Unsicherheit vor der Wahl belastet Dax-ETFs
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Am vergangenen Wochenende ist die größte Reform des Dax in seiner mehr als 30-jährigen Geschichte vollzogen worden. Der deutsche Leitindex umfasst jetzt nicht nur 30, sondern 40 Titel. Und neben Airbus sind auch Wachstumswerte wie Zalando, Siemens Healthineers, Sartorius-Vorzüge, Symrise oder Hellofresh in die erste Liga aufgestiegen.
Obwohl die Reform einschneidend ist, hat sich in manchen Punkten dennoch nicht allzu viel verändert. Zykliker haben nach wie vor ein hohes Gewicht im deutschen Leitindex. Und auch der Dax 40 hat im Vergleich zum US-Leitindex S&P 500 eine relativ geringe Marktbreite. Größer stellen sich die Veränderungen übrigens für den MDax dar, hat er durch den Verlust der zehn größten Titel doch massiv an Marktkapitalisierung eingebüßt.
Bei ETFs sind Produkte auf den Dax durchaus beliebt (siehe Tabelle). Dabei weisen fast alle Dax-ETFs sehr niedrige laufende Kosten auf, und neben thesaurierenden gibt es auch ausschüttende Varianten. Weniger Geld ist in MDax-ETFs angelegt, aber auch hier können Anleger zwischen mehreren Produkten auswählen. Zudem gibt es auch Produkte auf TecDax und SDax sowie auf Nebenwerteindizes.
Zuletzt deutlich zugelegt
Wer in Dax- oder MDax-ETFs investiert ist, musste übrigens im Rahmen der Reform nichts tun. Die Anbieter haben die neue Indexzusammensetzung automatisch umgesetzt. So etwas gehört zum Tagesgeschäft in der ETF-Industrie.
Im Zuge der Börsenhausse und der Entdeckung zyklischer Titel hat der Dax binnen Jahresfrist rund 17% zugelegt. Auch langfristig hat der Dax mit deutlichen Wertzuwächsen überzeugt. Noch besser hat aber sein kleiner Bruder MDax abgeschnitten. Er kommt auf Jahresfrist auf eine Performance von rund 27% und hat auch über zehn Jahre den Dax deutlich geschlagen.
Beim Blick nach vorn für Dax und MDax birgt die bevorstehende Bundestagswahl doch einiges an Unsicherheit. Hinzu kommen aktuell weitere Unsicherheiten für die Aktienmärkte wie die Probleme des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande sowie die wahrscheinliche Straffung der Geldpolitik in den USA und auch in Euroland. Darüber hinaus ist der Dax besonders im September, und mitunter auch im Oktober, für Korrekturen anfällig.
Insbesondere auch im relativen Vergleich zu anderen Ländern könnte der Dax durchaus an Boden verlieren. „Die Phase der politischen Unsicherheit wird über den Wahlsonntag hinaus anhalten“, sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment. Auch in Frankreich werfe die Präsidentschaftswahl ihre Schatten voraus. „Politische Hängepartien in den beiden größten Volkswirtschaften der Eurozone sind für die Kapitalmärkte keine gute Nachricht, denn Unsicherheit belastet die Kurse.“
„Für Anleger scheint besonders das Risikoszenario einer Koalition aus SPD, Grüne und Linke eindeutigen Anpassungsbedarf mit sich zu bringen“, meint Michael Weidner, Leiter des europäischen Rentenmanagements bei Lazard Asset Management. „In diesem Fall erscheint sowohl für Aktien- als auch für Rentenanlagen mit deutschem Risiko eine Reallokation zugunsten anderer EU-Länder sinnvoll.“
Hingegen stellt die Deka in einer empirischen Studie fest, dass der deutsche Aktienmarkt in den 100 Handelstagen vor der Wahl „grundsätzlich zur Schwäche neigt, sich die Aktienkurse in den 100 Tagen nach der Wahl dann aber stabilisieren oder positiv entwickeln“.
Alles in allem stellt die bevorstehende Bundestagswahl für den Dax doch ein durchaus signifikantes politisches Risiko dar, zumal auch das Negativszenario einer Koalition Rot-Rot-Grün – auch wenn sie nicht wahrscheinlich scheint – nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Immerhin stimmen laut Zeuner die sonstigen Rahmenbedingungen für die Börsen: „Starke Konjunktur, europäische Coronahilfen, lockere Geldpolitik und sprudelnde Unternehmensgewinne.“
Vor diesem Hintergrund ergibt eine Strategie, am deutschen Aktienmarkt zunächst vorsichtig zu agieren und erst einmal die Wahl und die Koalitionsverhandlungen abzuwarten, durchaus Sinn. Und im November ist dann meist ohnehin ein besserer Einstiegszeitpunkt in den deutschen Aktienmarkt als Ende September.
Ausgewählte ETFs auf den Dax und andere Indizes auf deutsche Aktien im Vergleich | ||||||||
Name | ISIN | AuM(Mill. Euro) | Performance (%) p.a. | Vola(%) | Lfd. Kosten (%) p.a. | |||
1 Jahr | 3 Jahre | 5 Jahre | 10 Jahre | |||||
iShares Core Dax ETF | DE0005933931 | 6 758 | 16,8 | 8,1 | 8,1 | 10,4 | 20,4 | 0,16 |
Xtrackers Dax ETF 1C | LU0274211480 | 4 227 | 17,0 | 8,1 | 8,1 | 10,3 | 20,5 | 0,09 |
Xtrackers Dax Income ETF 1D | LU0838782315 | 589 | 16,9 | 8,1 | 8,0 | − | 20,5 | 0,09 |
Deka Dax ETF | DE000ETFL011 | 1 126 | 16,9 | 8,1 | 8,1 | 10,5 | 20,4 | 0,15 |
Lyxor Core Dax ETF | LU0378438732 | 936 | 16,9 | 8,2 | 8,1 | 10,4 | 20,4 | 0,08 |
Amundi ETF Dax | FR0010655712 | 234 | 16,8 | 8,1 | 8,0 | 10,4 | 20,4 | 0,10 |
Xtrackers Lev Dax Daily Swap | LU0411075376 | 43 | 33,1 | 11,4 | 12,6 | 16,6 | 41,5 | 0,35 |
iShares MDax ETF | DE0005933923 | 1 802 | 27,2 | 9,7 | 10,2 | 14,0 | 20,2 | 0,51 |
Deka MDax ETF | DE000ETFL441 | 747 | 27,6 | 9,9 | 10,4 | − | 20,2 | 0,30 |
Lyxor MDax ETF | LU1033693638 | 273 | 27,6 | 9,9 | 10,4 | − | 20,2 | 0,30 |
iShares TecDax ETF | DE0005933972 | 1 090 | 24,7 | 9,6 | 16,5 | 18,1 | 19,7 | 0,51 |
Lyxor SDax ETF | LU0603942888 | 165 | 33,7 | 10,4 | 11,8 | 13,4 | 24,1 | 0,70 |
Xtrackers Ger. Mittelst. & MC | IE00B9MRJJ36 | 112 | 29,4 | 11,9 | 13,1 | − | 21,1 | 0,40 |
Vanguard Ger. All Cap ETF | IE00BG143G97 | 107 | 17,9 | 8,4 | − | − | 20,1 | 0,10 |
AuM = Assets under Management; p.a. = per annumQuelle: Morningstar, Stand per 20.9.2021Börsen-Zeitung |