Kursfeuerwerk

Wall Street bewertet VW neu

Das jüngste Kursfeuerwerk der Volkswagen-Stämme ist zum guten Teil auf hohe Umsätze mit ADRs zurückzuführen. Hochfliegende E-Mobilitätspläne rücken VW bei US-Anlegern in ein neues Licht.

Wall Street bewertet VW neu

ku Frankfurt

Die jüngsten Kurszuwächse der beiden Aktien des Volkswagen-Konzerns sind beeindruckend. In Szene gesetzt hat sich dabei vor allem die Stammaktie. Sie hat binnen Monatsfrist rund 48% hinzugewonnen, die im Dax vertretene Vorzugsaktie rund 31%. Allerdings gab es am Freitag auch wieder eine gewisse Normalisierung, die VW-Stammaktie büßte 14,2% ein.

Dass die Stammaktie so viel besser abgeschnitten hat, liegt vor allem daran, dass es sich um ein sehr marktenges Papier handelt. Nur ein kleiner Teil der Aktien, nämlich 7,3%, entfällt auf den Streubesitz. Darin enthalten sind auch noch diejenigen Anteile, die von Investmentfonds gehalten werden. Der Großteil der Aktien liegt in festen Händen, nämlich bei Großaktionär Porsche Automobil Holding (53,3%), dem Land Niedersachsen (20%) und dem Emirat Katar (17%).

Vielfach wird derzeit vermutet, dass bei Volkswagen ein über soziale Medien organisierter Hype amerikanischer Kleinanleger nach dem Vorbild der Gamestop-Aktie für Auftrieb sorgt. In der Tat zeigen die Handelsdaten, dass es nicht nur auf Xetra hohe Umsätze in der VW-Stammaktie gegeben hat, die an einigen Tagen in etwa das Zehnfache der sonst üblichen Volumina erreichte. Ähnliches ist bei den in den USA handelbaren Hinterlegungsscheinen, den American Depositary Receipts (ADRs), zu beobachten. Hier betrugen die Umsätze zeitweise mehr als das Zwölffache der üblichen Volumina, diese waren zeitweise sogar höher als die Umsätze der VW-Stammaktie auf Xetra (vgl. Grafik). Im amerikanischen außerbörslichen Over-the-Counter-Handel (OTC) sind zwei ADRs auf die Volkswagen-Stämme handelbar. Eines dieser Papiere ist besonders für Kleinanleger geeignet, es repräsentiert ein Zehntel einer VW-Stammaktie. Genau in diesem Papier hat es die hohen Umsätze gegeben. Es handelt sich dabei um sogenannte „Unsponsored ADRs“, die von amerikanischen Wertpapierverwahrern ohne Zustimmung der betroffenen ausländischen Aktiengesellschaft herausgegeben werden. Daher können sie auch nur außerbörslich gehandelt werden.

Allerdings deuten kaum Indizien auf eine zentral gesteuerte Manipulation durch gut organisierte Kleinanleger hin, wie es sie bei Gamestop gegeben hat. In den entsprechenden Reddit-Foren finden sich nur vergleichsweise wenige Diskussionsbeiträge zu Volkswagen.

Hinter dem neuesten Hype steckt letztlich etwas anderes: Es findet derzeit eine Neubewertung der extrem teuren Aktien aus dem Bereich der Elektromobilität statt, die auch von entsprechenden Studien kleinerer US-Wertpapierhäuser untermauert wird. So heißt es beispielsweise in einer Studie, Tesla komme auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von mehr als 1100, Volkswagen mit seinen hochfliegenden Plänen zur Elektromobilität nur auf 13,5. Die VW-Kursgewinne, die bei der marktengen Stammaktie naturgemäß sehr viel ausgeprägter sind, finden ihr Pendant in den Verlusten von Tesla. Die Aktie hat binnen Monatsfrist 18% eingebüßt, der S&P 500 im gleichen Zeitraum sein Niveau gehalten und die Nasdaq lediglich 5% abgegeben.

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