungen für die Refinanzierungen von Banken und Unternehmen, aber auch halbstaatlichen und staatlichen Institutionen mit steuern. Diesen Faktor hat die Fed in der Vergangenheit ebenfalls immer wieder im Blick gehabt. Denn sollten die Renditen in den USA zu weit ansteigen, würde das die Schuldner entsprechend belasten. Das könnte dann wiederum die künftige Konjunkturentwicklung beeinträchtigen.

Im Fokus steht bei Anlegern darüber hinaus die weitere Inflations- und Wachstumssituation. So gehen verschiedene Notenbanker – auch innerhalb der Europäischen Zentralbank – nach wie vor davon aus, dass sich die Inflationsentwicklung wieder abschwächen wird. Zudem gilt auch die Covid-19-Krise noch nicht als überwunden. Hier lauern wieder Wachstumsgefahren, wenn Infektionszahlen kräftig steigen sollten.

Die gestiegenen Renditen bieten auch abseits der Staatsbonds Opportunitäten. „Für die Zukunft sehen wir Möglichkeiten in Sektoren, die von Zinserhöhungen profitieren könnten. Beispiel Bankensektor: Dort könnten höhere Zinsen zu einer besseren Rentabilität und Kreditqualität führen“, sagt etwa Holger Mertens, Head Portfolio Manager Global Credit von Nikko Asset Management.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.