Finanzmärkte

Fed vor kleiner Erhöhung

Aufgrund der Bankenturbulenzen ist eine anhaltend aggressive geldpolitische Straffung an den Finanzmärkten ausgepreist worden. Die Fed dürfte am Mittwoch ihren Leitzins um 25 Basispunkte erhöhen.

Fed vor kleiner Erhöhung

Von Christopher Kalbhenn,

Frankfurt

Die abgelaufene Woche hat erneut bewiesen, dass wir, was Marktbewegungen betrifft, in einer Zeit der Ex­treme leben. Durch die Bankenturbulenzen zeigten die großen Währungspaare, darunter der Euro-Dollar-Kurs, ungewöhnlich starke Ta­gesschwankungen. Zunächst geriet der Dollar durch den Kollaps der Silicon Valley Bank unter Druck. Grund war ein totaler Meinungsumschwung bezüglich der US-Geldpolitik. Hatte der Fed-Chairman Jerome Powell kurz zuvor noch aggressivere Zinserhöhungen signalisiert, preisten die Märkte in den letzten Tagen vorübergehend sogar deutliche Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf ein. Als dann die Credit Suisse in den Fokus rückte, geschah das Gleiche für den Euro bzw. die Erwartungen an die Zinspolitik der EZB.

Extrem waren aber vor allem die Bewegungen, die all dies an den Anleihemärkten lostrat. Dort kam es – je nach betrachteten Zeiträumen – teilweise zu rekordstarken bzw. in diesem Ausmaß seit Jahrzehnten nicht gesehenen Veränderungen in den Renditen. So ist etwa die Verzinsung der zweijährigen Bundesan­leihe seit dem 8. März um mehr als 90 Basispunkte gefallen.

Nachdem die EZB am Donnerstag trotz der Turbulenzen ihre Leitzinsen wie angekündigt um 50 Basispunkte erhöht, aber davon abgesehen hat, weitere Zinsanhebungen zu avisieren, richten sich alle Augen in der neuen Woche auf die Fed. Ein großer Zinsschritt von 50 Basispunkten dürfte aufgrund der Turbulenzen vom Tisch sein, die Zentralbank wird ihren Leitsatz wahrscheinlich erneut um 25 Basispunkte erhöhen. Noch wichtiger werden aber ihre nach vorne gerichteten Signale sein.

MFS Investment Management hält allerdings nicht für ausgeschlossen, dass die Fed in der neuen Woche ihren Zins unverändert lässt. „Ich habe den Eindruck, dass das Basisszenario der Fed darin besteht, die Zinssätze weiter anzuheben, insbesondere angesichts der Zinserhöhung der EZB um 50 Basispunkte“, so Chefvolkswirt und Portfoliomanager Erik Weisman. Die Maßnahmen, die die Fed und das US-Finanzministerium ergriffen hätten, um die Einlagen der in Schwierigkeiten geratenen Regionalbanken zu stützen, dürften es ihnen ermöglichen, den regulatorischen Arm zum Schutz des Bankensystems einzusetzen und gleichzeitig die Zinsen am vorderen Ende der Kurve weiter anzuheben, um die Inflation zu senken und die Wirtschaft insgesamt zu bremsen. Bei all dem handle es sich um eine höchst unsichere und sich rasch entwickelnde Situation. Während die Fed und die SNB schnell und energisch reagiert hätten, würden die Märkte weiterhin nach anfälligen Zielen Ausschau halten. „Die Bedingungen könnten sich verschlechtern, was die Fed zwingen könnte, auf ih­rer Sitzung am 22. März zumindest vorübergehend eine Pause einzulegen.“

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