China

Yuan stürzt auf 14-Jahres-Tief zum Dollar ab

Chinas Notenbank stemmt sich bislang vergeblich gegen den scharfen Abwärtstrend des Yuan. Nun warnt sie heimische Unternehmen und Banken vor weiteren Baissespekulationen.

Yuan stürzt auf 14-Jahres-Tief zum Dollar ab

Von Norbert Hellmann, Schanghai

Die zur Wochenmitte weiter angeheizte globale Dollar-Rally setzt den chinesischen Yuan heftig unter Druck. Am Mittwoch öffnete der Handel in Schanghai bei 7,18 Yuan je Dollar, anschließend fiel die chinesische Valuta auf bis zu 7,2409 Yuan je Dollar zurück. Zum Ende des On­shore-Handels notierte sie zu 7,2268 Dollar. Damit steht der Yuan auf dem schwächsten Niveau seit 14 Jahren, als im Oktober 2008 die globale Finanzkrise ins Haus stand.

Im laufenden Jahr hat der Yuan gegenüber dem Greenback bereits um 13,8% abgewertet. Das bedeutet die stärkste Einbuße seit 1994. Der in Hongkong gehandelte Offshore-Yuan fiel um 0,9% auf 7,2416 zurück. Damit erreicht man den niedrigsten Punkt seit 2010, als Hongkongs Banken erstmals die offizielle Eröffnung von Yuan-Konten gestattet wurde, auf deren Einlagenbasis der Offshore-Handel stattfindet.

PBOC gibt Druck nach

Die People’s Bank of China (PBOC) findet sich wohl damit ab, dass der Abwärtstrend nicht gewaltsam mit einem marktfremden Referenzkurs gebrochen werden sollte, und zeigt mehr Bereitschaft, dem Druck im Handel stattzugeben. So orientierten die Währungshüter den handelstäglich gesetzten Mittelkurs zum Dollar wesentlich näher an der Marktvorgabe aus dem Spothandel des vorangegangenen Tages als in den vergangenen zwei Wochen. So ging der Yuan am Mittwoch mit einem Referenzkurs von 7,1107 bereits 0,54% schwächer an den Start als zum Fixing des Vortages bei 7,0722.

Marktteilnehmer betonen, dass die PBOC kein Interesse haben dürfte, sich allzu offensichtlich gegen eine Markttendenz zu stemmen, die sich in der gegenwärtig aufgeheizten Stimmung schwer abbremsen lässt. Dies könnte als ein Zeichen von Hilflosigkeit interpretiert werden und erst recht aggressive Baissespekulationen entfachen. Es sei sinnvoller, dem Markt seinen Lauf zu lassen und darauf zu setzen, dass eine mögliche Übertreibung bei Wetten auf einen stark fallenden Yuan eine umso energischere Gegenbewegung entfacht.

Seit Mitte September hat die PBOC mit der Senkung der Mindestreservequote für Fremdwährungsguthaben der Banken und zuletzt der Einführung einer Mindestreserve auf Dollar-Terminkäufe versucht, gegen den Yuan gerichtete Spekulationsgeschäfte zu erschweren und – geringfügig – zu verteuern. Mit diesen Maßnahmen erzielte sie allerdings nicht die erhoffte Bremswirkung für die Yuan-Abwertung. Am Mittwochabend Pekinger Zeit setzte sich die Notenbank dann allerdings anders in Szene und ließ eine verbale Ermahnung vom Stapel. Darin hieß es wörtlich: „Wettet nicht auf eine einseitige Abwertungs- oder Aufwertungsbewegung des Yuan, denn damit werden langfristig garantiert Verluste eingefahren.“

Die Warnung scheint sich dabei vor allem an heimische Unternehmen und Finanzinstitute zu richten, die sich mit Baissespekulationen positionieren. Dazu hieß es in dem Statement, dass wichtige Marktteilnehmer freiwillig dazu beitragen müssten, die Stabilität des Marktes zu wahren. Sie sollten entschlossen dazu beitragen, größere Wechselkursbewegungen „auszubügeln“. Zudem betonte die PBOC, dass sie jede Menge Erfahrung darin habe, externe Schocks abzufedern und die Markterwartungen effektiv zu steuern.

Im Vorfeld des Statements hatten die Währungshüter eine Telekonferenz mit Vertretern der wichtigsten Banken, die mit Kursquotierungen an der Ermittlung des täglichen Referenzkurses mitwirken, einberufen. Da es sich hier im Wesentlichen um staatskontrollierte Finanzinstitute handelt, gehen Analysten davon aus, dass die Standpauke der PBOC eine gewisse Wirkung erzielen dürfte. In jedem Fall ist die Notenbank offenbar bemüht, nach aller Möglichkeit ohne eine förmliche Intervention zur Stützung des Yuan mit dem Einsatz von Chinas Fremdwährungsreserven auszukommen.

Für die PBOC wäre eine sichtbare und wuchtige Intervention vor allem dann eine Schmach, wenn sie den Baissetrend doch nicht überzeugend stoppen würde. Gleichzeitig würde das von der Zentralbank hochgehaltene Credo unterlaufen, dass sich der Yuan im 2015 nochmals reformierten Wechselkurssystem im Rahmen eines „Managed Float“ überwiegend marktgetrieben in zweiseitiger Fluktuation bewegt und dabei aufgrund der fundamentalen Stärke der chinesischen Wirtschaft „langfristig stabil“ bleibt. Das soll bedeuten, dass Chinas Währung auch in schwierigen Marktzeiten keine Krücken in Form von Zentralbankinterventionen brauche, sondern auf Basis der Marktkräfte von allein rasch wieder zur Stärke neige.

Hang Seng im Bärenmarkt

An der Hongkonger Börse, die empfindlicher als die Festlandmärkte auf Dollar-Bewegungen und globale Rezessionsszenarien zu reagieren pflegt, verunsichert das jüngste Devisenmarktgeschehen die Anleger zunehmend. Am Mittwoch brach der Leitindex Hang Seng um 3,4% auf 17251 Punkte ein und liegt nun auf dem tiefsten Niveau seit Oktober 2011. Allein im September hat das Barometer schon 14% eingebüßt, wobei der Dollar-Trend eine entscheidende Rolle spielt. Seit Jahresbeginn weist der Hang Seng nun einen Rückgang um 26% auf und steckt mit einem Abstand zum 52-Wochen-Hoch von 34% mittlerweile tief im Bärenterritorium.

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